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Rezension: Weniger ist mehr – Die Lebensschule der Mönche- Johannes Pausch- Vier- Türme Verlag

Der Autor dieses brillant verfassten Buches ist Pater Dr. Johannes Pausch OSB. Er ist #Benediktinermönch sowie #Psychotherapeut und leitet als Konventualprior seit 2004 das von ihm gegründete Kloster Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee in Österreich.

Gezeigt wird wie die Mönchsregel des Benedikt  auch außerhalb der Klostermauern angewendet werden kann.

Das erste Wort der Benediktsregel lautet "Ausculta". Das bedeutet "Höre!" und ist eine Aufforderung zur sensiblen Wahrnehmung, zur Achtsamkeit und Wertschätzung. Die Regel selbst sollte nicht als Gesetzeswerk oder dogmatische Handreichung begriffen werden, denn Benedikt hat seine Regel für Menschen verfasst, "die das Leben lieben und gute Tage zu sehen wünschen". Er hatte Gottessucher im Auge, die sich auf den Weg machten und die um ihre eigene Begrenztheit und Unvollkommenheit wussten. 

Im Rahmen von vier Kapiteln wird man mit der Lebensschule der Benediktiner vertraut gemacht. Diesen vier Kapiteln ist das Vorwort und ein Abschnitt, der sich mit Gottvergessenheit und Gottesbewusstsein befasst, vorangestellt worden. 

Der Autor spricht hier zunächst die Ursachen der Gottvergessenheit an, nennt deren Zeichen, zu denen übermäßiger Konsum oder Missbrauch von Essen, Trinken aber auch Kommunikationsmittel gehören. Durch all dies dokumentiert ein Mensch, dass er nicht mehr glauben und stattdessen nur noch konsumieren möchte. Dies aber führt von  dem Weg, was uns  glücklich macht, weg. Was aber hilft uns auf dem Weg zu bleiben?

Im Kapitel 1 geht es zunächst um Spiritualität, die für Benedikt Beziehung ist. Dabei muss man wissen, dass die Benediktiner ihr Leben in erster Linie als Gottesbeziehung gestalten und davon überzeugt sind, dass Gott selbst Beziehung ist. Eine Beziehung muss gepflegt werden und darüber gilt es nachzudenken, aber auch über Spiritualität als auch die Selbsterfahrung und anderes mehr. So etwa auch über die Einheit von Leib und Seele. Hier geht es darum, achtsam in unseren Gesten, in unserer Haltung, in unserer Bewegung und Sensibilität zu sein. In den Gebeten und Ritualen der Mönche geht es stets um das Herz, das für die Liebe, den Respekt und die Ehrfurcht vor anderen Menschen steht.

Existentielle Fragen wie etwa "Wer bin ich? "Was will ich?" sind wichtig, weil es ohne deren Beantwortung keine Lebensperspektive, keine Entwicklung gibt, kein geistliches aber auch kein menschliches Leben, weder privat noch beruflich, so der Autor. Die Leugnung dieser Fragen führe zu Stillstand, mitunter sogar zum Tod oder zur Lähmung und Verletzung unserer selbst. Selbsterkenntnis- sie schließe Selbsterfahrung, Selbstreflektion und Selbstbewusstsein mit ein-,  ist die Basis für jedes Leben und jede Entwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, ob man allein oder mit anderen lebt. 

Es geht unter anderem um Transformation alter Verletzungen, weil ewiges Nachtragen zu seelischen und körperlichen Gebrechen führt. Loslassen, um seinen Lebensmittelpunkt wieder zu finden und den Sinn unseres Lebens zu erkennen, darum geht es auch. Wer nicht lernt durch Wandlungsprozesse ganz Mensch zu werden und sich ein Stück Humor zu behalten, verhärtet oder verzweifelt. 

Man erfährt, dass das Leben zyklisch verläuft, sich Ereignisse wiederholen und es trotz alter Muster neue Chancen gibt. Dabei sind Entwicklungsschritte zumeist mit Konflikten,  mit Trennungen oder gar mit Todeserfahrungen verbunden. Wer Erfahrungen, vor allem schlechte,  nicht loslassen kann, definiert dadurch seine Existenz. So bleibt nur Wut, Neid, Schmerz und Verzweiflung, wodurch das Leben  negativ erspürt wird. Das kann nicht glücklich machen.

Der Autor schreibt u.a. von Vater – und Muttererfahrungen und auch von Geschwisterprägungen, durch die unser Leben und Verhalten sowohl in Arbeitsprozessen als auch in unseren Beziehungen geprägt sind, denn aus Geschwisterreihen und den damit verbundenen Beziehungserfahrungen ergeben sich Bevorzugungen oder Benachteiligungen und hieraus resultierend Rivalität oder Kooperationsfähigkeit. Viele seelische Störungen haben ihre Wurzeln in ungeklärten Geschwisterbeziehungen. 

Altlasten gilt es loszulassen und Vernachlässigtes aufzulösen. Hier gibt Benedikt einige Anweisungen als Hilfen, damit es funktioniert. Wer leben lernen möchte, sollte bitten und danken können und sich in Gelassenheit üben. 

Miteinander leben lernen, heißt u.a. Vertrauen zu lernen und Grenzen zu achten. Doch es gibt noch eine ganze Reihe anderer Problemfelder, die mittels der Regel Benedikts aufgelöst werden können. Vor allem sollte man lernen, dass Reduktion die Voraussetzung für Gewinn ist, weniger in materieller Hinsicht, so doch im Hinblick auf innere und äußere Ruhe. Freude am Nicht –Erkennbaren, am Transzendenten ist Freude an der Liebe, um diese es geht in erster Linie, wenn man die Benediktregel sich zu Herzen nimmt. 

Empfehlenswert 

Helga König

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