Ulrike Voigt spürt in ihrem Buch dem Leben und Werk der großen Mystikerinnen vom Mittelalter bis heute nach. Zur Sprache kommen: Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Hadewijch von Foligno, Marguerite Porète, Gertrud die Große von Helfta, Brigitte von Schweden, Caterina von Siena, Katharina von Genua, Teresa von Avila, Jeanne Marie Guyon du Chesnoy, Thérèse de Lisieux, Evelyn Underhill, Edith Stein, Madeleine Debrel, Simone Weil, Dorothee Sölle.
Bislang habe ich mich nur mit Hildegard von Bingen und Edith von Stein befasst, hatte von Brigitte von Schweden und Teresa von Avila gehört, alle anderen Damen waren mir bis dato unbekannt. Insofern habe ich den Text mit großer Neugierde gelesen.
In der Einführung erklärt die Autorin zunächst den Begriff der Mystik, insbesondere der christlichen Mystik und definiert diese als "eine besondere Begegnung zwischen (dem christlichen) Gott und Christus und dem Menschen, die als Vereinigung verstanden wird, die so genannte »unio Mystika« (mystische Vereinigung)..... Die innerlich (..) wahrgenommene Vereinigung mit Gott wird von dem Betroffenen zweifelfrei und real erlebt.... Diese individuelle Erfahrung unterscheidet Mystik von anderen spirituell und existentiell ebenfalls tiefen religiösen Erlebnissen."
Es gibt für mich keinen Grund anzuzweifeln, dass einige Menschen solche Erfahrungen gemacht haben. Es scheint ein transzentendes Erlebnis zu sein, dass unsere Alltagserfahrungen übersteigt. Da für die Mystik in allen Jahrhunderten die Verbindung von erlebter Gottesliebe und praktizierender Nächstenliebe entscheidend war und ist, werte ich sie als grundsätzlich positiv.
Ulrike Voigt empfielt zunächst die Kurzbiografien der genannten Damen zu studieren und sich dann die Texte der Mystikerinnen einzulesen, von denen man sich durch ihr Leben angesprochen fühlt.
Am meisten berührt hat mich das Schicksal von Marguerite Poréte (1250/60-1310), einer Nordfranzösin, die als Beginin lebte, wegen Ketzerei verurteilt wurde und auf dem Scheiterhaufen endete. In ihrem Buch, das zu ihrer Verfolgung führte, unterhalten sich die Personifikationen von Liebe, Glaube und Seele über den richtigen Weg zu Gott. Die Seele, so Porète erhalte in ihrer Liebesverbundenheit alles von Gott. Sie benötige weder die Kirche als Instution mit ihren Gnadenmitteln und die kirchlichen und bürgerlichen Normen, selbst die Bibel sei überflüssig. Dieser Denkansatz brachte die Mystikerin in Valenciennes auf den Scheiterhaufen, wo man sie im Jahre 1300 mit ihrem Buch gemeinsam verbrannte.
Unverständlich, wenn man Sätze liest wie: "Die Nächstenliebe gehorcht nichts Geschaffenem, einzig nur der Liebe. Die Nächstenliebe nennt nichts ihr eigen. Und gesetzt sie hätte irgend etwas, so würde sie niemals sagen, es gehöre ihr..."
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