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Rezension: Vom Ich zum Du – Für sich und andere sorgen- Anselm Grün- Köselverlag

Der Benediktinermönch P. Dr. Anselm Grün hat im Kösel-Verlag ein sehr bemerkenswertes Buch auf den Weg gebracht, in dem er sich mit dem Phänomen der Sorge sehr vielschichtig auseinandersetzt.

Gleich zu Beginn reflektiert er diesen philosophischen Begriff bei Heidegger. Bei diesem Philosophen geht es um die Sorge um sich selbst. Das Du spielt hierbei kaum eine Rolle. Für Dr. Anselm Grün hingegen geht es primär um die Sorge anderen gegenüber. Für ihn ist die Sorge ein Ausdruck der Liebe. Dabei bleibt die Liebe ohne Sorge für ihn nur Gefühl. Viele biblische Geschichten erzählen von der Sorge um andere, die uns hilft von unserem Ego frei zu kommen und den Weg zum Du zu finden. Anders als bei Heidegger wird Sorge hier zumeist als Fürsorge verstanden. Das Wesen der Sorge ist in diesem Fall darin begründet, dass man das Kreisen um sich selbst aufgibt und sich für und um den anderen sorgt.

Der Autor zeigt am Beispiel von Kain und Abel, was dies zu bedeuten hat. Es geht  vor allem um Verantwortung. In dieser hat man nämlich den anderen im Blick und zwar ganz konkret. Kain hatte diesen Blick verloren, weil sein Blick um seine persönliche Anerkennung kreiste.

Anselm Grün möchte in seinem Werk vor allem die positive Sorge der Verantwortung überdenken. Er möchte all die Menschen würdigen, die sich um andere Menschen sorgen. Er möchte sorgfältig mit dem Begriff "Sorge" umgehen und betrachten, welche Rolle die Sorge im Zusammenleben mit anderen, aber auch im Umgang mit dem Augenblick und der Zukunft spielen kann. Deshalb auch überdenkt er die Sorge bei konkreter Not, für Kinder, für Eltern, für die Familie, für Gäste, für sich selbst, für die Schöpfung.

Mittels sehr guter Rituale zeigt er, wie man mit der jeweiligen Sorge verfahren kann, ohne  das Du mit dieser Sorge zu dominieren. Auch für die Sorge um sich selbst gibt es ein sehr schönes Ritual, das dazu verhilft, sich zu entspannen.

Über Seelsorge schreibt Anselm Grün ebenfalls. Darunter versteht er, dass man gut auf die Seele anderer hört. Es bedeutet u.a.  sich für  die kranke Seele zu sorgen, wobei der Seelsorger nicht als Therapeut wirkt.

Seine Sorgen Gott im Rahmen eines Gebetes hinzuhalten, hilft ebenso wie das Bewusstsein, dass er uns nicht im Stich lässt. Wie Anselm Grün weiß, werden dort, wo Gott ist, sich negative Sorgen auflösen. Dort werden wir nicht mehr beherrscht von den Sorgen um andere, aber auch nicht von unseren Bedürfnissen oder Erwartungen anderer Menschen. Dort sind wir wahrhaft frei, so der Benediktinermönch, frei auch von unseren Ängsten, weil wir sicher sein können, dass Gott für uns sorgt. Wenn dies geschieht, sind wir frei, uns für die Menschen in Liebe zu sorgen.

Sehr empfehlenswert

Helga König

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Vom Ich zum Du: Für sich und andere sorgen

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