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Rezension: Dualseelen und Seelenpartner (Broschiert)

Ich und du

Wir träumten von einander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Friedrich Hebbel

Die Seele, der überindividuelle Teil unseres selbst, bestimmt den Kern unserer Identität. Gemeinsam mit der jeweiligen Psyche baut sie in jeder körperlichen Existenz ein neues einzigartiges Ich auf. Offenbar findet während des ganzen Lebens eine Auseinandersetzung zwischen dem Willen des Ich und dem Wollen der Seele statt. In dieser Auseinandersetzung liegt das seelische Entfaltungspotential.

Thomas Ulrich schreibt in seinem Buch von so genannten Dualseelen und Seelenpartnern und unterscheidet
1) zwischen dem Zwilling oder der Ergänzung (die Dualseele)
2) dem Seelen-Partner, der eher ein projektortientierter ( Liebes)-Partner ist und
3) den karmischen Seelengefährten, zu dem wir uns oft unwillig hingezogen fühlen, um ein paar harte Lektionen aus der Vergangenheit zu lernen.

Dem Buch liegt der Gedanke der Seelenwanderung und Wiedergeburt zu Grunde, sprich der Vorstellung, dass die Seelen eine Reihe von Wiederverkörperungen (Reinkarnationen) d.h. Kreisläufe von Geburt (Verkörperung siehe oben), Tod und Wiedergeburt durchlaufen bis sie zu ihrem endgültigen Ziel der Befreiung, die man sich als Erlösung vorzustellen hat, gelangen. Der Glaube der Seelenwanderung findet sich vor allem in indischen Religionen aber auch im Neuplatonismus und bei den Pythagoreern. Über Anthroposophie, Spiritismus, Theosophie und Teile der New-Age-Bewegung fand der Gedanke auch im europäisch- nordamerikanischen Kulturkreis Verbreitung.

Das vorliegende Buch befasst sich primär mit der Dual-Seele. Zwillingsseelen sind eins im Geist und im spirituellen Ursprung. Geist, Seele, Herz und Bewusstsein von Zwillingsseelen fließen, so der Autor, aus ein und derselben Quelle zusammen. Ihre Verbindung ist von unendlicher Tiefe. Die Dualseele ist für die persönliche Entwicklung keineswegs immer der geeignete Seelenpartner. Man begegnet einander immer dann, wenn man auf gleicher Höhe der Entwicklung steht. Dualseelen können nicht voneinander lassen. Ihre Liebe ist ewig.

Der Autor dokumentiert anhand von berühmten Seelenpaaren aus der Antike, der Weltliteratur, der Musik und der Realität wie nah sich Dualseelen sind.

Es sind Geschichten, die stets von der großen Liebe handeln, Geschichten, die dokumentieren, dass die Liebe ihre höchste Erfüllung hier auf Erden nur selten für einen längeren Zeitraum findet. Es kommt also immer wieder zu Trennungen, aber die beidseitige Sehnsucht ist so groß, dass man letztlich nicht voneinander lassen kann, einander sucht und sich schließlich in der Astralwelt oder aber in einer nächsten Inkarnation erneut begegnet und möglicherweise irgendwann Erfüllung findet in ewiger Verschmelzung.

Orpheus und Eurydike, Amor und Psyche, Hyperion und Diotima sind Beispiele für den Dualseelengedanken: Hölderlin schreibt in "Hyperion": "Eh es eines von uns zu beenden wusste, gehörten wir uns an. Wir waren Eine Blume nur, und unsre Seelen lebten ineinander, wie die Blume, wenn sie liebt und ihre zarten Freuden im verschlossnen Kelch verbirgt."

Die Liebe zwischen Hölderlin und Susette Borkenstein, zwischen Novalis und Sophie von Kühn, zwischen Klopstock und Meta Moller, zwischen Abelaerd und Heloise, schließlich auch zwischen Petrarca und Laura Noves und anderen mehr scheint ihre Tiefe dadurch gehabt zu haben, weil die geliebte Person das ewige Herzens-Du des anderen war.

Heloise schreibt an Abelaerd "Die echte Tiefe meiner Liebe zu Dir gründete sich auf ihre Irrtumslosigkeit.., Ich habe in dieser Welt nur einen Trost - Dich." !

Lassen wir zum Schluss abermals Hölderlin zu Wort kommen:

Wer mag die Liebenden zu scheiden?
Wie der Zwist der Liebenden
Sind die Dissonanzen der Welt.
Versöhnung ist mitten im Streit

Und alles Getrennte findet sich wieder

(aus Hölderlins Hyperion)

Ein Buch, das nachdenklich macht. Empfehlenswert!


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