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Rezension: Ich wünsche dir ein Lächeln-Zur Freude zurückkehren- Papst Franziskus- Kösel



Dieses wunderbare Buch von Papst Franziskus enthält einer Fülle kluger Gedanken, die man sich zu Eigen machen sollte, weil sie dazu verhelfen, Freude zu empfinden. Nach seiner Ansicht mangelt es der westlichen Gesellschaft an Poesie. Diese bedarf des Innehaltens, das notwendig ist, um genügend Zeit der Weisheit zu widmen. Die Kultur der Eile benötige ein Gegengewicht in der Kultur des Innehaltens. Papst Franziskus fordert deshalb gleich zu Beginn des Buches auf, innezuhalten. 

Es sei notwendig, zum Staunen zu erwachen und es sei wichtig, dass Kinder spielen lernen, weil man nur dann in späteren Jahren beispielweise Gedichte schreiben und träumen könne. Es gehe darum, sich selbst zu finden, wahrhaftig und ehrlich, auch gütig zu sein und die Schönheit zu lieben. Nur so bestehe die Chance, eine gereifte Persönlichkeit zu erlangen und diese sei notwendig für die Begegnung mit Gott, die ja stets eine Gnade sei. 

Papst Franziskus schreibt über gute und schlechte Einsamkeit und weshalb man ein wenig von der "guten Sorte" haben sollte. Des Weiteren schreibt er von der Kultur der Begegnung, die man pflegen möge, weil wir alle einen gemeinsamen Traum hätten, der uns daran erinnere, dass wir einander lieben. sollten. 

Dann liest man vom Licht des Glaubens, das die Gegenwart erhelle und davon, was es bedeutet, im Dunkeln zu leben. Papst Franziskus zitiert Mutter Theresa, die einst sagte: "Wer auf seinem Lebensweg auch nur eine Fackel in der Dunkelheit eines anderen entzündet hat, hat nicht umsonst gelebt." Dies zu schaffen, ist oft schwerer als man zunächst annimmt.

Es gehe darum, von innen heraus zu lächeln. Eines der ersten Dinge, die all jenen geschehe, die sich von Gott abwenden, sei, dass sie ohne Lächeln werden. Lächeln erwachse aus der Hoffnung. Lernen müsse man aber auch zu weinen. Den Wert der Tränen, so Papst Franziskus, könne man durch das Weinen von Jesus erkennen, weil es Ausdruck von Mitgefühl sei. 

Die Freude Gottes sei das Verzeihen. Auch das sollten wir erkennen und dass die Barmherzigkeit die wahre Kraft sei, die den Menschen und die Welt retten könne vor dem "Krebs" der Sünde, der moralischen Schlechtigkeit, der spirituellen Schlechtigkeit. Nur die Liebe könne die Leere füllen, die negativen Abgründe, die das Böse ins Herz und in die Geschichte reiße. Nur die Liebe bringe das zuwege, und das sei die Freude Gottes. 

Es folgen bemerkenswerte Gedanken zur Freude und wie man zu dieser gelangen kann. Dazu gehört ein Katalog spiritueller Krankheiten, vor denen man sich hüten sollte. Diese 15 Krankheiten erläutert Papst Franziskus ausführlich. 

Um nur drei dieser Krankheiten zu nennen: 

- Die Krankheit der geistigen und spirituellen Versteinerung. Sie beträfe all jene, die ein Herz aus Stein haben, einen "Betonschädel" sozusagen. Menschen, die auf ihrem Lebensweg die innere Gelassenheit einbüßten, die Lebendigkeit und Kühnheit. 

- Die Krankheit von Klatsch, Tratsch und Geschwätz. Sie mache Menschen zum "Sämann der Zwietracht" und häufig auch zum "kaltblütigen Mörder" am Ruf der Kollegen und Mitmenschen. 

-Die Krankheit der Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen. Hierzu zähle auch, wenn man aus Eifersucht oder Verschlagenheit Freude empfindet, wenn der andere strauchelt, statt ihm die Hand zu reichen und ihn zu ermutigen. 

Weiter reflektiert Papst Franziskus all das, was uns von der Traurigkeit befreit. Es sei der Ehrgeiz und die Rivalität, die unsere Gemeinschaft untergrabe, auch das mangelnde Vertrauen und die Selbstbezogenheit, all das mache traurig und lasse keine Freude aufkommen. Es gehe darum, Steine aus dem Weg zu räumen, die Traurigkeit verursachten, so etwa die üble Nachrede und der Neid, die gleichbedeutend  sind mit dem Tod.

Papst Franziskus berichtet, dass er kurz vor dem Einschlafen überlege, was den ganzen Tag über in seinem Herzen geschehen sei, welche Gefühle er in bestimmten Situationen gehabt habe. Sich seiner Gefühle bewusst zu sein, sei wichtig, damit hässliche Dinge nicht wieder passieren. 

Die Trägheit der Herzens sei das Gift, das die Seele nicht leben lasse. Leben lässt uns die Freude. Diese komme nicht von den Dingen, sondern sie entstehe in Begegnungen, aus der Beziehung zu anderen, aus dem Sich-akzeptiert-Fühlen, dem Verstehen und Lieben. Freude entstünde aus der Unentgeltlichkeit der Begegnung. 

Im Kapitel "Wenn du gute Fragen stellst, wirst du Antworten finden" antwortet Papst Franziskus einer Studentin, die ihn fragt, ob es Liebe ohne Eigeninteresse gibt, sehr ausführlich und sagt u.a. "Wer liebt, ist nicht auf Eigeninteressen aus. Der Lohn ist die Liebe selbst, die Tatsache, dass man liebt." Für ihn ist der Weg der Liebe der einzige, der uns Gewissheit gibt, dass wir keine Egoisten sind. 

