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Rezension: Wie hältst DU`s mit der Religion- 75 Fragen an Anselm Grün- Vier-Türme-Verlag



Anlässlich des 75. Geburtstags von Anselm Grün am 14. Januar 2020  stellt Winfried Nonhoff 75 Fragen zur Religion an den promovierten Benediktinermönch. Die Fragen und Antworten sollen dazu anregen, das Wissen und die orientierenden Botschaften des Glaubens neu und staunend zur Kenntnis zu nehmen. 

Zugeordnet sind die Fragen den Themen: 
Glaube 
Gott 
Bibel 
Jesus 
Mensch 
Tod/Ewig 
Praxis
Kirche 

Es ist nicht notwendig, die Fragen und Antworten chronologisch zu lesen, sondern es macht mehr Sinn, bei der Frage einzusteigen, über die man spontan zuallererst nachdenken möchte. Die Antworten von Anselm Grün betrachte ich als Denkhilfen.

Begonnen habe ich die Lektüre mit einer Frage und Antwort aus dem Themenbereich "Praxis". Hier liest man "Gibt es ein christliches Lebensprofil mit bestimmten Grundhaltungen? Kann man immerzu lieben?". Anselm Grün nennt zunächst den Apostel Paulus, der im 1. Korintherbrief drei Grundhaltungen des Christentums beschrieben hat. Es handelt sich hierbei um #Glaube, #Liebe und #Hoffnung. Zu diesen drei Grundhaltungen liest man in der Antwort sehr Nachdenkenswertes, liest in Bezug auf die Liebe auch Notwendiges über #Abgrenzung, ohne die Liebe zwischen Menschen auf Dauer offenbar nicht möglich ist. 

Spannend auch sind die Antworten zu den Fragen, was #Frömmigkeit und was #Spiritualität ist. 

Mich haben einige Fragen und Antworten zum Thema "Glaube“ näher beschäftigt. So etwas die Fragen "Schließt der Glaube den Zweifel aus?" oder auch "Was ist Gnade?". Bei der Antwort der zweiten Frage verweist Anselm Grün auf Thomas von Aquin, der den Satz formulierte "Die Gnade setzt die Natur voraus." Wie Pater Anselm schreibt, ist es unsere Aufgabe, unsere natürlichen Gaben zu entfalten. Erst wenn wir mit unserer Natur, unseren Fähigkeiten und menschlichen Bedürfnissen gut umgehen, könne die Gnade Gottes die Natur erheben und befruchten. 

Zum Thema "Gott" sind die Fragen und Antworten sehr komplex. Besonders wichtig finde ich die Antwort auf die Frage "Ist Gott Liebe?" Hier geht Anselm Grün zunächst auf die Begriffe "Philia", "Eros" und "Agape" ein . Gott ist "Agape", die reine Liebe, die den gesamten Kosmos durchdringt. Wer an ihn glaube, für den sei die Quelle spürbar. 

Die Urversuchung des Menschen sei, so zu sein wie Gott. Sobald sich der Mensch auf diese Weise erhöht, handelt er böse an anderen Menschen. Die Tiefendimension des Bösen, von der man im Buch auch Wissenswertes erfährt, begegnet uns wie ein Sog, der nach Anselm Grün keine selbstständige Macht sei, sondern erzeugt werde durch unbewusste Vorgänge im Menschen. 

Aufgabe von uns alles sei, sich nicht vom Bösen bestimmen zu lassen, nicht dem Ungeist der Rache, Verleumdung und Kränkung zu verfallen, sondern aus dem Geist der Liebe heraus zu handeln. 

Es führt zu weit im Rahmen dieser Rezension alle 75 Fragen und Antworten zu streifen.

"Was bedeutet Erlösung?" und "Was heißt Sünde?" Wenn Sie darüber und vieles andere mehr wissen möchten, sollten Sie das vorliegende Buch lesen. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Rezension: Der kleine Mönch im Alltag- Anselm Grün/ Madeleine Debrêl - Herder



"Wenn du schreist, wird dein Nachbar taub." Madeleine Debrêl

Im Vorwort zu diesem lesenswerten, hübsch illustrierten Buch berichtet Anselm Grün den Lesern, wer Madeleine Debrêl war, denn er hat ihren Klassiker "Der kleine Mönch" neu entdeckt und ihren Merksätzen sehr nachdenkliche Kommentare hinzugefügt. 

Madeleine wurde 1904 in der Dordogne geboren, besuchte später Philosophievorlesungen an der Sorbonne, befasste sich mit den Schriften von Friedrich Nietzsche und stand dem Glauben zunächst ablehnend gegenüber. Als sie sich in einen Studenten verliebte, der tiefgläubig war, öffnete sie sich dem Glauben und machte nach der Trennung von ihm- er trat dem Dominikanerorden bei- eine tiefe Gotteserfahrung. 

Damals entschied sie sich mit ihren Freundinnen eine Gemeinschaft zu gründen - außerhalb von Klostermauern - und als "Ordensfrauen ohne Titel" ein Leben in Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam zu führen, sowie das Evangelium zu leben. 

Die Gemeinschaft gründete sie 1933 im Südosten von Paris und arbeitete als Sozialarbeiterin. In diesem Zusammenhang setzte sie sich für die Belange der Arbeiter und ihren Familien ein. 

Im Laufe ihres Lebens schrieb sie zahlreiche Gedichte, Notizen, Aufsätze und Briefe, auch ein Buch. In ihrem Nachlass befand sich  dann schließlich  "Der kleine Mönch", eine Sammlung von Aphorismen über das geistliche Leben. Madeleine Debrêl starb, bevor sie die Sentenzen in Druck geben konnte. 

"Der kleine Mönch" besteht aus Merksätzen. Es handelt es um Einsichten, die er unterwegs über das Leben als Christ gewonnen hat. Auf die Merksätze folgt ein kurzer Hinweis zur Situation, in der er sie verfasst hat. 

Pater Anselm Grün übersetzt in seinen Kommentaren diese Sätze in unser Leben von heute, in unser Ringen um einen geistigen Weg mitten in unsere Welt, wie er schreibt. 

Besonders gut gefallen hat mir der Merksatz "Wenn du den anderen nur ähnlich bist, bringst du ihnen nichts sehr Neues".

Natürlich ist es spannend zu lesen, wie Anselm Grün diesen Gedanken  und andere von Madeleine Debrêl näher ausführt,  sowie die Leser daran erinnert,  wie wichtig spirituelles Denken ist.

 Ein Büchlein, das ich gerne weiterempfehle. 

Helga König

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