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Rezension: Angelus Silesius- Textauswahl und Kommentar von Gerhard Wehr

"Mensch, überheb dich nicht: Die Demut ist dir not./ Ein Turm ohne rechten Grund fällt von sich selbst in den Kot" (Zitat: Angelus Silesius)

Dieses Buch enthält eine Lebensbeschreibung und Texte des Mystikers Angelus Silesius (1624-1699). Dr. Gerhard Wehr hat die Texte zusammengestellt und kommentiert. Die Zweizeiler im Buch stammen aus dem "Cherubinischen Wandersmann" von Silesuis und sollen zu den Perlen der mystischen Literatur des Barock zählen. Angelus Silesius hieß eigentlich Johann Scheffler. Sein Vater war ein wohlhabender polnischer Landedelmann. Scheffler studierte Medizin und begab sich nach dem 2. Semester nach Leiden in Holland, um sich dort mit religiös-mysthischen Schriften zu befassen. 1649 wurde er zum fürstlichen Hof- und Leibmedicus ernannt. Als Arzt wurde er offenbar geschätzt und honoriert, denn Kaiser Ferdinand III. ernannte ihn fünf Jahre später zum königlichen Hofmedicus. Scheffler setzte in dieser Zeit sein spirituelles Erkennen in Spruchdichtung um, die er zunächst schlicht "Geistreiche Sinn- und Schlussreime" nennt und die später die Bezeichnung "Cherubinischer Wandermann" erhalten, (vgl.: S.12-13). Angelus Silesius verstarb im Alter von 52 Jahren. Seinen ererbten Reichtum verschenkte er an arme Menschen. Was von ihm blieb, ist ein Kranz von Dichtungen, (vgl.: S.16).

Sein "Cherubischer Wandersmann" ist für die Gefährten auf dem inneren Weg gedacht. Silesius sieht die Existenz Gottes auf das Engste mit dem existierenden Menschen verwoben. Wie eine der Verszeilen deutlich macht, beharrt der Dichter auf eine Gottessohnschaft des Menschen und zwar jedes Menschen. Für Silenius fügen sich die Gottliebe des Menschen und die Menschenliebe des sich herabneigenden Gottes harmonisch zusammen (vgl.: S.21). Für den Mystiker ist Gelassenheit, was den Tod anbelangt, oberstes Gebot. Der Mensch ist nach seiner Vorstellung der eigentliche Ort der Gottesgeburt auf Erden, die im Grunde nie abgeschlossen ist, sondern sich immer wieder neu ereignet. In uns ist Bethlehem und Golgata zugleich, (vgl.: S.24).
Die Texte in "Stimmen und Zeugnisse" sollte man erst nach den Versen lesen, um sich vorurteilslos mit den Versinhalten befassen zu können.
Es gibt einige Verse, die mich besonders berührt haben. Einen dieser Verse möchte ich zitieren:
"Die Liebe fürcht sich nicht, sie kann auch nicht verderben,
Es müsste Gott zuvor samt seiner Gottheit sterben." (Zitat. S.117)
Gott ist die reine Liebe. Wer aufrichtig liebt, spürt Gott in sich.

Empfehlenswert.

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1 Kommentar:

  1. Hatte ja einen recht interessanten Lebenswandel, der Angelus Silesius. Einige Gedichte sind da wirklich zeitlos, unabhängig von Religion uÄ.

    Die Rose ist ohne Warum.
    Sie blühet, weil sie blühet.
    Sie achtet nicht ihrer selbst,
    fragt nicht, ob man sie siehet.

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