Weiter schreibt Papst Franziskus darüber, dass alles in Beziehung zueinander stehe, nur die Liebe den Hass auslösche, man als Liebender die Hoffnung sei, die notwendig sei, um Gerechtigkeit herzustellen, weil ihr Gegenteil spirituelle Verelendung verursache mit all den bitteren Folgen für uns Menschen. Liebe sei stärker als Verfall. 

Man müsse erkennen, dass man gemeinsam weiter komme, dass Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung Kardinaltugenden sind. Sie müssen die Gerechtigkeit begleiten, wenn wir das Dunkel der Welt, in der es kein Lächeln gibt, überwinden wollen. 

Schlussendlich zeigt Papst Franziskus wie man ein Lächeln schenkt. So sei es die Freundlichkeit, die uns vor der Grausamkeit, die mitunter die menschlichen Beziehungen prägen, schütze. Die Freundlichkeit erleichtere das Streben nach Konsens und eröffne neue Wege, wo Verbitterung längst alle Brücken abgebrochen habe.

Zu Ende des Buches wartet seine Heiligkeit noch mit einigen Gebeten auf und ein Interview mit ihm beschließt diese Publikation, die verdeutlicht, dass ein von Herzen kommendes Lächeln ein Ja zum Mitmenschen ist, das die Selbstsucht überwindet. Selbstsucht, so die Quintessens des Buches, verhindert Freude und lässt all die spirituellen Krankheiten gedeihen, die der Welt und ihren Bewohner unendlich schaden.

Maximal empfehlenswert.
Helga König

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Rezension: Das Leben wertschätzen- Petra Altmann- Butzon & Bercker



Dr. Petra Altmann ist freie Journalistin und Buchautorin. In ihren rund 30 Buchveröffentlichungen befasst sie sich schwerpunktmäßig mit Lebenswerten und Traditionen, die für unser heutiges Leben bedeutsam sind. 

Das vorliegende, zauberhaft illustrierte Werk ist in drei große Abschnitte untergliedert: 

-Werte, die für jeden einzelnen wichtig sind 
-Werte, die das Leben mit anderen bereichern 
-Werte für ein ausgeglichenes und zufriedenes Leben 

Insgesamt werden 30 Werte beschrieben ohne die unsere Gesellschaft, laut der Autorin,  nicht funktionsfähig wäre. Dem stimme ich übrigens zu.

Im ersten Abschnitt geht es zuallererst um "Verantwortung". Dieser sollte man sich stets bewusst sein, nicht zuletzt weil verantwortungsloses Verhalten mitunter eine Kette negativer Folgen auslöse. Diesem Impuls folgt jener der "Aufrichtigkeit". Gefallen hat mir der Hinweis, dass in besagtem Begriff das Wort "aufrecht" steckt. Wer nichts zu verbergen hat, kann anderen aufrecht in die Augen schauen, ist so auch selbstbewusster und kann  seine Positionen, ohne sich zu biegen, auch vertreten. 

Zu den Werten im ersten Abschnitt gehört auch die "Friedfertigkeit". Was dies bedeutet? Sich nicht provozieren zu lassen, sondern anderen die Hand zur Versöhnung reichen, d.h. auf den anderen zuzugehen und so Frieden zu stiften. Dies wird im Hier und Heute leider oft vergessen. Viele sind auf Konflikt gebürstet. Das erlebt man nicht nur in den sozialen Medien fast täglich. 

Seite für Seite wird man in diesem Buch mit klugen Gedanken konfrontiert und kann sich auch in Zitate von Dichtern und Denkern vertiefen, die Bezug nehmen auf die vorgestellten Werte. Bei dem Wert " Maß halten" erinnert Petra Altmann an den heiligen Benedikt, der das "rechte Maß" zum Motto seines Lebens und zum Leitmotiv seiner Mitbrüder erhob. 

Im 2. Abschnitt dann werden Werte wie "Respekt", "Freiheit", "Toleranz üben" vorgestellt. Zudem "Vertrauen", "Freundschaft" und die "Liebe". Gefallen hat mir, dass der Wert der "Barmherzigkeit" in diesem Abschnitt auch thematisiert wird. Die Autorin zitiert das Matthäusevangelium 5,7 "Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen"  und erklärt mit drei Worten, was man unter diesem Wert zu verstehen hat. Dann ist da auch noch der Wert "Andere motivieren und fördern". Es stimmt, es ist eine wesentliche Aufgabe von jedem von uns, Begabung zu fördern und Chancen zu bieten. Es ist auch wahr, dass jeder in unserer Gesellschaft dafür Verantwortung trägt. Wie oft wird das leider vergessen?  Wie oft steht das Ego im Vordergrund?

Im Abschnitt 3 dann werden Werte vorgestellt, die ich im Zusammenleben für essentiell halte, allen voran die "Zuverlässigkeit", die anderen Sicherheit gibt. Nichts schlimmer als Menschen, auf die man sich nicht verlassen kann. Für Kinder, deren Eltern unzuverlässig sind, ist dies desaströs. Eine Gesellschaft mit unzuverlässigen Politikern geht zu Grunde, sofern sie nicht rechtzeitig abgewählt werden.

"Beständigkeit" ist ein Wert, dem die Benediktiner verpflichtet sind. Dieser Wert ist in Zeiten immerfort geforderter Mobilität eine Kostbarkeit. Es geht aber dabei nicht nur darum, nicht ständig von einem Ort zum anderen zu streben, sondern u. auch darum, einen Menschen nicht gleich zu verlassen, wenn sich Reibungspunkte ergeben. Die Unbeständigkeit eines Menschen zeigt sich in vielen Dingen und Menschen, die ihr Fähnchen nicht mit jedem Wind drehen, sind eine Kostbarkeit. 

