Dieses wunderbare Buch von Papst Franziskus enthält einer Fülle kluger Gedanken, die man sich zu Eigen machen sollte, weil sie dazu verhelfen, Freude zu empfinden. Nach seiner Ansicht mangelt es der westlichen Gesellschaft an Poesie. Diese bedarf des Innehaltens, das notwendig ist, um genügend Zeit der Weisheit zu widmen. Die Kultur der Eile benötige ein Gegengewicht in der Kultur des Innehaltens. Papst Franziskus fordert deshalb gleich zu Beginn des Buches auf, innezuhalten.
Es sei notwendig, zum Staunen zu erwachen und es sei wichtig, dass Kinder spielen lernen, weil man nur dann in späteren Jahren beispielweise Gedichte schreiben und träumen könne. Es gehe darum, sich selbst zu finden, wahrhaftig und ehrlich, auch gütig zu sein und die Schönheit zu lieben. Nur so bestehe die Chance, eine gereifte Persönlichkeit zu erlangen und diese sei notwendig für die Begegnung mit Gott, die ja stets eine Gnade sei.
Papst Franziskus schreibt über gute und schlechte Einsamkeit und weshalb man ein wenig von der "guten Sorte" haben sollte. Des Weiteren schreibt er von der Kultur der Begegnung, die man pflegen möge, weil wir alle einen gemeinsamen Traum hätten, der uns daran erinnere, dass wir einander lieben. sollten.
Dann liest man vom Licht des Glaubens, das die Gegenwart erhelle und davon, was es bedeutet, im Dunkeln zu leben. Papst Franziskus zitiert Mutter Theresa, die einst sagte: "Wer auf seinem Lebensweg auch nur eine Fackel in der Dunkelheit eines anderen entzündet hat, hat nicht umsonst gelebt." Dies zu schaffen, ist oft schwerer als man zunächst annimmt.
Es gehe darum, von innen heraus zu lächeln. Eines der ersten Dinge, die all jenen geschehe, die sich von Gott abwenden, sei, dass sie ohne Lächeln werden. Lächeln erwachse aus der Hoffnung. Lernen müsse man aber auch zu weinen. Den Wert der Tränen, so Papst Franziskus, könne man durch das Weinen von Jesus erkennen, weil es Ausdruck von Mitgefühl sei.
Die Freude Gottes sei das Verzeihen. Auch das sollten wir erkennen und dass die Barmherzigkeit die wahre Kraft sei, die den Menschen und die Welt retten könne vor dem "Krebs" der Sünde, der moralischen Schlechtigkeit, der spirituellen Schlechtigkeit. Nur die Liebe könne die Leere füllen, die negativen Abgründe, die das Böse ins Herz und in die Geschichte reiße. Nur die Liebe bringe das zuwege, und das sei die Freude Gottes.
Es folgen bemerkenswerte Gedanken zur Freude und wie man zu dieser gelangen kann. Dazu gehört ein Katalog spiritueller Krankheiten, vor denen man sich hüten sollte. Diese 15 Krankheiten erläutert Papst Franziskus ausführlich.
Um nur drei dieser Krankheiten zu nennen:
- Die Krankheit der geistigen und spirituellen Versteinerung. Sie beträfe all jene, die ein Herz aus Stein haben, einen "Betonschädel" sozusagen. Menschen, die auf ihrem Lebensweg die innere Gelassenheit einbüßten, die Lebendigkeit und Kühnheit.
- Die Krankheit von Klatsch, Tratsch und Geschwätz. Sie mache Menschen zum "Sämann der Zwietracht" und häufig auch zum "kaltblütigen Mörder" am Ruf der Kollegen und Mitmenschen.
-Die Krankheit der Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen. Hierzu zähle auch, wenn man aus Eifersucht oder Verschlagenheit Freude empfindet, wenn der andere strauchelt, statt ihm die Hand zu reichen und ihn zu ermutigen.
Weiter reflektiert Papst Franziskus all das, was uns von der Traurigkeit befreit. Es sei der Ehrgeiz und die Rivalität, die unsere Gemeinschaft untergrabe, auch das mangelnde Vertrauen und die Selbstbezogenheit, all das mache traurig und lasse keine Freude aufkommen. Es gehe darum, Steine aus dem Weg zu räumen, die Traurigkeit verursachten, so etwa die üble Nachrede und der Neid, die gleichbedeutend sind mit dem Tod.
Papst Franziskus berichtet, dass er kurz vor dem Einschlafen überlege, was den ganzen Tag über in seinem Herzen geschehen sei, welche Gefühle er in bestimmten Situationen gehabt habe. Sich seiner Gefühle bewusst zu sein, sei wichtig, damit hässliche Dinge nicht wieder passieren.
Die Trägheit der Herzens sei das Gift, das die Seele nicht leben lasse. Leben lässt uns die Freude. Diese komme nicht von den Dingen, sondern sie entstehe in Begegnungen, aus der Beziehung zu anderen, aus dem Sich-akzeptiert-Fühlen, dem Verstehen und Lieben. Freude entstünde aus der Unentgeltlichkeit der Begegnung.
Im Kapitel "Wenn du gute Fragen stellst, wirst du Antworten finden" antwortet Papst Franziskus einer Studentin, die ihn fragt, ob es Liebe ohne Eigeninteresse gibt, sehr ausführlich und sagt u.a. "Wer liebt, ist nicht auf Eigeninteressen aus. Der Lohn ist die Liebe selbst, die Tatsache, dass man liebt." Für ihn ist der Weg der Liebe der einzige, der uns Gewissheit gibt, dass wir keine Egoisten sind.
Weiter schreibt Papst Franziskus darüber, dass alles in Beziehung zueinander stehe, nur die Liebe den Hass auslösche, man als Liebender die Hoffnung sei, die notwendig sei, um Gerechtigkeit herzustellen, weil ihr Gegenteil spirituelle Verelendung verursache mit all den bitteren Folgen für uns Menschen. Liebe sei stärker als Verfall.
Man müsse erkennen, dass man gemeinsam weiter komme, dass Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung Kardinaltugenden sind. Sie müssen die Gerechtigkeit begleiten, wenn wir das Dunkel der Welt, in der es kein Lächeln gibt, überwinden wollen.
Schlussendlich zeigt Papst Franziskus wie man ein Lächeln schenkt. So sei es die Freundlichkeit, die uns vor der Grausamkeit, die mitunter die menschlichen Beziehungen prägen, schütze. Die Freundlichkeit erleichtere das Streben nach Konsens und eröffne neue Wege, wo Verbitterung längst alle Brücken abgebrochen habe.
Zu Ende des Buches wartet seine Heiligkeit noch mit einigen Gebeten auf und ein Interview mit ihm beschließt diese Publikation, die verdeutlicht, dass ein von Herzen kommendes Lächeln ein Ja zum Mitmenschen ist, das die Selbstsucht überwindet. Selbstsucht, so die Quintessens des Buches, verhindert Freude und lässt all die spirituellen Krankheiten gedeihen, die der Welt und ihren Bewohner unendlich schaden.
Maximal empfehlenswert.
Helga König