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Rezension: Der melancholische Garten- Ein Spaziergang über den Frankfurter Hauptfriedhof.- Ebba D. Drolshagen

Die Autorin dieses Buches Ebba D. Drolshagen schreibt in ihrem Vorwort zur ersten Auflage wie es zu diesem Buchprojekt kam. Der Frankfurter Hauptfriedhof ist einer der wenigen deutschen Friedhöfe, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts eröffnet, nach wie vor benutzt werden. 

Nach Meinung der Autorin sollten wir bestrebt sein, unsere Friedhöfe ohne nostalgischen Überschwang als Zeichen unserer Geschichte zu erhalten, weil unsere Städte aufgrund der Kriege diese nicht mehr zu erzählen vermögen. Ich teile die im Buch festgehaltene Meinung, dass im Totenkult und den Friedhöfen der kulturelle Stand der jeweiligen Gesellschaft, ihre religiöse Einstellung, ihr Verhältnis zur Geschichte und Natur, ihre soziale Haltung, auch ihr künstlerisches Wollen und Niveau im eigentlichen Wortsinn letzten Niederschlag findet. Grund genug, um sich mit dem vorliegenden Buch zu befassen.

Das vor fast 30 Jahren erstmals erschienene Werk ist nun erneut aufgelegt worden. Deshalb hat die Autorin ein weiteres Vorwort zur Neuauflage verfasst, das dem Vorwort zur Erstauflage folgt. Wer dieses und die Einleitung gelesen hat, hat eine gute Vorstellung davon, was ihn erwartet. 

Namhafte Persönlichkeiten werden aufgezählt. Doch der Tod macht sie alle gleich. Wir wissen es. Die Geschichte des Frankfurter Hauptfriedhofs bleibt nicht ausgespart, auch nicht die Kommunalisierung der Friedhöfe, bevor man sich in das eigentliche Thema vertiefen kann, in den Spaziergang  über den Frankfurter Haupfriedhof nämlich. 

Darüber zu lesen und sich mit den Abbildungen zu befassen, finde ich sehr spannend. Die Autorin möchte Grabdenkmäler zeigen, die ihr beachtenswert erscheinen. Diese hier aufzuzählen, führt zu weit. 

Über die Gräber und Skulpturen wird man sehr gut aufgeklärt und erfährt Wissenswertes über die Sprache der Grabsteine. Engels- und Frauengestalten sind in diesem Zusammenhang ein Thema. Erwähnt wird dabei die unpersönliche Schönheit der melancholisch blickenden Frauen deren Ausdruck Symbolgehalt hat. 

Zum Schluss dann liest man von all den Persönlichkeiten, die auf diesem Gottesacker ruhen, unter ihnen Marianne von Willemer, die von Goethe als Suleika besungen, auch Schopenhauer, Dorothea Schlegel und Ricarda Huch, aber auch Albert Mangelsdorf. 

Der melancholische Garten ist immer ein Besuch wert, denn er verdeutlicht, dass nichts Irdisches von Bestand. Diese Erkenntnis führt zur Demut, der wichtigsten Tugend unter allen, die zu innerer Größe führt.

Empfehlenswert.

Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.verlagshaus-roemerweg.de/Waldemar_Kramer/Ebba_Drolshagen-Der_melancholische_Garten-EAN:9783737404563.html

Rezension: Die Himmelsleiter- Peter Cornelius Mayer Tasch und Bernd Mayerhofer- Insel-Bücherei

Dieses bemerkenswerte Büchlein mit farbigen Bildern befasst sich facettenreich mit der sogenannten Himmelleiter, deren Urbild zurückgeht auf die Bibel.

Im Prolog wird man über die Symbolik dieser Leiter aufgeklärt. Im Symbol der Himmelsleiter gewinnt die Gnade Gottes sinnfällige Gestalt. Mit ihr nämlich kann man die ätherische Welt des Göttlichen erreichen, die seit Menschengedenken den Ort unfassbaren Glücks verkörpert. Damit ist die Himmelsleiter ein Symbol der Verbindung und hier in erster Linie der Grenzüberschreitung, der Transzendenz und Transgression.

Die Gültigkeit von Raum und Zeit ist somit aufgehoben. Die Himmelssehnsucht erfordert Mut und Geschicklichkeit, sobald man die Leiter besteigt. Je höher man kommt, umso mehr verdichten sich die sakralen Mächte. Natürlich korrespondiert die Heiligkeit des Himmels mit der Profanität des Irdisch-Menschlichen.

Wer im heiligen Bereich Einlass finden möchte, muss den profanen Raum verlassen. Fast alle Religionen betrachten den Weg in den Himmel bzw. in das Paradies als Aufstieg. Die Leiter dient als Medium, das Unvorstellbare in die Vorstellung zu bringen. Wer Himmelsleitern besteigt, sei es im Traum oder in der spirituellen Praxis, lässt alles zurück. Die Autoren nennen hier: das Leben, seine Liebe(n), seine Ängste, Hoffnungen und Leidenschaften, seine Kenntnisse und Vorurteile.

Himmelsleitern erfordern von den Menschen, die sie erklimmen wollen,   Verzicht. In der Folge dann liest man über Stufen und Treppen, Sprossen als auch Leitern, bevor man Näheres über Jakobs Traum und die Folgen erfährt, sehr schön dargestellt anhand verschiedener Bilder, nicht zuletzt Marc Chagalls Traum. Dabei muss man wissen, dass die bildliche Spiegelung der Jakobsleiter die Vielfalt der menschlichen Lebensverhältnisse reflektiert, aus denen heraus Himmelsleitern errichtet werden können.

Babylon wird zur Sprache gebracht und hier die Wechselwirkung von Aufstieg und Fall. Babylon ist überall, wie in der Folge dann  gezeigt wird. Aber nicht alle wissen  um den Wahrheitsgehalt  der Redewendung "Hochmut kommt vor dem Fall". Was das bedeutet, dokumentiert die Geschichte tausendfach.

Machmissbrauch und letztlich Machverlust kennt man bei  vielen auf   zweckentfremdeten Himmelsleitern:  Caligula, Nero, Hegobal, Midas aber auch die Machthaber des 20. Jahrhunderts, deren Namen so ekelerregend sind, dass ich sie nicht mehr nennen will, haben hier  ihr Unwesen getrieben.

Der Wunsch, sich zu erhöhen, weit entfernt vom ursprünglich transzendent Wollen, das die Jakobsleiter beinhaltet hat, trieb sie an.

Wer von der Himmerlsleiter  fällt,  kann,  wenn er Glück hat,  auch folgende Erfahrung machen:


"Ich setzte meinen Fuß in die Luft 
Und sie trug" 
(Hilde Domin)

Empfehelnswert

Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Inselverlag und können das Buch bestellen:http://www.suhrkamp.de/buecher/die_himmelsleiter-peter_cornelius_mayer-tasch_19405.html. Sie können es jedoch auch dierekt bei Ihrem Buchhändler  ordern.