Es freut mich, dass Petra Altmann auch gute Gedanken zu meinem Lieblingswert, der "Gerechtigkeit" in ihrem Buch Raum geschenkt hat, denn das meiste Unheil auf dieser Welt basiert auf mangelnder Gerechtigkeit. 

Schön auch, dass die Gastfreundschaft nicht unerwähnt bleibt. Hier weist Petra Altmann abermals auf den heiligen Benedikt hin, der Gäste als ein Geschenk betrachtete und nicht als lästige Verpflichtung.

Was noch? Die Lebensfreude, die beflügelt und die Erkenntnis "Wer Freude am Leben hat, wird immer dankbar sein. Für Werte, die das Leben täglich für ihn bereithält."

Ein kluges und dabei sehr schönes Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. Inspiriert wird man bereits nach wenigen Sätzen.

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Rezension: Und die Liebe hört niemals auf- Paulo Coelho- Diogenes


Der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho hat sich eines Textes des schottischen Denkers Henry Drummond (1851-1897) angenommen, den dieser unter dem Titel "The Greatest Thing in the World" 1874 veröffentlicht hat. Der Text befasst sich mit der Bedeutung des Hohelieds der Liebe (1. Korinther 13) im Neuen Testament. 

Paulo Coelho schreibt über die neun Bestandteile der Liebe und zwar konkret über Geduld, Wohlwollen, Großzügigkeit, Demut, Anstand, Selbstlosigkeit, Duldsamkeit, Arglosigkeit und Aufrichtigkeit.  Diese Elemente sollen das "Höchste Gut" in der Seele eines solchen Menschen bilden, der der Welt und zugleich Gott nahe sein möchte. 

Coelho reflektiert besagte einzelnen Bestandteile und schreibt u.a., dass Liebe, die mit der Liebe anderer konkurriert, rechthaberisch und neiderfüllt sei. Missgunst und Neid würden stets auf die Gelegenheit warten, alles zu vernichten, was andere tun, selbst wenn es gut für den Neider oder Missgünstigen sei. 

Die Liebe lasse sich nicht erbittern. Unsere Seele werde sanfter, wenn wir Liebe hineingeben, denn Liebe läutere und verändere alles. Sie treibe aus, was falsch sei, erneuere, regeneriere und baue das Innere des Menschen wieder auf. Insofern ist Liebe Lebenskraft. 

Wichtig ist, Freude zu schenken und Neid als auch Gleichgültigkeit nicht zu fürchten.  Letzteres muss man erst mal lernen.

Paulo Coelho schreibt in seinem Text über die Liebe auch, dass Arglosigkeit, ein Bestandteil der Liebe, uns schütze. Diesen Gedanken mitzugehen, fällt mir schwer aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen, denn Arglosigkeit und blindes Vertrauen hat zu großen Verwerfungen in meinem Leben geführt. 

Mit dem Autor bin ich der Ansicht, dass es wichtig ist, lieben zu lernen, weil Liebe der reiche, starke und großzügige Ausdruck unseres Lebens- die vollkommen entfaltete Persönlichkeit ist. 

Liebe mache unsterblich, weil die Liebe ewig sei und niemals aufhöre. Wenn alles vergänglich ist und nur die Liebe bleibt, macht es viel Sinn sie zu leben, täglich und immerfort, wissend, dass nur sie wahrhaftig ist und vor der Dunkelheit rettet. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension- Ich denke an Sie- Notker Wolf- Herder

Notker Wolf OSB, geb. 1940, war 15 Jahre Abtprimas der Benediktiner und weltweit der höchst Repräsentant des Ordens. Mittlerweile lebt er wieder in seinem Heimatkloster St. Ottilien und ist als Bestseller-Autor und Redner sehr gefragt.

Das vorliegende Buch trägt den Untertitel "Die Kunst, einfach da zu sein" und ist den "Einsamen- und denen, die dagegen kämpfen" gewidmet. 

Angeregt durch eine Presseartikel auf Spiegel Online, in dem Notker Wolf las, dass mehr als neun Millionen von knapp 66 Millionen Briten sich laut dem Roten Kreuz immer oder häufig einsam fühlten und ungefähr 200 00 ältere Menschen  nur maximal einmal im Monat  mit einem Freund oder Verwandten  ein Gespräch führen könnten, ist dieses Buch entstanden. 

Wir leben offenbar im Zeitalter der Einsamkeit.

Persönliche Einsamkeit könne früh schon auftreten und sie habe gewiss auch mit einer "Versingelisierung" der Gesellschaft“ zu tun. Doch Beziehungen ohne echte Inhalte könnten ebenfalls in die Einsamkeit führen. Die Vereinsamung vor den Computern und Smartphones sei hinreichend bekannt. Zudem erwähnt der Autor die Aushöhlung des Beziehungserlebens durch eine gewisse Abstumpfung, das ein Phänomen der sozialen Netzwerke sei. 

Der Benektiner erwähnt eine Studie der Soziologin Sherry Turkle, wonach die digitalen Medien echte soziale Bindungen verhinderten, die Einsamkeit nicht nur verstärkten, sondern sogar auslösten. 

Zum Durchbrechen von Einsamkeit gehöre die Erfahrung von Freundschaft und Geborgenheit.

