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Rezension: Du rührst die Saiten meiner Seele: Die großen Mystikerinnen - vom Mittelalter bis heute (Gebundene Ausgabe)

Ulrike Voigt spürt in ihrem Buch dem Leben und Werk der großen Mystikerinnen vom Mittelalter bis heute nach. Zur Sprache kommen: Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Hadewijch von Foligno, Marguerite Porète, Gertrud die Große von Helfta, Brigitte von Schweden, Caterina von Siena, Katharina von Genua, Teresa von Avila, Jeanne Marie Guyon du Chesnoy, Thérèse de Lisieux, Evelyn Underhill, Edith Stein, Madeleine Debrel, Simone Weil, Dorothee Sölle.

Bislang habe ich mich nur mit Hildegard von Bingen und Edith von Stein befasst, hatte von Brigitte von Schweden und Teresa von Avila gehört, alle anderen Damen waren mir bis dato unbekannt. Insofern habe ich den Text mit großer Neugierde gelesen.


In der Einführung erklärt die Autorin zunächst den Begriff der Mystik, insbesondere der christlichen Mystik und definiert diese als "eine besondere Begegnung zwischen (dem christlichen) Gott und Christus und dem Menschen, die als Vereinigung verstanden wird, die so genannte »unio Mystika« (mystische Vereinigung)..... Die innerlich (..) wahrgenommene Vereinigung mit Gott wird von dem Betroffenen zweifelfrei und real erlebt.... Diese individuelle Erfahrung unterscheidet Mystik von anderen spirituell und existentiell ebenfalls tiefen religiösen Erlebnissen."

Es gibt für mich keinen Grund anzuzweifeln, dass einige Menschen solche Erfahrungen gemacht haben. Es scheint ein transzentendes Erlebnis zu sein, dass unsere Alltagserfahrungen übersteigt. Da für die Mystik in allen Jahrhunderten die Verbindung von erlebter Gottesliebe und praktizierender Nächstenliebe entscheidend war und ist, werte ich sie als grundsätzlich positiv.


Ulrike Voigt empfielt zunächst die Kurzbiografien der genannten Damen zu studieren und sich dann die Texte der Mystikerinnen einzulesen, von denen man sich durch ihr Leben angesprochen fühlt.


Am meisten berührt hat mich das Schicksal von Marguerite Poréte (1250/60-1310), einer Nordfranzösin, die als Beginin lebte, wegen Ketzerei verurteilt wurde und auf dem Scheiterhaufen endete. In ihrem Buch, das zu ihrer Verfolgung führte, unterhalten sich die Personifikationen von Liebe, Glaube und Seele über den richtigen Weg zu Gott. Die Seele, so Porète erhalte in ihrer Liebesverbundenheit alles von Gott. Sie benötige weder die Kirche als Instution mit ihren Gnadenmitteln und die kirchlichen und bürgerlichen Normen, selbst die Bibel sei überflüssig. Dieser Denkansatz brachte die Mystikerin in Valenciennes auf den Scheiterhaufen, wo man sie im Jahre 1300 mit ihrem Buch gemeinsam verbrannte.


Unverständlich, wenn man Sätze liest wie: "Die Nächstenliebe gehorcht nichts Geschaffenem, einzig nur der Liebe. Die Nächstenliebe nennt nichts ihr eigen. Und gesetzt sie hätte irgend etwas, so würde sie niemals sagen, es gehöre ihr..."


Rezension:Jakobus: Sein langer Weg zum Patron der Pilger (Gebundene Ausgabe)

Der Historiker Bernhard M. Edlmann ist der Verfasser des Buches "Jakobus", der nicht nur Pilgern aufgrund des nach ihm benannten "Jakobswegs" bekannt sein dürfte.

In dem reich bebilderten Buch geht der Autor zunächst der Frage nach, wie man zum Patron der Pilger wird. Jakobus übrigens war kein Spanier, sondern Jude (vgl.S. 10, Zitat: "Dazu muss man sich erst einmal eine einfache Tatsache bewusst machen: "Jakobus" war kein Spanier, sondern Jude"). Die Zeitreise im Buch beginnt vor rund 2000 Jahren. Damals lebte der Apostel Jakobus, der mit den Jüngern Simon Petrus und Johannes zum engsten Kreis von Jesus von Nazareth zählte.

