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Rezension: Vertrau auf deine Stärke- Anselm Grün- Vier-Türme-Verlag

Dieses wunderbare Buch des von mir überaus geschätzten Benediktinermönchs Dr. PA. Anselm Grün mit dem Titel "Vertrau auf deine Stärke" zählt zu den besten Büchern, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Anselm Grün zeigt hier auf seine Weise, wie man sich den Herausforderungen des Lebens stellt, Krisen überwindet und zur inneren Stärke wieder findet. 

Gleich zu Beginn seiner Einführung hebt er hervor, dass Krisen zum Leben gehören und es ohne diese kein Wachstum gibt. Dies gelte für das persönliche Wachstum, aber auch  für die Entwicklung einer Gesellschaft. Der Autor macht sich zunächst Gedanken über das Wesen der Krise und lässt nicht unerwähnt, dass in der Psychologie das menschliche Leben als eine ständige Folge von Reifungs- und Werdekrisen beschrieben wird. Neben normativen Krisen, wie etwa jene in der Lebensmitte,  gibt es noch die Einbruchkrisen, die von außen dazu kommen. Dazu zählen Naturkatastrophen, Arbeitslosigkeit, Verbrechen, Unfälle etc. 

Immer dann, wenn man eine Krise bewältigt hat, hat man einen Reifungsschritt vollzogen. Dabei kann es während der Krise durchaus geschehen, dass ein Mensch zusammenbricht. Das passiert zumeist dann, wenn man die Krise als etwas bewertet, was nicht sein darf und als persönliche Schuld begreift oder sie verdrängt bzw. kompensiert, so Pater Anselm. Generell gelte, dass eine Krise stets dadurch gekennzeichnet sei, dass das bisherige Gleichgewicht gestört werde. 

Werde der Reifungsschritt nicht vollzogen, reagiere der Körper oder die Seele mit einer Krankheit. Wer die Krise allerdings als Chance begreife, wird neue Möglichkeiten für das Lebens entwickeln. Die Maßstäbe verändern sich. Das mache uns klüger. 

Der Benediktinermönch Pater Anselm erwähnt auch den Mystiker Johannes Tauler. Dieser sagt, dass Gott uns in die Krise führt, damit wir uns dort als Mensch selbst finden. 

Offenbar melden sich in den Krisen verschiedene Lebensthemen zu Wort, so unter anderem auch verschiedene Ängste. Wichtig sei grundsätzlich nicht in Panik zu verfallen, weil man dann nämlich blind und gelähmt sei, dieses am Denken hindere und man deshalb davon abgehalten werde, kreative Lösungen zu suchen. 

Immer wieder wartet Anselm Grün mit Übungen im Buch auf, die uns stärken und dabei helfen, den eigenen Kräften zu vertrauen. 

Wer in die Krise gerät, läuft Gefahr, alles schwarz zu sehen. Man sollte versuchen besonnen kleine Schritte zu machen, die uns aus dem Zustand heraus führen. Dabei hilft die Übung "Ein Labyrinth gehen". 

Offenbar hilft es, wenn man aktiv reagiert, weil sich auf diese Weise auch der Weg aus der Krise zeigt. Pater Anselm hält es für sinnstiftend,  in Krisenzeiten auch  zu beten, weil man Gott dann seine Hilflosigkeit und Ohnmacht hinhält und dieses Zulassen unserer negativen Gefühle vor Gott uns verwandelt. Man fühle sich dann nicht mehr allein, da man  trotz seiner Sorgen und Ängste von ihm angenommen sei und ihn bitten könne, uns Wege aus der Krise zu zeigen. Dies stärke unser Denken. 

Im Beten erhalten wir neue Hoffnung für uns und für die Menschen, um die wir uns sorgen, so Pater Anselm. Weil in Krisen Illusionen zerbrechen, die man sich vom Leben gemacht hat, erhält man die Chance für eine andere Sichtweise und die Kraft, uns den Problemen zu stellen. Es kommt der Zeitpunkt, wo man eine neue Chance erkennt, die unserem Wesen gerechter wird. 

