Dieses Blog durchsuchen

Rezension- Ich denke an Sie- Notker Wolf- Herder

Notker Wolf OSB, geb. 1940, war 15 Jahre Abtprimas der Benediktiner und weltweit der höchst Repräsentant des Ordens. Mittlerweile lebt er wieder in seinem Heimatkloster St. Ottilien und ist als Bestseller-Autor und Redner sehr gefragt.

Das vorliegende Buch trägt den Untertitel "Die Kunst, einfach da zu sein" und ist den "Einsamen- und denen, die dagegen kämpfen" gewidmet. 

Angeregt durch eine Presseartikel auf Spiegel Online, in dem Notker Wolf las, dass mehr als neun Millionen von knapp 66 Millionen Briten sich laut dem Roten Kreuz immer oder häufig einsam fühlten und ungefähr 200 00 ältere Menschen  nur maximal einmal im Monat  mit einem Freund oder Verwandten  ein Gespräch führen könnten, ist dieses Buch entstanden. 

Wir leben offenbar im Zeitalter der Einsamkeit.

Persönliche Einsamkeit könne früh schon auftreten und sie habe gewiss auch mit einer "Versingelisierung" der Gesellschaft“ zu tun. Doch Beziehungen ohne echte Inhalte könnten ebenfalls in die Einsamkeit führen. Die Vereinsamung vor den Computern und Smartphones sei hinreichend bekannt. Zudem erwähnt der Autor die Aushöhlung des Beziehungserlebens durch eine gewisse Abstumpfung, das ein Phänomen der sozialen Netzwerke sei. 

Der Benektiner erwähnt eine Studie der Soziologin Sherry Turkle, wonach die digitalen Medien echte soziale Bindungen verhinderten, die Einsamkeit nicht nur verstärkten, sondern sogar auslösten. 

Zum Durchbrechen von Einsamkeit gehöre die Erfahrung von Freundschaft und Geborgenheit.

Notker Wolf hat weltweit eine Vielzahl und  dabei sehr unterschiedliche Klöster kennengelernt und hier auch Mönche und Nonnen, die nicht miteinander, sondern nebeneinander lebten. Dennoch seien Klöster keine Horte der Einsamkeit, allein schon deshalb nicht, weil das Bewusstsein, dass Gott keinen verlässt gegen Einsamkeitsgefühle wirke und man sich durch dessen Nähe geborgen fühle. 

Geborgenheit sei ein entscheidendes Pfund gegen Einsamkeit. Wer sich in Gott geborgen wisse, der könne Abgeschiedenheit suchen. Die Einsamkeit in ihrer letzten Konsequenz werde durch die Nähe Gottes aufgehoben. Der Satz "Ich denke an Sie", der auch der Buchtitel ist, lasse den anderen spüren, dass da jemand sei, der uns beachte.

Einsamkeit manifestiere sich in bestimmten Formen des Ausgegrenztseins, des Vergessenswerdens. Gerade bei kranken und alten Menschen sei das ein großes Problem, dem man durch mehr Beachtung entgegenwirken kann. 

So gäbe es Einsamkeit, die aus einer Distanz sich selber gegenüber entstehe, weil wir mit unserem Körper hadern, wenn dieser nicht mehr so funktioniere, wie wir das gewohnt waren bislang. Sogar von sich selbst verlassen zu sein, ist bitter. Um der Verzweiflung zu entgehen, sollte man auf andere zugehen, denn nur das kann der Weg sein, der aus dem Dilemma herausführt. 

Da dies nicht für alle einfach ist, sollte man professionelle Berater aufsuchen, das können beispielsweise Psychologen aber auch Geistliche sein. 

Immer wieder nimmt Notker Wolf Bezug zu Gott, zu Gebeten, zur Sicherheit, die dem Gläubigen so vermittelt wird und die aus der Einsamkeit befreit. #Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den bedeutendsten Risikofaktoren für schlechte Gesundheit und frühen Tod. Achtsamkeitübungen können dem entgegenwirken. Anderen durch kleine Gesten das Gefühl zu geben, "Da ist jemand da", hilft durchaus und ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit. 

Dies und vieles mehr sensibilisiert die Leser "einfach da zu sein", wenn ein einsamer Mensch Zuwendung nötig hat, denn nicht jeder ist sich Gottes Nähe sicher. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König