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Rezension: Brot himmlisch irdisch- Anselm Grün, Leo Stöckinger-Vier-Türme-Verlag

Dieses schöne und dabei informative Buch aus dem Vier-Türme-Verlag habe ich auf der Frankfurter Buchmesse 2017 entdeckt. Es handelt sich dabei um eine Teamarbeit des Benediktinermönchs Anselm Grün, der in der Abtei Münsterschwarzach lebt und des Bäckermeisters Leo Stöckinger, der dort die Klosterbäckerei leitet.  

Die Fotos für das Buch hat Andrea Langenbacher realisiert. Sie studierte Theologie, Ökonomie und Management in Tübingen, wo sie arbeitet und auch wohnt. 

Obschon das Werk einige Rezepte rund um das Brot enthält, ist es kein Backbuch im herkömmlichen Sinne, denn es geht den Autoren primär darum, dem Geheimnis des Brotes nachzugehen. Die insgesamt neun Kapitel beginnen stets mit einem Zitat, das das Brot zum Thema hat. Besonders gut hat mir dabei ein Chinesisches Sprichwort gefallen. Es lautet: 

"Wenn du zwei Brote hast, so tausche eines gegen Blumen, den sie sind Brot für die Seele." 

Das erste Kapitel trägt die Überschrift "Unser tägliches Brot". Hier wird eingangs bereits darauf hingewiesen, dass das Brot seit nunmehr fast 10. 000 Jahren die Grundnahrung unserer Spezies bildet. Im Alten Testament wird immer wieder angemerkt, dass Brot nicht nur Nahrung für uns Menschen ist, sondern auch unser Herz stärken soll. 

In der Bibel ist vom "Brot-Wunder" die Rede und nicht grundlos heißt es im Vaterunser "Unser tägliches Brot gib uns heute".

Brot hat stets auch eine religiöse Bedeutung. Wenn wir es andächtig zu uns nehmen, dann haben wir teil an Gott, der es uns schenkt. Indem man über die Bedeutung des Brotes nachdenkt, speziell im Blick auf die Bibel, um so bewusster können wir unser Brot essen, so Pater Anselm und nachspüren, welches Geheimnis es birgt. 

Bereits vor über 2000 Jahren gab es bei den Römern den Beruf des Bäckers. Mitglieder der Innung wurden sogar in den Beamtenstand aufgenommen. 

Leo Stöckinger möchte durch das Buch die Aufmerksamkeit und Wertschätzung fördern, die das Brot als wertvolles Lebensmittel verdient. So erfährt man u.a. Wissenswertes über die Geschichte des Brotes und hier auch, dass es die Ägypter waren, die erstmals ihr Brot mit Sauerteig herstellten. Die frühen Christen verwendeten für die Eucharistiefeier ungesäuertes Brot. Dabei sahen sie in ihren Gemeinschaften im Brot stets auch ein tieferes Symbol. Ein bedeutsames Bild war dabei die Einheit des Brotes. 

Die Schritte vom Korn zum Brot darf man anhand des Textes auch nachvollziehen und lernt so besser zu begreifen, weshalb Backen von jeher auch als Symbol verstanden wurde. Backen verwandelt das Brot, wie man weiß. 

Über die Brotzeit und den Umgang mit Brot erfährt man Wissenswertes und kann sich dann in biblische Brotgeschichten vertiefen. Zu Auflockerung gibt es  dazwischen einige Brotrezepte. Die biblischen Brotgeschichten werden von Pater Anselm gut nachvollziehbar interpretiert. Diese Geschichten hier verkürzt wiederzugeben, sprengt leider den Rahmen der Rezension. Was aber nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Botschaft: "Wer bereit ist zu teilen, wird immer auch beschenkt, geistig, spirituell und oft auch materiell". Immer wieder geht es um Gottvertrauen, das so wichtig ist, um in Notzeiten nicht zu verzweifeln. Solange wir glauben, werden wir nicht verhungern. Gott verlässt uns nicht.

Brotrituale sind auch ein Thema. Dazu zählt das Kreuzzeichen beim Brotschneiden, auch die Verbindung von Brot und Salz sowie bestimmte Brotformen, die mit dem Fest einiger Heiliger verbunden sind. Brotbräuche sollen zeigen, dass wir Gott schmecken und genießen dürfen.

Die Brotvielfalt in Deutschland wurde als immaterielles Kulturgut in die UNESCO-Liste aufgenommen. Im Moment sind 3199 Brotspezialitäten anerkannt. 

Das Anliegen der Klosterbäckerei besteht darin, die Tradition zu pflegen. Wie das im Einzelnen ausschaut wird auch erläutert. 

Das Zusammenspiel von spirituellem und faktischem Wissen über Brot, macht das Buch zu einem ganz besonderen Lesestoff. Das Bewusstsein für den Wert des Brotes wird vertieft, vielleicht auch für die Gemeinschaft, mit der man es teilt.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Brot. Himmlisch irdisch

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