Notker Wolf hat weltweit eine Vielzahl und  dabei sehr unterschiedliche Klöster kennengelernt und hier auch Mönche und Nonnen, die nicht miteinander, sondern nebeneinander lebten. Dennoch seien Klöster keine Horte der Einsamkeit, allein schon deshalb nicht, weil das Bewusstsein, dass Gott keinen verlässt gegen Einsamkeitsgefühle wirke und man sich durch dessen Nähe geborgen fühle. 

Geborgenheit sei ein entscheidendes Pfund gegen Einsamkeit. Wer sich in Gott geborgen wisse, der könne Abgeschiedenheit suchen. Die Einsamkeit in ihrer letzten Konsequenz werde durch die Nähe Gottes aufgehoben. Der Satz "Ich denke an Sie", der auch der Buchtitel ist, lasse den anderen spüren, dass da jemand sei, der uns beachte.

Einsamkeit manifestiere sich in bestimmten Formen des Ausgegrenztseins, des Vergessenswerdens. Gerade bei kranken und alten Menschen sei das ein großes Problem, dem man durch mehr Beachtung entgegenwirken kann. 

So gäbe es Einsamkeit, die aus einer Distanz sich selber gegenüber entstehe, weil wir mit unserem Körper hadern, wenn dieser nicht mehr so funktioniere, wie wir das gewohnt waren bislang. Sogar von sich selbst verlassen zu sein, ist bitter. Um der Verzweiflung zu entgehen, sollte man auf andere zugehen, denn nur das kann der Weg sein, der aus dem Dilemma herausführt. 

Da dies nicht für alle einfach ist, sollte man professionelle Berater aufsuchen, das können beispielsweise Psychologen aber auch Geistliche sein. 

Immer wieder nimmt Notker Wolf Bezug zu Gott, zu Gebeten, zur Sicherheit, die dem Gläubigen so vermittelt wird und die aus der Einsamkeit befreit. #Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den bedeutendsten Risikofaktoren für schlechte Gesundheit und frühen Tod. Achtsamkeitübungen können dem entgegenwirken. Anderen durch kleine Gesten das Gefühl zu geben, "Da ist jemand da", hilft durchaus und ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit. 

Dies und vieles mehr sensibilisiert die Leser "einfach da zu sein", wenn ein einsamer Mensch Zuwendung nötig hat, denn nicht jeder ist sich Gottes Nähe sicher. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Rezension: Wie hältst DU`s mit der Religion- 75 Fragen an Anselm Grün- Vier-Türme-Verlag



Anlässlich des 75. Geburtstags von Anselm Grün am 14. Januar 2020  stellt Winfried Nonhoff 75 Fragen zur Religion an den promovierten Benediktinermönch. Die Fragen und Antworten sollen dazu anregen, das Wissen und die orientierenden Botschaften des Glaubens neu und staunend zur Kenntnis zu nehmen. 

Zugeordnet sind die Fragen den Themen: 
Glaube 
Gott 
Bibel 
Jesus 
Mensch 
Tod/Ewig 
Praxis
Kirche 

Es ist nicht notwendig, die Fragen und Antworten chronologisch zu lesen, sondern es macht mehr Sinn, bei der Frage einzusteigen, über die man spontan zuallererst nachdenken möchte. Die Antworten von Anselm Grün betrachte ich als Denkhilfen.

Begonnen habe ich die Lektüre mit einer Frage und Antwort aus dem Themenbereich "Praxis". Hier liest man "Gibt es ein christliches Lebensprofil mit bestimmten Grundhaltungen? Kann man immerzu lieben?". Anselm Grün nennt zunächst den Apostel Paulus, der im 1. Korintherbrief drei Grundhaltungen des Christentums beschrieben hat. Es handelt sich hierbei um #Glaube, #Liebe und #Hoffnung. Zu diesen drei Grundhaltungen liest man in der Antwort sehr Nachdenkenswertes, liest in Bezug auf die Liebe auch Notwendiges über #Abgrenzung, ohne die Liebe zwischen Menschen auf Dauer offenbar nicht möglich ist. 

Spannend auch sind die Antworten zu den Fragen, was #Frömmigkeit und was #Spiritualität ist. 

Mich haben einige Fragen und Antworten zum Thema "Glaube“ näher beschäftigt. So etwas die Fragen "Schließt der Glaube den Zweifel aus?" oder auch "Was ist Gnade?". Bei der Antwort der zweiten Frage verweist Anselm Grün auf Thomas von Aquin, der den Satz formulierte "Die Gnade setzt die Natur voraus." Wie Pater Anselm schreibt, ist es unsere Aufgabe, unsere natürlichen Gaben zu entfalten. Erst wenn wir mit unserer Natur, unseren Fähigkeiten und menschlichen Bedürfnissen gut umgehen, könne die Gnade Gottes die Natur erheben und befruchten. 

Zum Thema "Gott" sind die Fragen und Antworten sehr komplex. Besonders wichtig finde ich die Antwort auf die Frage "Ist Gott Liebe?" Hier geht Anselm Grün zunächst auf die Begriffe "Philia", "Eros" und "Agape" ein . Gott ist "Agape", die reine Liebe, die den gesamten Kosmos durchdringt. Wer an ihn glaube, für den sei die Quelle spürbar. 

Die Urversuchung des Menschen sei, so zu sein wie Gott. Sobald sich der Mensch auf diese Weise erhöht, handelt er böse an anderen Menschen. Die Tiefendimension des Bösen, von der man im Buch auch Wissenswertes erfährt, begegnet uns wie ein Sog, der nach Anselm Grün keine selbstständige Macht sei, sondern erzeugt werde durch unbewusste Vorgänge im Menschen. 

Aufgabe von uns alles sei, sich nicht vom Bösen bestimmen zu lassen, nicht dem Ungeist der Rache, Verleumdung und Kränkung zu verfallen, sondern aus dem Geist der Liebe heraus zu handeln. 