Jakobus war der erste von den Aposteln, der sein Bekenntnis zu Jesus mit seinem Leben bezahlen musste. Er wurde in den frühen 40er -Jahren von Herodes Agrippa I. hingerichtet. 800 Jahre hörte man nichts mehr von Jakobus, dann jedoch wurden seine sterblichen Überreste in Spanien aufgefunden. Gerüchten zufolge hatte Jakobus eine Weile lang in Spanien missioniert und war nach seiner Hinrichtung in Jerusalem auch beerdigt worden. Nachdem ihm zu Ehren in Santiago die erste Kirche errichtet worden war, war die Jakobswallfahrt Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg aus der Taufe gehoben.

Man wird zunächst über verschiedene biblische Jakobsfiguren unterrichtet, lernt den Tempelberg, - ein wichtiger Ort im Leben Jakobus und aller Apostel - kennen, wird aber auch über Jakobus aus dem alten Testament unterrichtet. Der Autor geht der Frage nach, ob jener Jakob ein von Gott beschützter Betrüger war. Wie ist das Unrecht an seinem Bruder zu werten?

Sehr gut beschrieben wird die Zeit in der der Apostel Jakobus lebte. Es kommen politische und soziologische, auch religiöse Gesichtspunkte bei der Betrachtung zum Tragen. Man erfährt, wie Jakobus zum Jünger Jesu wurde, liest über die Jünger, ihre Hoffnungen und den Tod Jesu, um schließlich Näheres über den Märtyrertod des Jakobus zu erfahren.

Die Anfänge der Jakobusverehrung in Spanien kommen zur Sprache, auch wird die Reliquienverehrung in längst vergangenen Tagen sehr gut und auch kritisch beleuchtet, ferner wird aufgezeigt, weshalb Jakobus zum Patron Spaniens wurde. Man liest von den Templern, die die Pilgerwege von Santiago de Compostela beschützten, von der Reconquista und in der Folge von der Jakobusverehrung im deutschen Sprachraum. Nicht bekannt war mir bislang, dass auf den Dachreliefs des Karlsschreins im Aachener Dom der angebliche "Pilgerzug" Karls des Großen nach Santiago de Compostela dargestellt ist.

Bemerkenswert finde ich das Kapitel "Pilgern - früher und heute". Bestens wird der uralte Brauch der "Wallfahrten" erläutert. Es bleiben keine Fragen offen. Erhellend ist die Zeittafel zum Schluss. Diese empfiehlt es sich zuerst zu lesen, um einen Überblick über die geschilderten Zeiträume zu erhalten.

Der Jakobsweg wurde 1993 zum Weltkulturerbe erklärt. Das Buch ist nicht nur für Pilger empfehlenswert.

Rezension: Der schöne Tod in Wien: Friedhöfe - Gruften - Gedächtnisstätten (Gebundene Ausgabe) "

Die Autorinnen von "Der schöne Tod in Wien" sind Isabella Ackerl und Prof. Ingeborg Schödl. Die zahlreichen imposanten Fotografien hat Robert Bouchal gemacht.

Sterben, Tod und Beisetzung sind, wie man diesem Buch entnehmen kann, in der Menschheitsgeschichte seit je her mit vielfältigen Kulturhandlungen verbunden gewesen. Wie diese Kulturhandlungen ausgesehen haben und aussehen entnimmt man dem Kapitel "Vom Massengrab zur schönen Leich". Bereits vor der römischen Besiedlungszeit wurde die Trennung zwischen Wohnort und Begräbnisort vorgenommen.
Man liest von den Begräbnisriten der Ägypter zur Pharaonenzeit, die nur im Zusammenhang mit komplizierten und intellektuell langfristig entwickelten Vorstellungen vom Jenseits, von einer transzendentalen Welt der Götter, die belohnen und bestrafen, möglich waren. Damals wollte man durch die komplizierten und intellektuell langwierigen Zeremonien und Rituale, die einen Pharao auf seinem letzten Weg begleiteten, nicht nur den Göttern gefällig sein, sondern auch etwas für die Position des Herrschers im Jenseits tun. Man liest im Hinblick auf die Pharaonengräber von der Mumifizierung, von den Grabbeigaben, den Bannflüchen und vielem anderen mehr und erfährt in der Folge, dass in der Antike die Toten außerhalb der Wohnsiedlungen begraben wurden, damit sie die Lebenden nicht störten.


