Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Der Luther Effekt- 500 Jahre Protestantismus in der Welt- Hirmer

Dies ist der Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung "Der Luther Effekt- 500 Jahre Protestantismus in der Welt", die noch bis zum 5.11. im Deutschen Historischen Museum und dort im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt wird. 

Die Fragen, die durch die Ausstellung beantwortet werden sollen, haben die Ausstellungsmacher wie folgt formuliert: "Welche Spuren hinterließ Luther in anderen Konfessionen und Religionen? Wie veränderte sich der Protestantismus durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen unterschiedlichster Kulturen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt? "

Der vorliegende Katalog ist eine Reise in vier Kontinente und hier durch eine Zeitspanne, die sich über 5. Jahrhunderte erstreckt. Dabei verdeutlicht der reich bebilderte Band die globale Vielfalt und zudem die Konfliktpotentiale des Protestantismus, exemplarisch dargestellt an Deutschland, Schweden, den USA, Korea sowie an Tansania. 

Das Buch ist in sechs Kapitel untergliedert, als da sind: 
Reformationen
Ein Land, ein Glaube, die lutherische Großmacht Schweden 
Die Vereinigten Staaten von Amerika- das gelobte Land 
Korea- Boomland des Protestantismus 
Tansania-Mission und Selbstbestimmung 
Ausblick

Das Werk nimmt mit vier Grußworten seinen Anfang. Dabei stammt das erste Grußwort von Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin. 

In fünf Kapiteln schreiben jeweils drei Autoren zu den oben angezeigten Themen. Bloß im sechsten Kapitel gibt es nur einen Verfasser und zwar beantwortet Wolfgang Reinhard die Frage "Reformation Global ?"

Ulinka Rublack informiert über Reformationen in Europa und in diesem Zusammenhang über protestantische Werte und Kulturen. So entwickelten sich im 17. Jahrhundert in Europa durchaus lebendige, protestantische Kulturen, die zahlreiche Aspekte des menschlichen Erlebens sinnhaft strukturierten. Das stand dem herkömmlichen Verständnis des Calvinismus als sittenstrenge Verstandesreligion entgegen, machte den Protestantismus aber sympathischer. 

Man erfährt auch, dass sich Luther und der Züricher Reformator Ulrich Zwingli im Oktober 1529 in Marburg nicht auf eine gemeinsame Auslegung der Eucharistie verständigen konnten. Für die Schweizer war die Präsenz Christi im Abendmahl rein symbolisch, für Luther real. 

Kirchenkritiker wie John Wycliff und Johannes Hus hatten schon vor 1500 eine Kirchenreform gefordert und auch Humanisten drängten dazu. Durch Martin Luthers Kritik am Ablasswesen kam dann  endlich Bewegung in den Reformstau. 

Die Reformationen waren ein europäisches Phänomen, eines ihrer Ursprungsländer war Deutschland. Durch die europäische Expansion gelangte die Reformation auch nach Übersee. So verzahnten sich Politik und Religion, nicht immer zum Vorteil für den Ruf der Religion.

Aufgeklärt wird man über Reformwege, Lutheraner, Reformierte, Täufer, Anglikaner, Katholiken in ihrem reformerischen Bemühen. Zudem erfährt man Wissenswertes über die mit den Reformen verbundenen veränderten Lebenswelten, so etwa eine veränderte Haltung zur Sexualität. Die Ehe als Lebensform wurde durch die Reformation gestärkt. Sie entwickelte sich nun zum Fundament der Gesellschaft. Glaubenskriege und Auswanderungswellen innerhalb Europas und auch nach Übersee werden thematisiert, bevor die protestantische Entwicklung in Schweden, die USA, Korea und Tansania in Augenschein genommen werden. 

Spannend zu lesen sind nicht nur die Beiträge, sondern auch die Erläuterungen zu den unzähligen Exponaten. 

Ein beeindruckender Katalog zu einer Ausstellung,  die das 500 jährige Jubiläum würdig  zelebriert.

Mein Resümee: Es wird Zeit, dass sich die christlichen Kirchen wieder vereinen. Letztlich ist alles eine Frage des Konsenses und der gegenseitigen Toleranz. 

Empfehlenswert. 

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich
Onlinebestellung bitte hier klicken: Hirmer oder Amazon
Der Luthereffekt: 500 Jahre Protestantismus in der Welt (Religion)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen