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Rezension: Vom Ich zum Du – Für sich und andere sorgen- Anselm Grün- Köselverlag

Der Benediktinermönch P. Dr. Anselm Grün hat im Kösel-Verlag ein sehr bemerkenswertes Buch auf den Weg gebracht, in dem er sich mit dem Phänomen der Sorge sehr vielschichtig auseinandersetzt.

Gleich zu Beginn reflektiert er diesen philosophischen Begriff bei Heidegger. Bei diesem Philosophen geht es um die Sorge um sich selbst. Das Du spielt hierbei kaum eine Rolle. Für Dr. Anselm Grün hingegen geht es primär um die Sorge anderen gegenüber. Für ihn ist die Sorge ein Ausdruck der Liebe. Dabei bleibt die Liebe ohne Sorge für ihn nur Gefühl. Viele biblische Geschichten erzählen von der Sorge um andere, die uns hilft von unserem Ego frei zu kommen und den Weg zum Du zu finden. Anders als bei Heidegger wird Sorge hier zumeist als Fürsorge verstanden. Das Wesen der Sorge ist in diesem Fall darin begründet, dass man das Kreisen um sich selbst aufgibt und sich für und um den anderen sorgt.

Der Autor zeigt am Beispiel von Kain und Abel, was dies zu bedeuten hat. Es geht  vor allem um Verantwortung. In dieser hat man nämlich den anderen im Blick und zwar ganz konkret. Kain hatte diesen Blick verloren, weil sein Blick um seine persönliche Anerkennung kreiste.

Anselm Grün möchte in seinem Werk vor allem die positive Sorge der Verantwortung überdenken. Er möchte all die Menschen würdigen, die sich um andere Menschen sorgen. Er möchte sorgfältig mit dem Begriff "Sorge" umgehen und betrachten, welche Rolle die Sorge im Zusammenleben mit anderen, aber auch im Umgang mit dem Augenblick und der Zukunft spielen kann. Deshalb auch überdenkt er die Sorge bei konkreter Not, für Kinder, für Eltern, für die Familie, für Gäste, für sich selbst, für die Schöpfung.

Mittels sehr guter Rituale zeigt er, wie man mit der jeweiligen Sorge verfahren kann, ohne  das Du mit dieser Sorge zu dominieren. Auch für die Sorge um sich selbst gibt es ein sehr schönes Ritual, das dazu verhilft, sich zu entspannen.

Über Seelsorge schreibt Anselm Grün ebenfalls. Darunter versteht er, dass man gut auf die Seele anderer hört. Es bedeutet u.a.  sich für  die kranke Seele zu sorgen, wobei der Seelsorger nicht als Therapeut wirkt.

Seine Sorgen Gott im Rahmen eines Gebetes hinzuhalten, hilft ebenso wie das Bewusstsein, dass er uns nicht im Stich lässt. Wie Anselm Grün weiß, werden dort, wo Gott ist, sich negative Sorgen auflösen. Dort werden wir nicht mehr beherrscht von den Sorgen um andere, aber auch nicht von unseren Bedürfnissen oder Erwartungen anderer Menschen. Dort sind wir wahrhaft frei, so der Benediktinermönch, frei auch von unseren Ängsten, weil wir sicher sein können, dass Gott für uns sorgt. Wenn dies geschieht, sind wir frei, uns für die Menschen in Liebe zu sorgen.

Sehr empfehlenswert

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

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Vom Ich zum Du: Für sich und andere sorgen

Rezension: Es leuchtet der Stern- Ein Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit- Vier- Türme- Verlag

Autor dieses wunderbaren lebensphilosophischen Buches ist der Mönch Pater Zacharias Heyes. Er lebt in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und arbeitet als Notfallseelsorger und geistlicher Begleiter im Recollectio-Haus und im Gästehaus der Abtei. 

Im Vorwort schreibt Pater Zacharias, den Buchtitel erläuternd, dass mit der Verheißung "Es leuchtet der Stern" die drei Weisen aus dem Morgenland aufgebrochen sind, als sie den Stern aufgehen sahen. Die sternkundigen Weisen wussten, dass dieser Stern die Geburt eines besonderen Menschen anzeigte. Der Stern, der ihnen vorauszog, vermochte offenbar die Sehnsucht in ihnen zu wecken nach einem Leben, das Sinn habe und in einem größeren Ganzen eingeordnet sei, so der Autor.

Pater Zacharias begab sich 1999 nach einem Besuch in Münsterschwarzach und einem Gespräch mit dem heutigen Abt Michael auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela, um sich über seinen weiteren Lebensweg klar zu werden. Hierbei folgte er seinem Stern, der ihm den Weg zu seinem Sehnsuchtsort wies. 