Es führt zu weit im Rahmen dieser Rezension alle 75 Fragen und Antworten zu streifen.

"Was bedeutet Erlösung?" und "Was heißt Sünde?" Wenn Sie darüber und vieles andere mehr wissen möchten, sollten Sie das vorliegende Buch lesen. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Rezension: Der kleine Mönch im Alltag- Anselm Grün/ Madeleine Debrêl - Herder



"Wenn du schreist, wird dein Nachbar taub." Madeleine Debrêl

Im Vorwort zu diesem lesenswerten, hübsch illustrierten Buch berichtet Anselm Grün den Lesern, wer Madeleine Debrêl war, denn er hat ihren Klassiker "Der kleine Mönch" neu entdeckt und ihren Merksätzen sehr nachdenkliche Kommentare hinzugefügt. 

Madeleine wurde 1904 in der Dordogne geboren, besuchte später Philosophievorlesungen an der Sorbonne, befasste sich mit den Schriften von Friedrich Nietzsche und stand dem Glauben zunächst ablehnend gegenüber. Als sie sich in einen Studenten verliebte, der tiefgläubig war, öffnete sie sich dem Glauben und machte nach der Trennung von ihm- er trat dem Dominikanerorden bei- eine tiefe Gotteserfahrung. 

Damals entschied sie sich mit ihren Freundinnen eine Gemeinschaft zu gründen - außerhalb von Klostermauern - und als "Ordensfrauen ohne Titel" ein Leben in Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam zu führen, sowie das Evangelium zu leben. 

Die Gemeinschaft gründete sie 1933 im Südosten von Paris und arbeitete als Sozialarbeiterin. In diesem Zusammenhang setzte sie sich für die Belange der Arbeiter und ihren Familien ein. 

Im Laufe ihres Lebens schrieb sie zahlreiche Gedichte, Notizen, Aufsätze und Briefe, auch ein Buch. In ihrem Nachlass befand sich  dann schließlich  "Der kleine Mönch", eine Sammlung von Aphorismen über das geistliche Leben. Madeleine Debrêl starb, bevor sie die Sentenzen in Druck geben konnte. 

"Der kleine Mönch" besteht aus Merksätzen. Es handelt es um Einsichten, die er unterwegs über das Leben als Christ gewonnen hat. Auf die Merksätze folgt ein kurzer Hinweis zur Situation, in der er sie verfasst hat. 

Pater Anselm Grün übersetzt in seinen Kommentaren diese Sätze in unser Leben von heute, in unser Ringen um einen geistigen Weg mitten in unsere Welt, wie er schreibt. 

Besonders gut gefallen hat mir der Merksatz "Wenn du den anderen nur ähnlich bist, bringst du ihnen nichts sehr Neues".

Natürlich ist es spannend zu lesen, wie Anselm Grün diesen Gedanken  und andere von Madeleine Debrêl näher ausführt,  sowie die Leser daran erinnert,  wie wichtig spirituelles Denken ist.

 Ein Büchlein, das ich gerne weiterempfehle. 

Helga König

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Rezension: Den Zweifel umarmen-Die eigene Krise als Zeichen des Vorankommens- Anselm Grün-Kösel

Der Benediktinermönch PA Dr. Anselm Grün befasst sich in diesem Buch mit dem Phänomen des Zweifels. Dabei denkt er darüber nach wie Glauben und Zweifel zusammengehören, wie sie einander ergänzen und wo Zweifel uns am Leben und am Glauben hindert, aber auch wie wir mit der Verzweiflung umgehen, die mitunter über uns kommt.

Für den französischen Theologen Abaelard war es notwendig, wie Anselm Grün schreibt, alle philosophischen Grundsätze, auch die Sätze des Glaubens anzuzweifeln, um auf diese Weise genauer zu erkennen, was die eigentliche Wahrheit ist.

Man erfährt weiter, dass die Philosophie verschiedene Formen des Zweifels unterscheidet und benennt diese dann auch. Erwähnt wird René Decartes, der den Zweifel zum methodischen Prinzip erhoben hat. Auch der Sozialphilosoph Max Weber und die Physiker Heisenberg und Pauli haben gezweifelt, wie übrigens alle, die sich nicht zufrieden geben mit bisherigen Erkenntnissen. Damit wird sichtbar, dass der Zweifel wie ein Motor die Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler angetrieben hat, stets weiter zu forschen. Ohne Zweifel, so Pater Anselm, hätten wir den heutigen Wissensstand nicht erreicht.

Der Autor reflektiert in der Folge den Zweifel in Beziehungen, an der Fähigkeit der Mitarbeiter und an sich selbst. Dabei sind Grundzweifel nicht zwingend im Verhalten anderer begründet. Es gäbe gewisse Unsicherheiten, die einfach zu uns gehören.

Der Autor zeigt an Beispielen, wie man mit diesen Zweifeln umgeht und vergisst dabei nicht, den Glauben an Gott ins Spiel zu bringen, der den gläubigen Menschen in solchen Situationen stärkt. Doch auch der Zweifel am Glauben ist ein Thema und hier wartet Anselm Grün mit biblischen Beispielen auf.

Der Prediger Kohelet war ein typischer Zweifler. Er zweifelte alles an und war davon überzeugt, dass uns Menschen nichts trägt, alles nur Windhauch sei und wir alle das Geheimnis Gottes nicht entziffern können. Wer wie Kohelet zweifelt und erkennt, dass man sich auf nichts Irdisches wirklich verlassen kann, sollte nach Auffassung des Benediktinermönchs auf Gottes Schutz vertrauen, der uns nicht aus der Hand fallen lässt. 

