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Rezension: #Gier: Auswege aus dem Streben nach immer mehr- #Anselm_Grün- Vier-Türme-Verlag

In diesem bemerkenswerten Buch befasst sich der Benediktinermönch  Anselm Grün mit der Gier des Menschen und der Frage wie man die zerstörerische Kraft der Gier in eine lebensspendende verwandeln kann.

Grundlage der Gier, so der Autor, ist die Egozentrik, die sich heute im Phänomen des Narzissmus darstellt  und bekanntermaßen immer mehr zunimmt. Pater Anselm nennt und erläutert verschiedene Formen der Gier, so etwa die Habgier, die Gier nach Unwesentlichem, die Rachgier und auch die sexuelle Gier. 

Habgier offenbart sich in verschiedenen Facetten und es gibt auch eine, die mit Geiz in Verbindung steht. Marketingstrategen, das lässt Pater Anselm nicht unerwähnt, arbeiten mit der Gier des Menschen und Kapitalismus ist ohne Gier kaum denkbar. 

Der Autor nimmt u.a. Bezug auf Friedrich Schorlemmer, der sich auch schon mit diesem Thema befasst hat und auf  die Ambivalenz der Gier hinweist, die man nicht unbeachtet lassen darf. Es geht also  letztlich  um die Frage, wann die Gier kippt und zerstörerisch zu wirken beginnt und wie sie sich in einen guten Antrieb zum Leben verwandeln lässt.

Wer von der Gier geplagt werde, erlebe sie als Gegenteil von  Freiheit, werde ihr Sklave nach "immer mehr Macht und Reichtum, Ruhm und Kommunikation." Pater Anselm möchte Gier als gute Lebensenergie bewahren, aber  sie zugleich von ihrer zerstörerischen Kraft befreien, um auf diese Weise innere Freiheit und Ruhe zu erlangen. 

Zunächst erfährt man Wissenswertes über Gier-Betrachtungen im alten Griechenland. Dort nannte man sie "pleonexia". Gemeint ist damit "mehr haben zu wollen", nicht nur im Hinblick auf Besitz, sondern auch auf Macht, Anerkennung etc. 

Gierhälse in diesem Sinne sind stets und überall auf ihren Vorteil aus und schaden- das war den Griechen schon bewusst- der Gemeinschaft. Platon beispielsweise sah in der Habsucht "die Folge der Entartung des Menschengeschlechts". 

Wie Pater Anselm hervorhebt,  ist diese Haltung auf unsere Zeit übertragen jene des "Nie-genug-Bekommens" und zwar in unterschiedlichen Bereichen des Lebens, eine Haltung, die letztlich die Würde des Menschen zerstört. Erich Fromm, den Pater Anselm auch gedanklich in sein Buch einbindet, nennt drei Formen der Habgier: die Habgier des Geizigen, die Habgier des Profitjägers und die Habgier des Schürzenjägers und der Philosoph Spinoza sah in Habgier, Ehrgeiz und Wollust sogar Arten des Wahnsinns, auch wenn diese nicht zu Krankheiten zählten. 

Interessanterweise meint Plato, dass Verschwendungssucht eher geheilt werden könne als Geiz, der nach seiner Auffassung eine Art Aggression gegen sich selbst sei, während die Verschwendungssucht, die Anerkennung von außen her erhalten wolle. Dieser Beobachtung stimme ich zu.

Anselm Grün wirft einen Blick ins Sprachlexikon, um die Begriffe Gier, Habgier und Geiz auszuloten und zeigt u.a. auch wie das Alte und Neue Testament sich des Themas genähert hat. Dabei merkt der Autor an, dass Gier stets mit Betrug  und nicht selten mit Erpressung und Unterdrückung der Armen zu tun habe. Habgier sei eng verbunden mit Neid und Tücke und sie verfälsche die Botschaft Jesu, denn die Prediger, die der Habgier verfallen sind "verkünden nicht das Wort Jesu, sondern drehen es so um, dass es den Menschen gefällt und sie möglichst viel Geld für die Prediger spenden.“ 

Gier sei Götzendienst, sei falsche Religiosität, weil der Mensch sich dann nicht an Gott, sondern an irdische Dinge binde. „Das aber tut der Seele nicht gut. Denn an was sich der Mensch bindet, das prägt ihn auch. Die Bindung an materielle Dinge macht den Mensch selbst zum Ding. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Gier die Menschen in unserer Zeit dazu verführt, miteinander wie mit Dingen umzugehen.“ (S.36) 

Der Leser wird im Buch mit Gleichnissen und Erzählungen aus dem Neuen Testament vertraut gemacht, die sich mit der Gier befassen und man erfährt auch, dass dort, wo wir der Versuchung widerstehen für uns das Paradies sei. 