Der Benediktinermönch ist sich sicher, das jedem Mensch ein Lebensstern leuchtet und ihn begleitet auf seinem Lebensweg. Mit seinen Texten und Impulsen, möchte Pater Zacharias bewirken, dass die Leser sich von diesem Stern führen lassen, keineswegs nur durch die Advents- und Weihnachtszeit.

An jedem Tag des Monats Dezember hat man Gelegenheit einen dieser lebensphilosophischen, teilweise sehr persönliche Texte zu lesen und erhält im Anschluss jeweils Denkimpulse, die dabei helfen aus alten Denkmustern auszusteigen und Neues- seinem persönlichen Sehnsuchtsstern folgend- zu beginnen. Dabei sei das Entscheidende die Reise im oder zum eigenen Herzen- neu aufzubrechen zum Mensch-Sein, zur Menschwerdung. 

Es geht darum, zu hinterfragen, welches Lebensgepäck notwendig ist für die Reise und was man zurücklassen sollte. Der Autor reflektiert die Sehnsucht, die jeder Mensch in sich trägt. Sie sei der erste Pilgerführer für den Weg – den Herzensweg. Man möge auf die Lichtzeichen, sprich die Leuchtmomente achten, die eigene Wahrnehmung dafür schulen und alles, was sie zudeckt oder überdeckt aufräumen, aus dem Weg räumen, um sich alsdann neu auf den Weg zu begeben. Dabei können die Zeichen der Sehnsucht unser derzeitiges Leben in Frage stellen und die Leuchtzeichen uns herausrufen aus dem jetzigen Sein. 

Man möge der Kühnheit seines Herzen trauen, die uns herausrufe aus der Trägheit, Alltäglichkeit und der materiellen Fixierung.

Pater Zacharias denkt auch über Umwege nach  sowie über Muster, die sich im Leben immer wiederholen  und sucht nach den Gründen hierfür. 

Immer wieder erzählt der Autor von seinen Erfahrungen auf dem Pilgerweg  als auch  von den lebensphilosophischen Erkenntnissen, die ihm diese Pilgereise schenkte und lässt den Leser zudem an den Fragen teilhaben, die sich ihm stellten. 

Fragen wie etwa: "Was hält dich tief von innen? Welcher Traum, welches Ziel?"

oder: 

"Wenn Du wüsstet, dass du noch einen Tag zu leben hast, was würdest du unbedingt noch tun wollen? Wen würdest du um Verzeihung bitten, bei wem würdest du dich entschuldigen, wem würdest du Danke sagen und wem gegenüber deine Liebe und Zuneigung ausdrücken?"

bedürfen vielleicht langen Nachdenkens, doch ihre aufrichtige Beantwortung  kann Veränderung und damit etwas Neues einleiten. 

"In welchen Gewohnheiten steckst du fest- im Wissen, dass sie dir eigentlich nicht guttun?"

Impulse zum Nachdenken gibt es in diesem Buch zuhauf. Der dadurch bewirkte gedankliche Weg in der Adventszeit endet nicht am Heiligen Abend, sondern führt hinein in das kommende Jahr, in dem wir uns dann alle bemühen sollten, unser Potential zu leben. Vielleicht helfen Rituale dabei, die  Last der Vergangenheit im alten Jahr zurückzulassen, um seinem Stern folgend, seine Gaben sinnstiftend in nächsten Jahr zu leben.  Pater Zacharias hat es ausprobiert und zeigt wie das geht.

Ein wunderbares Buch, das mich von seinem Grundgedanken an das Gedicht "Stufen" von Hermann  Hesse erinnert, das mit den Worten endet:. 

"Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, 
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!"

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

Im Fachhandel erhältlich
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Es leuchtet der Stern: Ein Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit

Rezension: Bei mir selbst zu Hause sein- Zacharias Heyes- Vier-Türme-Verlag

Zacharias Heyes ist Benediktinermönch in der Abtei Münsterschwarzach und als Priester, Religionslehrer, Schulseelsorger wie auch als Notfallseelsorger tätig. 

Mit diesem Werk möchte der Seelsorger einen Weg aufzeigen, wie wir für unsere eigene Seele sorgen können, d. h. dass es uns und unserer Seele gut geht, dass wir uns verlässlich aufgehoben fühlen, dass wir bei uns selbst zu Hause sind und auch sein können. 

Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt befasst sich mit dem Thema "Wo Gott zu Hause ist ". Um sich dem Thema anzunähern, zieht der Autor biblische Quellen zu Rate. Erwähnt wird hier u.a. die Erzählung vom brennenden Dornbusch im Alten Testament, um zu verdeutlichen, dass Gott sich selbst in einem unscheinbaren Busch verbergen kann. Gottes Nähe kennt keine örtlichen, institutionellen und zeitlichen Grenzen. Das rettende Nahe-Sein Gottes übersteigt unsere Erde und sogar den Tod. 

In der Folge thematisiert Pater Zacharias Jesus, Benedikt von Nursia, Nikolaus von der Flüe und Madeleine Delbrêl, alles Menschen, die eine tiefe Beziehung zu Gott hatten und aus dem Bewusstsein seiner Nähe über sich hinauswuchsen. 

Im 2. Abschnitt "Bei sich selbst zuhause sein und in Gott wohnen" erfährt man, dass es auf dem christlichen Weg darum geht, nach Hause zu kommen. Sobald wir in Gott wohnen, beheimaten wir uns in uns selbst. Dabei sei der Weg zu Gott nicht weit entfernt, sondern nur so weit wie der Weg von unserer Außen- und Innenwahrnehmung. Dort in uns ist Gott und dort in Gott sind wir, weil Glaube etwas zutiefst Innerliches sei, weil Gott im Menschen wohne. Von daher sei jeder Einzelne heute gefragt und eingeladen, sich aufzumachen, seinem Gott entgegenzugehen auf seinem ganz eigenen Weg. Auf diesem Weg sei jeder sein eigener Seelsorger. 

Sorge für die Seele zu tragen bedeute, in Berührung mit der eigenen Seele zu kommen und Sorge dafür zu tragen, dass sich das Bild, das Gott von uns gemacht habe, entfalten dürfe. Dafür möge man gewisse Schritte unternehmen. Um Gottes Botschaft auf die Spur zu kommen, benötige man Zeit und Raum, sollte man in sich hineinhören, bis man die innere Stimme wahrnimmt. 

Tun, was uns die innere Stimme sagt und auf diese Weise Gottes Weg zu gehen, darum geht es, wenn wir bei uns selbst zu Hause sein möchten. 

Auf  uns Leser warten in der Folge dann noch sehr gute Übungen, die uns helfen, in uns und damit in Gott verankert zu sein. Dazu zählt nicht zuletzt das bewusste Wahrnehmen unsres Atems und die Versöhnung mit unsrer Vergangenheit, sich und anderen zu verzeihen, Eigenverantwortung zu übernehmen und so vieles andere mehr. Um in uns ein zu Hause zu finden, müssen wir lernen,   uns zu erkennen und so zu leben, wie Gott uns gedacht hat. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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Bei mir selbst zu Hause sein. Vom guten Umgang mit Leib und Seele

Rezension: Der Luther Effekt- 500 Jahre Protestantismus in der Welt- Hirmer

Dies ist der Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung "Der Luther Effekt- 500 Jahre Protestantismus in der Welt", die noch bis zum 5.11. im Deutschen Historischen Museum und dort im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt wird. 

Die Fragen, die durch die Ausstellung beantwortet werden sollen, haben die Ausstellungsmacher wie folgt formuliert: "Welche Spuren hinterließ Luther in anderen Konfessionen und Religionen? Wie veränderte sich der Protestantismus durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen unterschiedlichster Kulturen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt? "

Der vorliegende Katalog ist eine Reise in vier Kontinente und hier durch eine Zeitspanne, die sich über 5. Jahrhunderte erstreckt. Dabei verdeutlicht der reich bebilderte Band die globale Vielfalt und zudem die Konfliktpotentiale des Protestantismus, exemplarisch dargestellt an Deutschland, Schweden, den USA, Korea sowie an Tansania. 

Das Buch ist in sechs Kapitel untergliedert, als da sind: 
Reformationen
Ein Land, ein Glaube, die lutherische Großmacht Schweden 
Die Vereinigten Staaten von Amerika- das gelobte Land 
Korea- Boomland des Protestantismus 
Tansania-Mission und Selbstbestimmung 
Ausblick

Das Werk nimmt mit vier Grußworten seinen Anfang. Dabei stammt das erste Grußwort von Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin. 

In fünf Kapiteln schreiben jeweils drei Autoren zu den oben angezeigten Themen. Bloß im sechsten Kapitel gibt es nur einen Verfasser und zwar beantwortet Wolfgang Reinhard die Frage "Reformation Global ?"