Ich möchte an dieser Stelle nicht alle biblischen Beispiele, die im Buch aufgeführt sind, benennen, doch erwähnen, dass jedes Beispiel  dem Leser hilft, mit eigenen Zweifeln-  auch, was den Glauben anbelangt-, besser umgehen zu können.

Der suchende Geist, gehe stets über den Zweifel und suche nach neuen Antworten, nach neuen Worten, um den alten Glauben heute angemessen zum Ausdruck zu bringen. Pater Anselm zeigt an Beispielen, weshalb der Zweifel den Glauben stärkt, empfiehlt im Zweifel eine Herausforderung zu sehen und durch ihn hindurchzugehen, um in den Grund der Seele und damit in den Grund der Welt, in den Urgrund zu gelangen, in dem alles eins ist.

Dass es einen Zweifel gibt, den Glauben abwehrt, wird auch erörtert und auch der Zweifel in Krankheit und Not kommt zur Sprache. Hier geht es darum, zu erkennen, dass unser Selbst mehr als die Gesundheit ist.

Wie man mit Zweifeln von Kindern umgeht und was man unter Verzweiflung als Grunderfahrung des Menschen zu verstehen hat, wird ebenfalls beleuchtet.

Verzweiflung kann zum inneren Zusammenbruch führen, manchmal sogar zum Suizid. Sofern ein wichtiger Grund, auf dem wir unser Leben aufgebaut haben, wegbricht, sollten wir noch tiefer graben, bis wir zu einem Grund kommen, der nicht mehr wegbrechen kann. Es handelt sich hierbei um den Grund der Seele, in dem wir eins sind mit Gott, schreibt Anselm Grün.

Wohl dem, der den Glauben und das Vertrauen in Gott nicht verloren hat und deshalb nicht restlos auf sich selbst zurückgeworfen ist.


Sehr empfehlenswert

Helga König

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Den Zweifel umarmen: Die eigene Krise als Zeichen des Vorankommens

Rezension: Die Fesseln lösen- Wege aus der Opferrolle- Anselm Grün- Vier Türme-Verlag

Der Benediktinermönch Pater Dr. #Anselm_Grün hat ein weiteres, zum Nachdenken anregendes Buch geschrieben. Es trägt den Titel "Die Fesseln lösen- Wege aus der Opferrolle". Wie so oft enthält auch dieses Werk psychologische aber auch spirituelle und biblische Überlegungen im Hinblick auf das fokussierte Thema. Diesmal geht es um Menschen, die wirklich #Opfer geworden sind und als Opfer gewürdigt werden müssen, aber auch um jene, die die #Opferrolle nur einnehmen, um Vorteile zu erzielen, zudem um Täter und die Frage, weshalb sie Opfer geworden sind. Insgesamt geht es um #Verwandlung und #Heilung, damit man wieder frei wird. 

Nach der mehrseitigen Einleitung ist das Werk in sechs Kapitel untergliedert. Anselm Grün lässt seine Leser wissen, dass ihn drei Bücher für das Thema der #Opferrolle sensibilisiert haben. Er nennt #Verena_Kast "Abschied von der Opferrolle", #Pascal_Bruckner "Ich leide so, also bin ich" und Alexander und Margarete #Mitscherlich "Die Unfähigkeit zu trauern". 

Für Anselm Grün sind drei Grundthesen wichtig. Die erste These basiert auf dem Grundsatz des Philosophen #Max_Horkheimer, wonach Täter nicht über ihre Opfer triumphieren dürfen, das heißt konkret zur Rechenschaft gezogen werden müssen und nicht einfach entschuldigt werden dürfen. Die zweite These basiert auf den Gedanken der Mitscherlichs, wonach Unrecht betrauert werden muss, damit man nicht erstarrt und die dritte Grundthese findet ihre Basis in den Gedanken der Schweizer Psychologieprofessorin #Verena_Kast. Ihr geht es darum, dass Opfer, von der Opferrolle Abschied nehmen sollen, wobei sie Opfer von sexuellem Missbrauch ausklammert. Kast möchte diesen Abschied, um zu verhindern, dass das Opfer selbst zum Täter wird und der Kreislauf von Täter und Opfer kein Ende findet. 

Anselm Grün beginnt seine Überlegungen am Beispiel einer Geschichte aus dem Markusevangelium und zeigt auf diese Weise, wie Jesu mit Opfern und Tätern umgegangen ist. Der Benediktinermönch sieht die drei Grundsätze von Horkheimer, Mitscherlich und Kast hier verwirklicht. 

Im zweiten Kapitel, "Opfer und Täter in der modernen Gesellschaft" behandelt  der Autor die drei Grundthesen ausführlicher. Er bezieht sich in erster Linie auf einen Vortrag, den er zur Aufarbeitung der Vergangenheit in Taiwan gehalten hat. Man erfährt hier Näheres zum Buch der Mitscherlichs, die darin hervorheben, dass begangenes Unrecht, das nicht betrauert wird, zu Erstarrung der Gesellschaft führt. #Betrauern heißt durch den Schmerz hindurchgehen, so etwa, dass man sich in Ländern, wo Diktaturen herrschen oder herrschten und viele Menschen gefoltert oder gar getötet werden oder wurden, diese Verbrechen sich wirklich bewusst macht und Mitgefühl entwickelt. Nur so könne man Berührung mit den guten Kräften in der Gesellschaft erlangen. 

Das Verleugnen der Vergangenheit bewirke nach Mitscherlich Sterilität und schränke die Realitätswahrnehmung ein. Wichtig sei: #erinnern, #wiederholen und #durcharbeiten. Erinnern alleine genüge allerdings nicht. Nur dort, wo #Erinnerungsarbeit stattfände, könne Verantwortung für die eigene Vergangenheit übernommen werden und nur dort auch sei authentische Politik möglich. Es geht bei der Vergangenheitsbewältigung um eine versöhnte Gesellschaft, diese aber ist nur möglich, wenn die Schuld benannt worden ist. 

Dass ein Täter nicht über die Opfer triumphieren darf, sagt Max Horkheimer. Doch wenn nicht aufgearbeitet wird, ist das leider oft so. Deshalb kann es dann auch keine Gerechtigkeit geben. #Gerechtigkeit werde problematisch, wenn sie absolut sei. Sie müsse mit Barmherzigkeit verbunden sein, damit sie zum Heil der Gesellschaft und einzelner beitrage. 

Anselm Grün schreibt in diesem Buch u.a. von der Opferrolle im persönlichen Bereich. Hier werden Menschen beispielsweise Opfer von Verletzungen, Verleumdungen, von Mobbing oder irgendwelchen Behauptungen, die jemand ins Internet stellt und mit denen er den Ruf schädigt. Anzunehmen was ist, scheint wichtig zu sein, um es verarbeiten und loslassen zu können. Anselm Grün schreibt von Opfern als Kind, im Studium, am Arbeitsplatz, im Team, in der Partnerschaft, in der Familie, des emotionalen Missbrauchs etc. 

Wer sich als Opfer fühlt, schadet sich nicht selten in der eigenen Entwicklung, wenn er unbewusst  oder unbewusst durch ein Verhalten, dem Täter Schaden zufügen möchte und selbst zum Täter wird. Aus der Opferrolle zu entkommen, heißt auch sich abzugrenzen, heißt zu vergeben, bedeutet bestimmt Schritte zu gehen, die der Autor sehr gut beschreibt. 

Was mir gefällt, ist die Vorstellung eines bestimmten Rituals. Es geht um das Segnen des Täters als Möglichkeit, sich mit der eigenen Kraft zu verbinden vom Täter zu lösen und sich als Opfer nicht mehr zur Verfügung zu stellen. 

Anselm Grün wäre nicht Benediktinermönch, wenn er nicht über Christus im Zusammenhang mit dem  Begriff Opfer sprechen würde. Die Bibel spricht vom Opfer Christi, von dessen Tod, in dem er sich ganz Gott übergeben hat. 

Wir allerdings bräuchten Gott keine Opfer zu bringen, um ihn gnädig zu stimmen. Es genüge, wenn wir uns und anderen gegenüber barmherzig seien. 

Der Autor zeigt biblische Bilder für den Ausstieg aus der Opferrolle. So etwa Joseph, der Opfer des Neids seiner Brüder geworden war. Dann liest man über spirituelle Wege, Abschied von der Opferrolle zu nehmen, die mich persönlich sehr überzeugen. So beispielsweise das  schon erwähnte Segnungsritual, auch davon mit Schuldzuweisungen aufzuhören und wie man mit negativen Gefühlen, Ängsten und Depressionen umgeht. 

Wichtig bei allem ist, dass man seine Fesseln löst, denn Opfer zu bleiben, bedeutet auf Dauer zu infantilisieren. Das kann keiner wollen, der an Persönlichkeitsreifung interessiert ist.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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Die Fesseln lösen. Wege aus der Opferrolle

Rezension: Mit Frieden gewinnt man alles- Papst Franziskus- Herder

Die fruchtbaren Dialoge im vorliegenden Buch finden statt zwischen Papst_Franziskus, dem argentinischen Jesuiten und Sohn italienischer Einwanderer sowie dem französischen Intellektuellen Dominique Wolton, -  er ist promovierter Soziologe und Forschungsdirektor des "Centre national de la recherche Scientifique". 

Nach einer umfangreichen Einleitung sind die Dialoge in acht Kapitel untergliedert. Dabei geht es um die Themen: 

-Frieden und Krieg 
-Religion und Politik 
-Europa geht es schlecht 
-Der Schlüssel zur Kommunikation 
-Die Andersheit, die Zeit und die Freude 
-"Die Barmherzigkeit ist eine Reise vom Herzen zur Hand" 
-"Die Tradition ist eine Bewegung"
-"Manchmal muss man radikal sein" 

In der Einleitung berichtet Dominique Wolton zunächst über das Buch-Projekt und erklärt, weshalb er das Zwiegespräch mit Papst Franziskus gewählt hat. Dieses nämlich lasse eine Öffnung zum anderen hin zu und darüber hinaus einen Austausch von Argumenten sowie die Präsenz des Lesers. Der Dialog schenke der menschlichen Kommunikation Sinn, der über die Performance und die Grenzen der Technologie hinausgehe. 

Der französische Intellektuelle hat für sein Buch einen Blickwinkel gewählt, der sich auf folgende Fragen bezieht: Worin besteht die Eigenart des sozialen und politischen Engagements der Kirche? Was unterscheidet sie von einem politischen Akteur?

Für Wolton ist Papst Franziskus der erste Papst der Globalisierung, ein Papst zwischen Europa und Lateinamerika. 