Die Autoren weisen auf den veränderten Umgang mit den Toten im Spätmittelalter hin. Jetzt rückte der Gedanke an Strafe und Sühne für ein sündiges Erdenleben, an die Läuterung im Fegefeuer und an eine ewige Verdammnis in der Hölle in den Vordergrund. Man versuchte sich durch Ablassbriefe, Wallfahrten und fromme Stiftungen von der erwarteten Seelenpein loszukaufen und erhoffte durch Gebetsaufträge an Klöster die Aufenthaltsdauer sündiger Verstorbener im Fegefeuer verkürzen zu können. Die Gebetsaufträge bildeten einen Teil der wirtschaftlichen Grundlage der Ordensgemeinschaften.


Nun tauchten auch verstärkt die Standesunterschiede und die Gestaltung der Begräbnisse und der Bestattungen in den Vordergrund. Das gemeine Volk wurde in "Freithöfen" mittels Totenrutsche in eine Massengruft befördert, der Adel erhielt prunkvolle Begräbnisse in der Kirche. Über diese prunkvollen Begräbnisse wird im Buch detailliert berichtet. Man liest vom spanischen Zeremoniell und anderen Trauerzeremoniellen. Alle Rituale unterlagen den Gesetzen sozialer Verträglichkeit, die festlegten, was man tun sollte und was nicht. Nicht unter seinem Stand begraben zu werden, war ein Indikator für stabile Machtverhältnisse.


In Österreich regelte Kaiser Josef das Bestattungswesen neu. Kirchhöfe und Grüfte mussten geschlossen werden, neue Friedhöfe wurden außerhalb der Stadtgrenze angelegt. 1784 dann wurde die Tiefe, Breite und der Abstand von Gräbern festgelegt. Feuerbestattungen verbot übrigens Karl der Große 785 für sein ganzes Reich. Dieses Verbot galt über Jahrhunderte.


Nach einem sehr detaillierten historischen Abriss, den ich mir erlaubt habe kurz zu skizzieren, um darzulegen wie interessant dieses Buch ist, lernt man die Wiener Friedhöfe und ihre Geschichte näher kennen. Man hat die Gelegenheit Bemerkenswertes über den "Wiener Zentralfriedhof" zu erfahren, liest über die verfallenen Grüfte des jüdischen Teils des Zentralfriedhofes und über die Bedeutung der Grablaternen. Viele Wiener Originale ruhen dort, aber auch berühmte Dichter, Maler und Musiker.


Der Zentralfriedhof soll in der schönen Jahreszeit einem prachtvollen Park mit hoch gewachsenen Bäumen, blühenden Sträuchern und vor allem mit einer äußerst vielfältigen und lebhaften Fauna gleichen. Auf dem "Lainzer Friedhof" ruht u.a. Sir Karl Popper (übrigens in einem sehr schlicht gestalteten Grab), auf dem "Grinzinger Friedhof" findet man das Grab Gustav Mahlers, aber auch die Grabstätte des Schauspielerehepaares Attila Hörbigers und Paula Wesselys.


In einem weiteren Kapitel wird man über Krypten, Grüfte und Katakomben in Wien informiert und liest u.a. von den neuen Katakomben. Hochinteressante textlichen Informationen werden hier von eindrucksvollen Ablichtungen begleitet, so etwa von Bildern diverser Prachtsarkophage und einer auf natürlicher Weise mumifizierten Leiche in der "Michalergruft", Sargschmuck in der "Kapuzinergruft" und verschiedenen Särge bekannter Persönlichkeiten.


Es gibt in der Stadt auch Friedhöfe, die unter Denkmalschutz stehen und Ruhestätten, die aufgrund privater Initiative erhalten geblieben sind, so etwa die Mozart-Gedenkstätte auf dem "Marxer Friedhof". 478 Grabstätten umfasst der "Friedhof der Namenlosen". Dort wurden ab 1854 namenlose und nicht identifizierbare Leichen bestattet, die die Donau angeschwemmt hatte.


Der "Kahlenberger Friedhof", Gedenksteine in Parks, aber auch Grabdenkmäler sowie private Gedächtnisorte und jüdische Friedhöfe, Soldatenfriedhöfe und Kriegerdenkmäler sowie der "Heldenberg in Klein-Wetzdorf" sind im Buch nicht ausgespart worden und machen deutlich, dass die Menschen aller Zeiten der Seelen der Verstorbenen Respekt zollten.


Empfehlenswert.

Rezension:Geben macht reich: Unmögliche Gedanken zur Bergpredigt (Gebundene Ausgabe)

Autor dieses kleinen bemerkenswerten Büchleins ist der Pfarrer und Publizist Udo Hahn. Er bringt dem Leser die Gedanken der Bergpredigt nahe. Der 1959 geborene Künstler Eberhard Münch, der einst in Nürnberg an der Akademie der Bildenden Künste Wandmalerei studierte wartet mit Darstellungen seiner lichtvollen Aquarelle auf, die an das Ereignis von damals erinnern.

Die Botschaft der Bergpredigt berichtet vom wahrhaft erfüllten Leben im Einklang mit Gott, unseren Mitmenschen und mit uns selbst (vgl.: S. 74). Udo Hahn hebt hervor, dass die Bergpredigt trotz aller Schärfe voller Hoffnung ist, aber im Widerspruch zu vielen "Wahrheiten" unserer Zeit steht, in denen Sinnsuche auf die Erkenntnis verkürzt wird, dass es ausreicht, wenn wir unseren eigenen Weg suchen und uns selbst genügen.

Hahn stellt seinen Reflektionen stets Teile der Bergpredigt voran, so auch jenen, der aufzeigt wie man durch Gutes Böses überwindet. Hahn konstatiert, wenn Jesus von Feindesliebe spricht, dann stellt er nicht in Frage, dass es Feindschaft im wirklichen Leben gibt. Nicht erst zu ihrer Überwindung bedürfe es des mutigen Einsatzes, sondern auch bei ihrer Anerkennung. Es gibt Feinde. Das ist die Wirklichkeit. Diese Feinde sollen wir lieben (vgl.: S.25).

Nach ausführlichen Betrachtungen zu Feindesliebe stellt Hahn die Frage: "Wie gehen wir mit denen um, die uns enttäuscht haben, und mit denen, die uns als Feinde entgegentreten? Wo fällt und Vergebung leicht, wo wird sie zur Überforderung?"

Fragen dieser Art stellt Hahn nach jedem einzelnen Kapitel: Wo wird meine Liebe gebraucht? Wer bedarf meiner Hilfe, wer ist mein Nächster? Gebe ich, ohne wissen zu wollen, was ich dafür bekomme? Wem habe ich nicht vergeben? Was hindert mich, auf den, der an mir schuldig geworden ist, vergebend zuzugehen?

Dies sind nur wenige Fragen von den vielen, die der Theologe stellt und die man sich beantworten sollte.

Ehrliche Selbstreflexion hilft nicht selten zu verändertem Verhalten, hilft ein überbordendes, selbstgerechtes Ego zu überwinden. Die Bergpredigt entspricht m. E den Gedanken vieler antiken Denker. Wer sich an ihr orientiert, wird Toleranz, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe als den Sinn des Lebens begreifen und durch sein tägliches Tun seinen Beitrag zu einer Welt leisten, die den Vorstellungen der Bergpredigt entspricht.




Rezension:Die schönsten Münchner Kirchen entdecken: Oasen der Ruhe und der Kunst (Gebundene Ausgabe)

Wenn ich zu meinen Verwandten nach München und Köln reise, besuche dort ich immer Museen, Kirchen und Friedhöfe. Alexander Langheiters Buch "Die schönsten Münchner Kirchen entdecken" hat mir gezeigt, dass mir in München noch viele Kirchen unbekannt sind.