Ulinka Rublack informiert über Reformationen in Europa und in diesem Zusammenhang über protestantische Werte und Kulturen. So entwickelten sich im 17. Jahrhundert in Europa durchaus lebendige, protestantische Kulturen, die zahlreiche Aspekte des menschlichen Erlebens sinnhaft strukturierten. Das stand dem herkömmlichen Verständnis des Calvinismus als sittenstrenge Verstandesreligion entgegen, machte den Protestantismus aber sympathischer. 

Man erfährt auch, dass sich Luther und der Züricher Reformator Ulrich Zwingli im Oktober 1529 in Marburg nicht auf eine gemeinsame Auslegung der Eucharistie verständigen konnten. Für die Schweizer war die Präsenz Christi im Abendmahl rein symbolisch, für Luther real. 

Kirchenkritiker wie John Wycliff und Johannes Hus hatten schon vor 1500 eine Kirchenreform gefordert und auch Humanisten drängten dazu. Durch Martin Luthers Kritik am Ablasswesen kam dann  endlich Bewegung in den Reformstau. 

Die Reformationen waren ein europäisches Phänomen, eines ihrer Ursprungsländer war Deutschland. Durch die europäische Expansion gelangte die Reformation auch nach Übersee. So verzahnten sich Politik und Religion, nicht immer zum Vorteil für den Ruf der Religion.

Aufgeklärt wird man über Reformwege, Lutheraner, Reformierte, Täufer, Anglikaner, Katholiken in ihrem reformerischen Bemühen. Zudem erfährt man Wissenswertes über die mit den Reformen verbundenen veränderten Lebenswelten, so etwa eine veränderte Haltung zur Sexualität. Die Ehe als Lebensform wurde durch die Reformation gestärkt. Sie entwickelte sich nun zum Fundament der Gesellschaft. Glaubenskriege und Auswanderungswellen innerhalb Europas und auch nach Übersee werden thematisiert, bevor die protestantische Entwicklung in Schweden, die USA, Korea und Tansania in Augenschein genommen werden. 

Spannend zu lesen sind nicht nur die Beiträge, sondern auch die Erläuterungen zu den unzähligen Exponaten. 

Ein beeindruckender Katalog zu einer Ausstellung,  die das 500 jährige Jubiläum würdig  zelebriert.

Mein Resümee: Es wird Zeit, dass sich die christlichen Kirchen wieder vereinen. Letztlich ist alles eine Frage des Konsenses und der gegenseitigen Toleranz. 

Empfehlenswert. 

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich
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Der Luthereffekt: 500 Jahre Protestantismus in der Welt (Religion)

Rezension: Brot himmlisch irdisch- Anselm Grün, Leo Stöckinger-Vier-Türme-Verlag

Dieses schöne und dabei informative Buch aus dem Vier-Türme-Verlag habe ich auf der Frankfurter Buchmesse 2017 entdeckt. Es handelt sich dabei um eine Teamarbeit des Benediktinermönchs Anselm Grün, der in der Abtei Münsterschwarzach lebt und des Bäckermeisters Leo Stöckinger, der dort die Klosterbäckerei leitet.  

Die Fotos für das Buch hat Andrea Langenbacher realisiert. Sie studierte Theologie, Ökonomie und Management in Tübingen, wo sie arbeitet und auch wohnt. 

Obschon das Werk einige Rezepte rund um das Brot enthält, ist es kein Backbuch im herkömmlichen Sinne, denn es geht den Autoren primär darum, dem Geheimnis des Brotes nachzugehen. Die insgesamt neun Kapitel beginnen stets mit einem Zitat, das das Brot zum Thema hat. Besonders gut hat mir dabei ein Chinesisches Sprichwort gefallen. Es lautet: 

"Wenn du zwei Brote hast, so tausche eines gegen Blumen, den sie sind Brot für die Seele." 

Das erste Kapitel trägt die Überschrift "Unser tägliches Brot". Hier wird eingangs bereits darauf hingewiesen, dass das Brot seit nunmehr fast 10. 000 Jahren die Grundnahrung unserer Spezies bildet. Im Alten Testament wird immer wieder angemerkt, dass Brot nicht nur Nahrung für uns Menschen ist, sondern auch unser Herz stärken soll. 

In der Bibel ist vom "Brot-Wunder" die Rede und nicht grundlos heißt es im Vaterunser "Unser tägliches Brot gib uns heute".

Brot hat stets auch eine religiöse Bedeutung. Wenn wir es andächtig zu uns nehmen, dann haben wir teil an Gott, der es uns schenkt. Indem man über die Bedeutung des Brotes nachdenkt, speziell im Blick auf die Bibel, um so bewusster können wir unser Brot essen, so Pater Anselm und nachspüren, welches Geheimnis es birgt. 

Bereits vor über 2000 Jahren gab es bei den Römern den Beruf des Bäckers. Mitglieder der Innung wurden sogar in den Beamtenstand aufgenommen. 

Leo Stöckinger möchte durch das Buch die Aufmerksamkeit und Wertschätzung fördern, die das Brot als wertvolles Lebensmittel verdient. So erfährt man u.a. Wissenswertes über die Geschichte des Brotes und hier auch, dass es die Ägypter waren, die erstmals ihr Brot mit Sauerteig herstellten. Die frühen Christen verwendeten für die Eucharistiefeier ungesäuertes Brot. Dabei sahen sie in ihren Gemeinschaften im Brot stets auch ein tieferes Symbol. Ein bedeutsames Bild war dabei die Einheit des Brotes. 

Die Schritte vom Korn zum Brot darf man anhand des Textes auch nachvollziehen und lernt so besser zu begreifen, weshalb Backen von jeher auch als Symbol verstanden wurde. Backen verwandelt das Brot, wie man weiß. 

Über die Brotzeit und den Umgang mit Brot erfährt man Wissenswertes und kann sich dann in biblische Brotgeschichten vertiefen. Zu Auflockerung gibt es  dazwischen einige Brotrezepte. Die biblischen Brotgeschichten werden von Pater Anselm gut nachvollziehbar interpretiert. Diese Geschichten hier verkürzt wiederzugeben, sprengt leider den Rahmen der Rezension. Was aber nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Botschaft: "Wer bereit ist zu teilen, wird immer auch beschenkt, geistig, spirituell und oft auch materiell". Immer wieder geht es um Gottvertrauen, das so wichtig ist, um in Notzeiten nicht zu verzweifeln. Solange wir glauben, werden wir nicht verhungern. Gott verlässt uns nicht.

Brotrituale sind auch ein Thema. Dazu zählt das Kreuzzeichen beim Brotschneiden, auch die Verbindung von Brot und Salz sowie bestimmte Brotformen, die mit dem Fest einiger Heiliger verbunden sind. Brotbräuche sollen zeigen, dass wir Gott schmecken und genießen dürfen.

Die Brotvielfalt in Deutschland wurde als immaterielles Kulturgut in die UNESCO-Liste aufgenommen. Im Moment sind 3199 Brotspezialitäten anerkannt. 

Das Anliegen der Klosterbäckerei besteht darin, die Tradition zu pflegen. Wie das im Einzelnen ausschaut wird auch erläutert. 

Das Zusammenspiel von spirituellem und faktischem Wissen über Brot, macht das Buch zu einem ganz besonderen Lesestoff. Das Bewusstsein für den Wert des Brotes wird vertieft, vielleicht auch für die Gemeinschaft, mit der man es teilt.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Brot. Himmlisch irdisch

Rezension: Luther gemeinsam betrachtet- Anselm Grün, Nikolaus Schneider- Vier-Türme-Verlag

Die Herausgeber dieses Buches sind Dr. Lothar Bauerochse und Klaus Hofmeister. Die beiden sind Redakteure beim Hessischen Rundfunk für den Bereich Religion und Kirche sowie die Autoren in Münsterschwarzach. Die genannten Redakteure befragen den Benediktinermönch Dr. PA Anselm Grün und den ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider zu reformatorischen Impulsen heute. 

Dabei gehen die theologischen Stichworte, an denen entlang das Gespräch geführt wird, auf die Leitgedanken der Reformation zurück. Anselm Grün und Nikolaus Schneider bewirken mit ihrem Gespräch einen verständlichen und anregenden Zugang zu Luther und zur Reformation. Auf diese Weise wird die Energie spürbar, die in dem reformatorischen Impuls heute noch liegt, schreibt Klaus Hofmeister in seinem Vorwort. 

Zu Beginn des Buches geht es um ökomenische Grunderfahrungen. Die beiden Vertreter der beiden unterschiedlichen Konfessionen beantworten hier eine Vielzahl spannender Fragen, um anschließend Lutherbilder abzugleichen. So erfährt man, welches Bild des Reformators Martin Luther Pater Anselm heute hat, aber auch, dass Luther in Sicht Pater Anselms das Thema Willensfreiheit zu pessimistisch sah und offenbar eine zu negative Sicht auf die Menschen hatte. 

Die unterschiedliche Betrachtungsweise und die Gemeinsamkeiten, die Grün und Schneider im Hinblick auf Luther haben, hier alle aufzulisten, führt allerdings zu weit.

Es werden unterschiedliche Grußworte der Reformation diskutiert, so etwa ANGST. Des Weiteren erfährt man u.a. wie man heute den Menschen das Fegefeuer erklären kann und liest zudem, dass auch in der evangelischen Theologie die Frage des Gerichts eine Rolle spielt. 

Für Anselm Grün zeigt sich die Sünde von heute in der Unfähigkeit, sich selbst anzunehmen. Sowohl für ihn als auch für Nikolaus Schneider sind Ratgeber-Bücher der moderne Ablass. Glaube ist ein weiteres Diskussionsthema und hier u.a., welche Bedeutung die Gemeinschaft für die Kirche und für den Glauben hat. Anselm Grün ist überzeugt, dass Priester vorleben sollten wie wichtig Gemeinschaft ist, in der man seine innere Freiheit bewahren kann, die uns trägt. 

Auch über Freiheit und Verantwortung bei Luther liest man und über Hierarchie in der katholischen und evangelischen Kirche. Zudem wird erörtert wie man als Christ lebt. Es sind noch viele andere Themen, die breitgefächert erörtert werden, dabei sind auch die Vielfalt und Einheit der Kirchen.

Bei allem gewinnt man den Eindruck, dass die Kirchen sich wieder näher kommen, trotz unterschiedlicher Traditionen, die sich unterscheiden, die verschieden sind. Anselm Grün und Nikolaus Schneider gehen lebendig mit der Tradition um und bringen sie mit eigenem Leben und persönlicher Erfahrung in Verbindung. Deutlich wird, dass die Zeit reif ist für eine ökumenische Zukunft. Wo einst Eiszeit war, ist jetzt Aufbruchstimmung. 

Empfehlenswert 

Helga König 

Überall im Fachhandel erhältlich- 

Rezension: Versäume nicht dein Leben- Anselm Grün

Der Autor dieses lebensklugen Buches ist der von mir sehr geschätzte Benediktinermönch Anselm Grün. Er war langjähriger wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach und ist noch immer als Seelsorger, spiritueller Berater und geistlicher Begleiter geschätzt. Seine Seminare und Vortragsveranstaltung gelten als außerordentlich gefragt. 

Im vorliegenden Buch geht es Anselm Grün darum, seinen Lesern zu verdeutlichen, wie man Bedenken und Ängste überwindet und lernt, das Leben zu leben, das zu uns passt. Pater Anselm schreibt, dass er häufig Menschen erlebt, die ihr Leben versäumen, weil es nicht so passe, wie sie sich dies vorstellen. 

Nicht wenige junge Menschen haben Angst, dass sie von einem konkreten Beruf oder einer konkreten Arbeit überfordert sind. Dabei wird die Angst vor dem Burn-out nicht selten zur Dauerausrede im Hinblick auf Stress. So fühlen sich immer mehr Leute schon bei kleinen Aufgaben zu sehr in Anspruch genommen. Hinzu kommt noch die Angst Fehler zu machen. Alles zusammen führt dazu, sich überhaupt nicht mehr fordern zu lassen. 

Den Überlegungen von Pater Anselm sind stets Antworten Jesu beigegeben. 

Wichtig ist es zu wissen, dass sein Leben nur der überhaupt wagen kann, der einen Sinn darin sieht. Pater Anselm bezieht sich in seiner Argumentation diesbezüglich auf den jüdischen Therapeuten Viktor Frankl, der sechs Konzentrationslager überlebt hat. Der Therapeut befasste sich sein Leben lang mit Sinnfragen. 

Menschen, die egozentrisch um sich selbst kreisen, entdecken keinen Sinn im Leben. Sinnstiftend ist, wenn wir anderen Mut machen, sich mit der Vergangenheit auszusöhnen und unseren Auftrag in dieser Welt erkennen und leben. Solange wir nur um uns selbst kreisen, leben wir nicht und bewirken nichts. 

Pater Anselm reflektiert den Narzissmus und schreibt über falsch verstandene Kontemplation, die zur Lebensverweigerung führt. Wer seinem Leben keinen Sinn verleiht, überspielt dies nicht selten mit äußeren Aktivitäten, eilt von einem Event zum anderen, doch wird dadurch nicht lebendiger, weil Leben letztlich heißt, sich Aufgaben zu stellen und diese zu lösen. 

Das Buch hilft dabei, dies zu erkennen und den Sinn von Hoffnung zu begreifen, die notwendig ist, um das eigene Leben zu wagen und es voller Kraft und Zuversicht auch zu leben. 

Pater Anselm nennt 7 kluge Schritte, die es uns möglich machen, das Leben zu leben, das zu uns passt.

Seinem Rat zu folgen, ist auf jeden Fall hilfreich. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Weisheitsspuren- Die schönsten Impulse- Kösel

Autor dieses Buches ist der Benediktiner und ZEN-Meister Willigis Jäger. Er ist Mitbegründer des Benediktushofes Holzkirchen bei Würzburg, einem Zentrum für spirituelle Wege, wo er lebt und arbeitet. Willigis Jäger gründete die Zenlinie "Leere Wolke" und die Kontemplationslinie "Wolke des Nichtwissens."Herausgeber des Werks ist die "West-Östliche Weisheit-Willigis Jäger Stiftung". 

Das Buch enthält eine Fülle von gedanklichen Impulsen, die von einfühlsamen Fotos begleitet werden. 

Spiritualität sei nichts Abgehobenes schreibt Willigis Jäger zum Geleit, von daher könne selbst die kleinste Handlung zu einer spirituellen Übung werden. Der Autor möchte mit seinen Impulsen in die Erfahrung unseres wahren Wesens führen. Im Grunde könnte man zu jedem der Gedanken einen Essay oder eine kleine Kolumne schreiben.  Die ein oder andere Sentenz, werde ich demnächst auch in meiner Sonntagskolumne reflektieren.

Im Rahmen von 7 Kapiteln wird man mit einer Denkweise vertraut gemacht, die in unsere egoistische Gesellschaft nicht passen will, in der Stille und Friede nirgendwo mehr zu finden sind und man sich nicht selten nur noch nach ewiger Ruhe sehnt. 

Zwei Impulse möchte ich an dieser Stelle hier wiedergeben, damit sie wissen, was Sie erwartet:

"Nichts und niemand existiert getrennt voneinander."

"Wir sind Mensch geworden, um zu reifen und uns zu entfalten. Alle Nöte und Probleme, alle Freuden und Schwierigkeiten wollen uns helfen zu unserem eigentlichen Wesen zu finden. Das ist die Aufgabe unseres Lebens."

In der Gesamtheit hat das Buch etwas sehr Tröstendes für all jene, die viel Leid in ihrem Leben erfahren und verdeutlicht, dass nur das Annehmen des Jetzt und das Leben genau dort in uns Veränderungen herbeiführen kann, auch wenn es zunächst nicht so scheinen mag.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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Rezension: Alles Gute! Die schönsten Texte und Bilder von Papst Benedikt XVI-Herder

Heute am 16.4.2017 feiert Papst Benedikt XVI. seinen 90. Geburtstag. Simon Biallowons hat deshalb das vorliegende schöne Büchlein herausgebracht, das u.a. lesenswerte Ansprachen, Meditationen, Predigten sowie Anekdoten und eine große Anzahl von ansprechenden Fotos des Jubilars enthält. 

Das Vorwort  zu diesem Bildbändchen hat Papst Franziskus geschrieben. Er hebt hervor, dass ihm immer dann, wenn er Werke von  Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. lese, bewusst werde, dass dieser Theologie "auf Knien" betrieben habe. Benedikt XVI. sei ein Mann, der wirklich glaube und wirklich bete. Man erkenne bei ihm, dass er ein Mann des Friedens sei und damit ein Mann Gottes. 

Biallowons stellt Benedikt XVI. als großen Liebhaber klassischer Musik vor und erwähnt speziell dessen Affinität zu Mozart. Die c-Moll-Messe dieses Komponisten habe er erstmals 1941 in Salzburg gehört habe. Nicht grundlos sagt Benedikt XVI: "Mozart ist schön, wie die Schöpfung schön ist.“ 

In seiner Ansprache vom 4. Juli 2015 reflektiert Benedikt XVI. die drei Ursprungsorte der Musik. Der dritte Ursprungsort ist die Begegnung mit dem Göttlichen, die von Anfang an zum Menschsein gehöre. Die Reinheit und Größe von Musik hänge mit dieser Begegnung zusammen, die sich in Liebe und Schmerz offenbare. 

Ich möchte die Anekdoten im Buch hier nicht verkürzt hier wiedergeben. Gesagt sei, dass sie uns den Jubilar menschlich sehr nahe bringen. Dies aber geschieht auch durch die Bilder dieses freundlichen Kirchenmannes, der seines Erfolgs als Autor wegen nicht zuletzt auch als "Bestsellerpapst" bekannt ist. 