Pater Anselm schreibt über den Heiligen Geist als Kraft, die Gott uns schenkt, um das Leben zu bewältigen und ohne Angst durch alle Krisen und Konflikte unseres Lebens zu gehen. 

Man liest in diesem Zusammenhang von dem Jesuiten Alfred Delp, den die Nazis 1945 hingerichtet hatten, weil er der Widerstandsbewegung angehörte und erfährt von dessen Meditation über die Pfingstsequenz, die während seiner Gefangenschaft seine Hoffnung stärkte. Delp wurde im Gestapogefängnis gefoltert, doch die innere Kraft, die durch Gottes Geist getragen wurde, half ihm, widerständig zu bleiben und andere nicht zu verraten. 

Es ist der Heilige Geist, der sich als Freund der Seele erweist. Wenn er in uns wohnt, so ist Gottes Liebe in uns. Über den Heiligen Geist erfährt man im Zusammenhang mit der Meditation Delps sehr viel Wissenswertes, das man aber nicht in wenigen Sätzen hier wiedergeben kann. Die Thematik ist zu komplex.

Jene Menschen zu  werden als die wir von Gott gedacht sind, sollte das Ziel unseres Lebens sein. Wenn wir diesem Bild entsprechen, so Pater Anselm, leben wir authentisch und stimmig, dann könne alles in Entfaltung kommen, was Gott uns an Fähigkeiten und Möglichkeiten geschenkt habe. 

Um dies zu erreichen, benötigen wir den Heiligen Geist, "der so in uns eindringt, das alles in uns von Gott berührt, geheilt, aufgerichtet und zum Leben erweckt wird."

Es bereitet Freude,  dieses Buch zu lesen, auch mit den Glaubenserfahrungen Alfred Delps in Berührung zu kommen und von der sogenannten Pfingstsequenz inspiriert zu werden, die uns neue Stärke und Kraft verleiht, voller Mut durch Krisen zu gehen. 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

Überall im Fachbuchhandel erhältlich.

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Rezension: Der Name Gottes ist #Barmherzigkeit- #Papst_Franziskus- Ein Gespräch mit Andrea_Tornielli #Kösel

Dieses Buch enthält ein aufschlussreiches Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem Journalisten sowie Vatikan-Spezialisten Andrea Tornielli zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. 

Diesem Gespräch vorangestellt ist der Bibeltext 18,9-14 des Evangeliums nach Lukas und ein in das Gespräch einleitender Beitrag von Andrea Tornelli. 

Papst Franziskus hat das Heilige Jahr der Barmherzigkeit am 13. März 2015 ausgerufen. Andrea Tornelli hat ihm daraufhin den Vorschlag unterbreitet, im Rahmen eines Buches über den Sinn dieses Jahres aufzuklären. Der Heilige Vater willigte ein, über das Herzstück seines Pontifikats, ein Thema von zentraler Bedeutung, auch in seinen Lehren und in seinem Zeugnis, Näheres auszuführen. 

So erfährt man zunächst, wann bei ihm der Wunsch entstanden ist, ein heiliges Jahr der Barmherzigkeit auszurufen und wodurch er inspiriert wurde. Schon im Juli 2013 sagte er auf dem internationalen Weltjugendtag, dass er überzeugt davon sei, dass unsere Epoche ein kairós für Barmherzigkeit verkörpere,  d.h. ein dafür passender Zeitpunkt sei. Schon der hl. Johannes Paul II und  Papst Benedikt XVI äußerten sich zum göttlichen Erbarmen, in dem Benedikt den Wesenskern der Botschaft des Evangeliums sieht. 

Wie Papst Franziskus ausführt,  bedeutet Barmherzigkeit etymologisch gesehen, das Herz zu öffnen. Dabei sei die Barmherzigkeit jene göttliche Haltung, die umarmt, sozusagen das sich Schenken Gottes, der empfängt, der sich herabbeugt zur Vergebung. Wie man weiter erfährt, verhält es sich so, dass ein Mensch, dem Gottes Barmherzigkeit zuteilwird, sich seiner selbst, der eigenen Sünde schämt, wodurch offenbar Erkenntnis und Veränderung erst möglich werden. 