Zur Sprache gebracht wird u.a. der Zusammenhang von "Sorge", "Gier" sowie "Kontrolle" und Pater Anselm zeigt auch, dass es im Neuen Testament Belege gibt, die verdeutlichen, dass jede Erschütterung unseres Lebens eine Einladung sei,  "mit Jesus in uns, mit unserem wahren Selbst in Berührung zu kommen, es aufzuwecken, damit wir aus dieser inneren Mitte heraus leben.“ 

Nachdenklich stimmt der Gedanken, dass es auch eine Gier ist, stets in Harmonie leben zu wollen, denn dieses Bestreben deute darauf hin, immer auf der Gewinnerseite stehen und sein Kreuz nicht auf sich nehmen zu wollen, dies aber ist notwendig, um innerlich zu wachsen. 

Gierige Menschen kommen nie zur Ruhe. Sie leben immerfort im Hungermodus. Pater Anselm bezieht sich in seinem neuen Werk auch auf Peter Schellenbaum, der der Auffassung ist, dass der Gierige keinen Bezug zu seinem Körper habe, diesen wie eine Marionette benutze, ihn aber nicht spüre. Der Gierige weiche seiner eigenen Lebendigkeit aus, weil diese auch stets Sterblichkeit bedeute. 

Es führt zu weit,  im Rahmen der Rezension alle Facetten des Buches zu beleuchten. In unserer Zeit geht es nicht selten darum, sich zu vergleichen, geht es also um ein Verhalten, dass stets Neid und Unzufriedenheit garantiert. 

Pater Anselm erwähnt seine Kurse, die er anbietet und die dortigen Beobachtungen. Er entdeckt nicht selten bei den Kursteilnehmern verborgene Aggression, die sich als Neidgefühle, Eifersucht und Gier offenbaren. Klar muss uns werden: "Neid und Gier gehören zusammen. Beides sind Wege zum Unglücklichsein. Sich auf das einzulassen, was ich bin und tue, das ist der Weg zur inneren Ruhe und Zufriedenheit.“(S.110) Alles, was man festhält, bringt das Leben ins Stocken. Jesus warne vor jeder Form von Habsucht, weil sie uns davon abhält,  aus unseren Mitte heraus zu leben. 

"Nur wenn wir vom Haben zum Sein gelangen, kommt unser Leben in Fluss". Das Festhalten an Dinglichem verhindert das Fließen der Lebensenergie. 

Zum Ende des Buchs wartet der Autor mit zwölf Schritten zu einer befreiten Gier auf. Hier kann man sich beispielsweise im 5. Schritt bewusst machen, dass wirkliche Lust am Leben nur der erfährt, der in der Gegenwart lebt, der innerlich frei ist und das anstrebt, was ihm wahren Frieden schenkt. 

Die Gier werde am nachhaltigsten verwandelt, wenn wir die Kunst erlernen, ganz im Augenblick zu leben. Pater Anselm zeigt, wie man Gier beispielsweise in Dankbarkeit, in Solidarität, in Zuverlässigkeit und in Mitgefühl verwandeln kann und auf diese Weise gelassen und glücklich sein inneres Selbst erspürt, das solange der Mensch zerstörerisch gierig ist, ein kärgliches Dasein führen muss und bewirkt, dass es uns an Lebendigkeit mangelt. 

Wer die Lebendigkeit liebt, sollte also verhindern, dass zerstörerische Gier Raum in ihm findet.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Vier-Türme-Verlag und können das Buch dort direkt bestellen:http://www.vier-tuerme-verlag.de/search?sSearch=gier. Sie können es allerding auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Kleines Pilger-ABC - Dr. Martin Thull- Vier-Türme-Verlag

Autor dieses Nachschlagewerkes in Dr. Martin Thull. Er versucht im Rahmen von 239 Stichworten, die er jeweils näher erläutert, Erfahrungen wiederzugeben, die Pilger vor allem auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella in Nordspanien gemacht haben. 

Die Stichworte sind alphabetisch geordnet und müssen nicht zwingend chronologisch gelesen werden. So ist dem Buchstaben B beispielsweise u.a. der Begriff "Botofumeiro" zugeordnet. Gemeint ist damit das überdimensionale Weihrauchfass in der Kathedrale von "Santiago de Compostella". Über dieses Behältnis erfährt man dann Wissenswertes und findet unter dem Buchstaben C u.a. Informationen zu den Worten "Camino" oder auch "Compostela", jener Urkunde in lateinische Sprache, die dem Pilger bestätigt, die letzten Kilometer zu Fuß oder mit dem Pferd oder die letzten 200 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt zu haben.