Die Fotos dokumentieren, dass Benedikts Herz als Papst sich für die ganze Welt geöffnet hat und sich viele Menschen ihm nahe fühlen, auch noch heute, wo er schon lange auf die aktive Ausübung des Petrusdienstes verzichtet hat und  Papst Franziskus sich als ein würdiger Nachfolger erweist. 

Empfehlenswert

Helga König 

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Rezension: Schluss mit der Angst- Notker Wolf- Herder

Der Autor dieses Buches ist der Abtprimas Notker Wolf OSB. Er wurde 1977 Erzabt der Benediktinerabtei St. Ottilien und war von 2000 bis 2016 als Abtprimas der höchste Repräsentant des Benediktinerordens mit über 800 Klöstern und Abteien weltweit. Gemeinsam mit dem Co-Autor Simon Biallowons, einem studierten Philosophen, hat er das vorliegende Buch verfasst, welches sich an Bücher wie "German Angst" von Sabine Bode anreiht, das ich 2008 bereits rezensiert habe. Besagte Angst scheint zwischenzeitlich noch tiefer in die Gesellschaft eingedrungen zu sein. 

Notker Wolf erzählt von seinen Lebenseindrücken aber auch von seinen Ängsten, die es für ihn stets zu überwinden galt. Er weiß, dass jeder Mensch Angst hat, weiß auch dass Angst ansteckend ist und auf diese Weise "Angst-Gesellschaften" entstehen können. Wer Angst habe, mache dicht und zwar emotional, rational und oft auch rein physisch. 

Der Autor reflektiert die durch Verängstigung entstandenen Blockaden der Gesellschaft und verrät wie er selbst mit diffuser Angst umgeht. Resilienz als Schlüsselbegriff im Umgang mit Angst vergisst Notker Wolf natürlich nicht zu erwähnen. 

Der Abtprimas hat viele Vorträge für Manager und Führungskräfte gehalten. Dabei hat er in Erfahrung gebracht, dass auch sehr erfolgreiche Menschen letztlich auf Zuspruch angewiesen sind, weil Zuspruch Mut macht, Widerstände zu überwinden. 

Die großen Heiligen im Christentum waren Profis im Scheitern, so der Autor. Scheitern sei menschlich und christlich. Nicht christlich allerdings sei, aufzugeben und sich in Angst einzugraben. Notwendig sei es, Existenzängste, auch die Angst vorm Scheitern abzubauen. Die Angst vor dem Fremden macht Begegnungen und Dialoge mit Fremden notwendig. Hier auch ist Kontrollverlust ein Thema. All diese Verunsicherungen zu überdenken, schenkt die Chance Angst zu verlieren. 

Sogenannte Wutbürger, über diese schreibt  Notker Wolf auch, sind Menschen, die ängstlich sind und sich überfordert fühlen, es aber letztlich nicht wirklich sind. Mehr Mut- und weniger Wutbürger in Deutschland wünscht sich Notker Wolf. Dabei sind Mutbürger solche, die den Mut haben, sich Herausforderungen  der Zeit zu stellen, die er im Einzelnen benennt. 

Eine Herausforderung ist beispielsweise die Integration der Fremden im Land. Hier beispielsweise ist Barmherzigkeit gefragt, die das Gegenteil von Herzenshärte darstellt. Demut und Barmherzigkeit sind Tugenden, die für Benediktiner von Bedeutung sind. Darüber mehr zu erfahren, ist natürlich sehr spannend, weil hier alles zusammenspielt und deutlich macht, das diffuse Angst in unserer Zeit viel damit zu tun hat, dass Menschen zu wenig in Grundwerten gefestigt sind. 

Notker Wolf appelliert Hoffnungsträger zu werden, sprich anderen die Angst zu nehmen und Hoffnung zu geben. Ohne Hoffnung sei das Leben nur schwer zu ertragen. Deshalb müssen wir alle Hoffnungsträger sein. 

Was Hoffnung ist und ermöglicht, erfährt man in der Folge und man darf sich auch mit dem Begriff "Hoffnungsschimmer" befassen, zu dem der Autor eine bemerkenswerte Assoziation hat.

"Gottvertrauen statt Heidenangst" titelt der Autor ein Kapitel und schreibt, dass für ihn Gottvertrauen in seinem bisherigen Leben möglicherweise die wichtigste Konstante gewesen sei. Sich nicht zu fürchten, weil wir auf Gott vertrauen können, ist ein schöner Gedanken, den man zulassen sollte, um sich so angstfrei allem Fremden gegenüber zu öffnen, das letztlich stets den Geist weitet und uns Erkenntnis und so vieles mehr schenkt. 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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