Die heutigen Menschen benötigen die Barmherzigkeit ganz besonders intensiv, weil die Menschheit verletzt sei und tiefe Wunden trage. Dabei wisse sie nicht, wie die Wunden heilen sollen oder glauben nicht, dass es überhaupt möglich sei. Verwundet werden kann die Menschheit durch vielerlei, so auch durch Relativismus, wonach alles gleich erscheine und das Gefühl für die Sünde verloren gegangen sei.  Weil es an der konkreten Erfahrung der Barmherzigkeit mangelt,  glaubt man nicht an die Erlösung von der Sünde. 

Barmherzigkeit haben wir bitter nötig, so der Heilige Vater und erläutert dies näher. Er führt auch Wissenswertes zum Geschenk der Beichte aus, weil es hier zur leibhaftigen Begegnung mit der Barmherzigkeit kommt. Als Beichtvater hat er, selbst wenn er eine verschlossene Tür fand, stets nach dem Spalt gesucht, sie zu öffnen, um auf diese Weise Vergebung und Barmherzigkeit zu schenken. Offenbar kann nur derjenige, der die Umarmung der Barmherzigkeit erlebt,  erfahren wie das Leben sich ändert, weil man dann versucht, auf dieses gewaltige unerwartete Geschenk zu antworten. Aus der Reue heraus entwickelt sich das veränderte Verhalten. 

Papst Franziskus verdeutlicht, weshalb wir alle Sünder sind und weshalb die Kirche in diesem außerordentlichen Heiligen Jahr ihre mütterliche Barmherzigkeit wiederentdecken möge. Diese nämlich würde den zahllosen Verwundeten entgegenkommen, die deren Gehör benötigen,  aber auch ihr Verständnis, ihre Vergebung und Liebe. 

Kritik nimmt der Heilige Vater an jenen Priestern, denen es an Barmherzigkeit mangelt und die durch Sturheit die Tür nicht öffnen, die für alle so wichtig ist. Barmherzigkeit sei ein unverzichtbares Element in Beziehungen zwischen den Menschen, damit Brüderlichkeit entstehen könne. Es genüge nicht, nur Gerechtigkeit als Maßstab zu nehmen. Mit Barmherzigkeit und Vergebung nämlich geht Gott über die Gerechtigkeit hinaus. Er transformiert sie in einem höheren Akt, indem wir Liebe erfahren, die die Basis wahrer Gerechtigkeit ist. 

Papst Franziskus erläutert u.a. den Unterschied zwischen Sünde und dem Korrumpiert-Sein durch die Sünde, ein Zustand, der uns nicht demütig werden lässt, vielmehr zum System erhoben, zur Gewohnheit, zur Lebensweise wird. Solche Gewohnheiten schränken unsere Fähigkeit zu lieben ein und führen zur Selbstgerechtigkeit.

Papst Franziskus sagt "Ein von der Sünde korrumpierter Mensch hört auf, um Vergebung zu bitten, und glaubt am Ende sogar, dass er das nicht nötig hat." Man könne durchaus ein großer Sünder sein, solle sich jedoch von der Sünde korrumpieren lassen. Korruption sei keine einzelne Handlung, sondern ein Zustand persönlicher und sozialer Korrumpiertheit, an den man sich gewöhne. Der Korrupte verbringe sein Leben auf der Schnellstraße des Opportunismus und opfere dafür seine Würde und die der anderen. Von daher führe die Korruption unweigerlich zum Verlust von Scham, der Hüterin von Wahrheit, Güte und Schönheit. 

Papst Franziskus betont: "Sünder ja, korrumpiert nein!“ 

Dieses Gespräch  zwischen Papst Franziskus und Andrea Tornielli  sollte jeder lesen, weil es bewusst macht, wie nötig wir alle Barmherzigkeit haben und welche Wege wir gehen können, um diese zu erlangen. 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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