Der Autor stellt insgesamt 50 Kirchen in München vor, die er untergliedert in: die Kirchen der Altstadt; die Kirchen in der Isar - und der Ludwigsvorstadt; die Kirchen im Lehel und in der Maxvorstadt; die Kirchen zwischen Nymphenburg und Olympiapark; die Kirchen in den einstigen Vorstädten rechts der Isar; die Kirchen im Münchener Osten; die Kirchen im Münchener Süden; die Kirchen in Schwabing und im Münchener Norden; die Kirchen im Münchener Westen.

Zu jeder Kirche erhält man eine genaue Beschreibung zur Anfahrt, die Anschrift, einen Hinweis zur Homepage, einen Tipp, wo man in der Nähe "einkehren" kann und was es Interessantes im Umfeld zu sehen gibt. Ausführlich wird man jeweils über die Baugeschichte und die Bedeutung der einzelnen Kirchen aufgeklärt, zudem werden die Kirchen genau beschrieben und man erhält anhand von Fotos visuelle Eindrücke, von dem, was man bei einem Besuch zu erwarten hat.

Im Rahmen der Rezension ist es natürlich nicht möglich auf alle näher beschriebenen Kirchen einzugehen. Erwähnen möchte ich aber den "Katholischen Bürgersaal" in der Altstadt, weil er eine der interessantesten Kirchen Münchens ist, die durch ihre Geschichte eng mit der katholischen Frömmigkeit in München seit dem 17. Jahrhundert verbunden ist und heute hauptsächlich wegen des Grabes Rupert Mayers, des Apostels der Münchener, stark frequentiert wird. Zur Weihnachtszeit kann man sich dort übrigens des "Augustiner-Christkindl" erfreuen.

Die "Asamkirche" in der Münchener Altstadt besuche ich immer wieder gerne. Insofern bin ich hier besonders dankbar über die Infos zur diesbezüglichen Baugeschichte. Der Hauptaltar beinhaltet einen gläsernen Schrein mit einer Figur des heiligen Johann Nepomuk. Diese Kirche ist ein Juwel unter den Münchener Kirchen. Die Gestaltung von Fassaden und Innenraum ist ein barockes Gesamtkunstwerk, das von den Brüdern Asam realisiert wurde. Wirklich sehenswert.

Die katholische Filialkirche St. Georg in Bogenhausen ist von einer alten Friedhofsmauer umgeben. Der kleine, immer noch genutzte Friedhof lässt nicht vermuten, dass man sich inmitten einer Großstadt befindet. Hier ruhen übrigens die Schriftsteller Erich Kästner und Oskar Maria Graf, Liesl Kalstadt, Walter Sedlmayer und Rainer Werner Fassbinder.

Sehr alt ist die katholische Filialkirche St. Nikolaus mit Altöttinger Kapelle am Gasteig. 1315 wurde diese Kirche erstmals erwähnt, möglicherweise ist sie aber schon früher entstanden. Die Altöttinger Kapelle erinnert an die früheste Stadtgeschichte. Noch älter allerdings ist die katholische Filialkirche St.Johann Baptist in Johanniskirchen. Es handelt sich hierbei um eine Wehrkirche am Gleißenbach. Diese Kirche wurde schon 815 erwähnt. Gleichwohl entstand der heutige Bau zu Beginn des 13. Jahrhunderts und hat seitdem seinen Charakter weitgehend behalten.

In Forstenried gibt es eine Wallfahrtskirche. Die barocke Raumgestaltung soll einem Festsaal gleichen. Das Forstenrieder Kruzifix soll dort für Wunder sorgen. Eine der altertümlichsten Kirchen der Stadt ist die kleine Heiligenkreuzkirche in Fröttmaning. Der Bau der Kirche stammt aus dem 10. und 12. Jahrhundert.

Interessant auch ist das Rokokojuwel oberhalb des Tierparks: die Filiakirche St. Anna in Haching. Künstler des Münchener Hofes gestalteten das Innere der Kirche. Der Hochaltar im Stile des Rokoko ist wirklich sehenswert.