Doch nicht nur der berühmte Jakobsweg kommt zur Sprache, sondern beispielsweise auch der "Elisabethenpfad" von Eisenach nach Marburg,  des Weiteren viele praktische Begriffe, wie etwa das Wort "Magnesium", das man zu sich nehmen sollte, um beim Pilgern keine Wadenkrämpfe zu bekommen. 

Alles in allem ein wirklich brauchbares Buch für alle, die an Pilgerwissen interessiert sind, spirituell inspirierend, aber auch praktisch hilfreich.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie zum Vier-Türme-Verlag, dann können Sie das Buch  dort bestellen.http://www.vier-tuerme-verlag.de/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke kaufen.

Rezension: #Anselm_Grün begegnen- Vier Türme Verlag

Am 14. Januar 2015 feiert Pater Anselm Grün seinen 70. Geburtstag. Aufgrund dieses Ereignisses hat der Abtprimas Notker Wolf OSB im Vier-Türme-Verlag das vorliegende Buch "Anselm Grün begegnen" herausgegeben. 

Prof. Dr. Notker Wolf beginnt das fünf Kapitel umfassende Werk mit einen Geleitwort. Hier nennt er seinen Mitbruder einen "Glückfall für die Menschen", die heute geistliche Orientierung suchen und einen guten Rat benötigen. Obschon Pater Anselm der wohl meistgelesene geistliche Schriftsteller unserer Zeit sei, habe er über drei Jahrzehnte primär als Cellerar seiner Abtei gedient, lässt Wolf die Leser wissen. Es sei das geregelte Leben in seinem Kloster, das die große Kreativität ermögliche, die Pater Anselm auszeichne. Trotz Gebetszeiten und eines harten Arbeitstages bliebe genügend Mußezeit für das Lesen und Schreiben. Mit seinen Tantiemen und Honoraren trage er zum Unterhalt der Gemeinschaft bei. 

Das Buch enthält Textbeiträge von Freunden und Wegbegleitern, Mitautoren und Mitbrüdern, Prominenten und Politikern, die alle von ihren Begegnungen mit Pater Anselm berichten. Dabei sind die Texte in nachstehende Kapitel eingebunden: 

Von bescheiden bis Actionsheld. Wer ist Pater Anselm Grün? 
Mitten aus dem Leben. Das Werk und die Theologie Pater Anselm Grüns 
Erinnerungen 
Gute Wünsche
Gegen Einförmigkeit und für eine werdende Kirche für die Zukunft 

Schlussgedanken von Abt Michael Reepen und die Vorstellung der Autoren runden dieses bemerkenswerte Buch ab, das alle Leser Pater Anselm Grüns gewiss mit viel Neugierde immer wieder zur Hand nehmen werden. 

Um eine erste Vorstellung von diesem überaus sympathischen Mönch zu erhalten, empfiehlt es sich, Clemens Bittlinger "Siebenmal Anselm" aufmerksam zu lesen. Er fokussiert den Franken, den Mann, den Mönch und Theologen, den Zocker, den Autor, den Privatmensch und den Performer. Ersichtlich wird hier bereits, dass Pater Anselm, das lebt, was er schreibt und insofern authentisch ist. 

Leider ist es nicht möglich, im Rahmen einer Rezension auf die 27 unterschiedliche näher Textbeiträge einzugehen. Es sind viele vortreffliche Gedanken, die hier zu Papier gebracht wurden und die alle großen Respekt vor und die innige Verbundenheit mit Pater Anselm dokumentieren. 

Barbara Stamm, die Präsidentin des Bayrischen Landtages bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt "Es bleibt nur zu hoffen, dass weiterhin viele Suchende in Pater Anselm einen Quell der Inspiration und Sinnstiftung finden werden." 

Ich stimme ihr zu, wenn sie schreibt, dass seine Gedanken unser Leben an den entscheidenden Punkten berühren, uns begleiten, neue Perspektiven eröffnen und letztlich näher zu uns selbst finden. Genau dies ist das Geheimnis seiner Bücher, deren Gedankenwelt, dazu verhilft, sich mit dem Leben, so wie es uns entgegengebracht wird, auszusöhnen. 

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie zum Vier-Türme-Verlag, dann können Sie das Buch  dort bestellen.http://www.vier-tuerme-verlag.de/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke kaufen.