Die insgesamt 12 Gespräche der beiden fanden zwischen Februar 2016 und Februar 2017 statt. Dabei geht es thematisch um: politische, kulturelle und religiöse Fragen, die die Welt und ihre Gewalt umtreiben. Wolton fasst den Inhalt  des Werks stichpunktartig wie folgt zusammen: den Frieden und den Krieg; die Kirche in der Globalisierung und angesichts der kulturellen Vielfalt; die Religion und die Politik; die Fundamentalismen und der Laizismus; die Beziehungen zwischen Kultur und Kommunikation; Europa als Schauplatz des kulturellen Miteinanders; die Beziehungen zwischen Tradition und Moderne; den interreligiösen Dialog; den Status des Individuums, der Familie, der Sitten und Gesellschaft; die universalistischen Ansätze; die Rolle der Christen in einer von der Rückkehr der Religionen geprägten laizistischen Welt; die Fehlkommunikation und die Besonderheit des religiösen Diskurses. 

Diese Themen sind den oben genannten acht Kapiteln zugeordnet. Dort wurden die Gespräche mit Auszügen aus 16 großen Aussprachen ergänzt, die der Papst seit seiner Wahl am 13.3. 2013 weltweit gehalten hat. Jeweils zwei dieser Aussprachen, die die Zwiegespräche veranschaulichen, finden sich am Ende eines jeden Kapitels. Die Arbeit an dem Buch hat übrigens zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen. 

Wolton betont, dass die Dialogpartner bewusst nicht die politischen und institutionellen Konflikte im Herzen der Kirche eingegangen sind. 

Deutlich wird in den Gesprächen nicht zuletzt, dass die christliche Religion mit ihrer universalistischen Ausrichtung durch Respekt, Würde, Anerkennung, Vertrauen auch im Zentrum des demokratischen Modells den Dialog aufrechtzuerhalten suchen. Es geht um die Kultur der Begegnung, um die Kultur der Kommunikation, es geht darum, Brücken zu schlagen von Mensch zu Mensch und keine Mauern zu ziehen. Damit Grenzen nicht zur Mauer werden, bedarf es der Brücken. 

Ganz zu Ende des Buches kann man noch einige Sentenzen von Papst Franziskus lesen, die sich nicht nur zum Nachdenken eignen, sondern auch zum Twittern anbieten. Eine davon möchte ich hier wiedergeben, weil sie viel über Papst Franziskus aussagt und neugierig auf das Buch macht, um mehr von diesem klugen Menschen mit ungeheurer Herzensbildung zu erfahren:

"Meine Lieblingswörter? Freude, Zärtlichkeit, Nähe, Staunen, Verwunderung."

Maximal empfehlenswert. 

Helga König Im Fachhandel erhältlich 

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"Mit Frieden gewinnt man alles": Im Gespräch mit Dominique Wolton über Politik und Gesellschaft

Rezension: Geschwisterbande- Eine besondere Beziehung- Anselm Grün- Vier Türme Verlag

P. Dr. Anselm Grün OSB befasst sich in seinem neuen Werk mit dem Thema Geschwister. In den Führungsseminaren, die er hält, hat er nämlich in Gesprächen erkannt, dass die Beziehung zu den Geschwistern sich auf die Beziehungen zu Mitarbeitern im Betrieb, zu den Chefs und den Kollegen im Führungsgremium auswirken. Nicht selten hängen Konflikte mit den Mitarbeitern mit nicht gelösten Konflikten zwischen Geschwistern zusammen. 

So ist es beispielsweise unmöglich, Empathie zu den Mitarbeitern zu entwickeln, wenn man diese zu seinen Geschwistern nicht hatte. Ein gutes Miteinander unter den Geschwistern wird durch Rivalitäten gestört. Nicht immer stützen sich Geschwister gegenseitig und fühlen sich durch die Familie getragen. Die Konstellationen können vielschichtig sein. 

Darüber liest man Wissenswertes im diesen Buch. Anselm Grün möchte hier in erster Linie bei Geschwistern die Sehnsucht nach eine guten Beziehung wecken und all denen, die an ihren Geschwisterkonflikten leiden, einen Weg aufzeigen wie sie mit schwierigen Beziehungen am besten umgehen können. 

Der Autor lässt den Leser nicht im Ungewissen, dass er auf eine psychologische Analyse der Geschwisterkonflikte verzichtet, wohl aber psychologische Erkenntnisse einfließen lässt.

Im Rahmen von neun Kapiteln wird man mit Geschwisterbanden vertraut gemacht und da Anselm Grün ein Benediktinermönch ist, erfährt man zunächst Geschwister-Geschichten aus der Bibel. 

Im zweiten Kapitel dann reflektiert er ein gelingendes Leben, das für ihn der Ausdruck von Glück ist. Dabei ist Glück für ihn, im Einklang mit sich selbst zu sein, mit seiner Seele, seinem innersten Wesen. Zudem gehört zum Glück, dass man geliebt und wertgeschätzt, d.h. von lieben Menschen getragen wird. 

Anselm Grün zeigt fünf Sehnsüchte nach einem gelingenden Leben auf. Um diesen Sehnsüchten nachzukommen, sollen geschwisterliche Erfahrungen eine große Hilfe sein. Man liest, was Eltern tun können, damit Geschwister sich vertragen, um anschließend mehr über geschwisterliche Konstellationen zu erfahren und welche Langzeitfolgen diese haben. 

Auch Erbstreitigkeiten bleiben im Aufzeigen der Gesamtproblematik nicht ausgespart, um schließlich die Voraussetzungen für ein Gelingen von Geschwisterlichkeit zu verdeutlichen. Dabei handelt es sich um Dankbarkeit und Demut. 

Damit ein Miteinander gelingt, müsse sich jeder Einzelne mit seiner Vergangenheit aussöhnen und sich selbst auf den Weg der Wandlung machen. 

Anselm Grün schenkt in diesem Buch seelsorgerischen Rat, um familiäre Probleme bewältigen zu können, die sich mitunter über viele Jahrzehnte aufgebaut haben.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Geschwisterbande: Eine ganz besondere Beziehung