Natürlich besucht man als Christ die Kirchen nicht in erster Linie der Architektur wegen, aber man sollte sich ihrer ungehemmt erfreuen, denn sie ist zu Ehren Gottes gestaltet worden.


Rezension:Was ist koscher? Jüdischer Glaube - jüdisches Leben (Broschiert)

Dieses Buch informiert breitgefächert über das Judentum unterschiedlicher Prägung und räumt mit alten Vorurteilen auf, die immer wieder zu verheerenden Folgen geführt haben. Man erfährt, weshalb sich die Juden als Volk begreifen, obgleich die Mitglieder dieses Volkes ethnisch und genetisch durchaus nicht miteinander verwandt sein müssen. Es handelt sich, so der Autor "um eine Gruppe, die sich durch gemeinsamen Glauben, eine gemeinsame Sprache (zumindest die des Gebetes), eine gemeinsame Geschichte definiert" und vor einigen Jahrtausenden mit Gott einen speziellen Bund geschlossen hat. Wie dieser Bund aussieht und welche Folgen daraus resultieren, erklärt Paul Spiegel ausführlich. So hat ein Jude, um ein gottgefälliges Leben zu führen, sechshundertdreizehn Ge- und Verbote einzuhalten und sich zu bemühen "Zedek", sprich Gerechtigkeit zu üben. Oberstes Handlungsziel des jüdischen Glaubens ist demzufolge ein "Gerechter" zu werden und hierdurch glaubhaft seine Mitmenschlichkeit zu dokumentieren.
Spiegel macht den Leser mit den heiligen Schriften des Judentums vertraut: der Thora, dem Talmud und der Halacha, um sich in der Folge der jüdischen Geschichte anzunehmen. Man erfährt Essentielles aus dem alten Testament, an die Vertreibung der Juden aus ihrem Land durch die Römer wird erinnert und der zahllosen Pogrome gedacht, die in erster Linie seitens der Spanier und durch die Deutschen im Mittelalter betrieben wurden. Aber auch die nach Osten, das heisst nach Polen und in die baltischen Staaten eingewanderten Juden mussten nach Phasen friedlichen Zusammenlebens immer wieder mit Verfolgung rechnen, bis schließlich, nach Jahrzehnten nationalstaatlicher Politik, durch die Nazis, die Ausrottung dieses leidgeprüften Volkes mit perfidesten Mitteln angestrebt wurde. Gerechtfertigt wurde das mörderische Treiben stets mit bösartigen Unterstellungen jedwelcher Art, die in der Regel motiviert waren durch Neid und Habsucht.


Warum man diese Menschen immer wieder attackierte, lässt sich, trotz der Erhellung der Tätermotive, letztlich schwer begreifen, wenn man von den Festen und Ritualen liest, von der familiären Verbundenheit erfährt und von dem Wunsch durch koschere (reine) Nahrung sich immer wieder ein Stück weit in Selbstbeherrschung zu üben. Wie verblendet müssen vermeintliche Christen und Muslime während der vergangenen Jahrhunderte gewesen sein und wie blind sind sie heute noch, um das positive Wirkungsvermögen der Wertvorstellungen der jüdischen Ethik, mit dem Metagebot der Gerechtigkeit, nicht erkennen zu können?


Paul Spiegel hat, trotz aller negativen Erfahrungen in der Vergangenheit, Vertrauen in die Zukunft und immer wieder die Versöhnung im Auge. Versöhnung als Grundvorraussetzung für ein friedliches Zusammenleben ist im Grunde ein Gebot der Vernunft, das alle Menschen in diesem Jahrtausend, ob nun gläubig oder nicht, allein schon aus Gründen der Selbsterhaltung, vorbehaltlos, anerkennen sollten. Ein empfehlenswertes Buch, mit einer beachtlichen Fülle hochinteressanter Informationen zum jüdischen Glauben und Leben, die an dieser Stelle leider nicht detailliert ausgebreitet werden können.


Deshalb lesen Sie Paul Spiegel, er wird Sie um einige Erkenntnisse reicher machen.


Rezension:Klarheit, Ordnung, Stille: Was wir vom Leben im Kloster lernen können (Gebundene Ausgabe)


Der Benediktinerpater Dr. Anselm Grün und die Journalistin Dr. Petra Altmann haben ein Buch verfasst, dass sich mit der Lebensweise im Kloster auseinandersetzt, deren Zweck darin besteht größtmögliche Klarheit, Ordnung und Stille zu erzielen, um auf diese Art in Harmonie mit sich und anderen leben zu lernen. So wird empfohlen die Fastenzeit dazu zu nutzen sich körperlich und auch seelisch zu reinigen. Um dem grauen November mental zu entfliehen möge man mit Duftölen meditieren, sich gedanklich ans Meer begeben oder der sommerlichen Sonne in der Fantasie entgegen gehen.


Pater Anselm schlägt vor im Jahr (den Kirchenfesten nicht unähnlich) immer wieder Highlights zu setzen, um sich immer auf etwas freuen zu können. Bewusst möge man sich viel in der Natur aufhalten und die Jahreszeiten wahrnehmen. Grünkraft, so die Autoren, ist lebenswichtig für uns alle. Menschen, die sich zu wenig im Freien aufhalten, fühlen sich irgendwann ausgelaugt und voller Kummer. Die Autoren schlagen feste Tagesstrukturen vor, weil diese einerseits Zeit ersparend sind und damit Lebensqualität erhöhen, zudem der Seele inneren Halt zu geben vermögen.

Auch solle man sich bemühen "im Fluss" zu bleiben, d.h. nicht zu lange über einer Sache brüten, sondern sich bei allem Tun Zeitlimits zu setzen. Auf diese Weise lassen sich Aufgabenberge im Vorfeld vermeiden. Die Autoren zeigen detailliert, wie man einen idealen Tagesplan gestaltet und stellen die These auf, dass Chaos grundsätzlich krank macht. Es ist notwendig äußeres Chaos zu beseitigen, um zur inneren Ordnung und damit Ruhe zu gelangen. Hier empfehlen die Autoren einen Pflichtenplan aufzustellen, durch den man sich Oasen der Ruhe schaffen kann.


Grün konstatiert, dass viele Menschen, die dort wo sie sind, Verwirrung stiften. Das eigene innere Chaos wirke sich immer auf die Mitmenschen aus. Die negativen Emotionen der anderen vermischen sich mit den eigenen. Von daher ist es notwendig die eigene Seele zu reinigen. Wer zu sich selbst finden möchte muss annehmen, loslassen, eins werden, neu werden. Es gilt der Frage nachzugehen, was wichtig und unwichtig ist, was gut tut und was schadet? Hass schadet immer, weil Hass die eigene Seele zerfrisst. Wichtig auch ist sich von Ängsten zu befreien um Energie zu gewinnen.


Die Autoren werben für Momente der Besinnung. Man möge Emotionen nicht verdrängen, sondern sich aktiv mit ihnen befassen, nur so kann Ruhe in die Seele einkehren. Um morgens besser und fröhlicher aufzustehen empfiehlt das Autorenteam ein Morgenritual, denn Rituale erleichtern generell den Umgang mit sich selbst und mit anderen. Auch hier berichtet Anselm vom klösterlichen Leben und zeigt, wie sinnstiftend persönliche Rituale dort sind. Ruhepole, wie man sie beim Lesen findet, werden heute als Bibliotherapien angeboten und zeigen, dass das Lesen auch meditativen Charakter haben kann.

Seinen Mitmenschen zuzuhören, sie dadurch zu achten, ab und an zu schweigen um sich für Verborgenes zu öffnen, sich Schweigephasen zu gönnen, sind Methoden um zu sich und anderen einen tieferen Zugang herzustellen und zu einem besseren Miteinander zu gelangen. Bei allem gilt es aber auch sich abzugrenzen und die Grenzen Dritter zu akzeptieren. Nur so lassen sich langfristig Konflikte vermeiden. Es ist wichtig eigenes Handeln immer wieder zu hinterfragen, insbesondere auf den Punkt hin, ob man seinen Nächsten respektiert. Wer Freunde haben möchte, muss offen sein und mit anderen lachen können.
Wer selten lacht, neigt zu destruktivem Verhalten.

Körperliche Bewegung ist wichtig um den Geist fit zu halten, gleichwohl ist auch genügend Schlaf erforderlich um zur innerer Ausgeglichenheit zu gelangen. Um sich wohl zu fühlen, benötigt man neben all diesen Faktoren genügend Luft und Licht. Wer längere Zeit im Dunkeln lebt, wird depressiv.

Klöster wecken und schärfen die Sinne, so liest man und genau das möge man auch außerhalb der Klostermauern anstreben. Die tägliche Nahrungsaufnahme soll bewusst gepflegte Esskultur implizieren, dem ein Zeitblock für Fastentage entgegengesetzt wird, der dazu führen soll, dass man sich von unnötigem Ballast befreit.

Die 17 Gesprächspartner von Dr. Altmann in der Benediktinerabtei Münsterschwarzbach und in der Zisterzienserinnenabtei Waldsassen dokumentieren auf den vielen Fotos durch ihr positive Ausstrahlung, dass man gut beraten ist, Verhaltensmuster des klösterlichen Lebens in den persönlichen Alltag zu übernehmen.

Sehr empfehlenswert.

Rezension:Das gute Leben: Ein Wegweiser zum Buddhismus für den Westen (Gebundene Ausgabe)

Gerald Roscoe hat mit diesem Büchlein eine gut lesbare Einführung in den Buddhismus für Interessierte aus dem Westen verfasst. Der Buddhismus ist die von Buddha im etwa 6. Jahrhundert v. Chr. gestiftete religiös-philosophisch Lehre, die ursprünglich als geistig-seelisches Heilverfahren, ohne die Absicht, eine philosophische Erklärung von Mensch und Welt geben zu wollen, gedacht war und erst später zu metaphysischen und religiösen Systemen ausgebaut wurde.

In seiner Lehre geht Buddha von den vier edlen Wahrheiten aus. Diese besagen: Alles Leben ist leidvoll.
Ursache des Leidens ist der " Durst ", die Begierde, der Lebenswille. Die Menschen bewegen sich durch ein Netz der Konventionen und Illusionen, durch die sie die Welt und sich wahrnehmen. Die Leiden können überwunden werden durch das Abtöten von Begierden und Leidenschaften, vor allem Gier, Hass und Verblendung.

Der Weg dazu besteht im edlen achtfachen Pfad. Darunter versteht man die rechte Anschauung und Gesinnung, rechtes Handeln und Leben, rechtes Streben, Denken und Sichversenken. Ziel der Heilung ist das Aufheben der ichbezogenen Existenz, das endgültige Erlöschen der Lebensillusion, das Nirvana.

Als buddhistischer Laie möge man 5 Regeln einhalten:
Kein Leben zerstören.
Nicht nehmen, was nicht gegeben wird.
Keine widerrechtlich sexuellen Beziehungen eingehen.
Sich falscher Sprache enthalten.
Sich des Gebrauchs der Drogen enthalten, die Unachtsamkeit verursachen.

Der Autor zeigt wie man die buddhistisch- ethische Haltung vervollkommnen kann, deren Inhalt rechtes Sprechen, rechtes Handeln und eine rechte Lebensweise ist. Ohne moralisches Verhalten nämlich ist es unmöglich geistige Vervollkommnung, Einsicht und Weisheit zu erlangen. Es ist notwendig sich eines jeden Gedankens, eines jeden Wortes, einer jeden Tat bewusst zu werden. Was denke ich? Was sage ich? Wie handele ich?


Roscoe zeigt wie Meditation hierbei helfen kann. Er spricht in der Folge auch das Karma und Nirvana an und erklärt gut nachvollziehbar, was man darunter zu verstehen hat. Zu Ende des Buches reflektiert er wie man sich verhalten soll, um ein gutes Leben zu leben. Dabei wird deutlich, dass Hass nicht durch Hass beseitigt werden kann, man anderen Menschen mit Freundlichkeit ,dem Üblen mit Güte, der Habgier mit Großzügigkeit, den Lügen mit Wahrheit begegnen möge.
Ein gutes Buch, das dem Leser nicht zuletzt den Sinn von Mitgefühl deutlich macht.