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Rezension: Von Gipfeln und Tälern des Lebens –Anselm Grün

"Wandern bedarf der Disziplin. Wir können die Erfahrungen, die wir dabei machen, auf unser gesamtes Leben übertragen" (Anselm Grün)

Autor dieses schönen Buches, das voller Lebensweisheit steckt, ist der Benediktinermönch Dr. Anselm Grün.

Seinen Text über das Wandern hat er seinen Geschwistern gewidmet, weil er mit diesen die meisten diesbezüglichen Erfahrungen gesammelt hat. 

Anselm Grün schreibt eingangs, dass er im Laufe der Jahre das Wandern immer mehr als Bild für seinen Weg als Mensch zu sehen gelernt habe. Beim Wandern gehe es wie im Leben darum, sich neuen Herausforderungen zu stellen, seine Kräfte zu erproben und an Aufgaben zu wachsen. Beim Wandern gelange man wie im Leben immer wieder an seine Grenzen, müsse sich neu orientieren, erfahre Gipfelerlebnisse und Talsohlen, beschwerliche Aufstiege und wehmütige Abschiede. Zudem werde man mit sich selbst konfrontiert, erlebe auch gegenseitiges unterschützen u.a. mehr. 

Von den Ideen, die Anselm Grün beim Wandern gekommen sind, erzählt dieses Buch. 

"Einen Weg zu gehen, heißt immer auch, Abschied zu nehmen von einem anderen", schreibt er da. Es sei Energieverschwendung über getroffene Entscheidungen nachzugrübeln und einem Weg, den man nicht gegangen ist, nachzutrauern. Leben bedeute, sich zu entscheiden. Nur so gestalte man seine Lebensgeschichte. Wer nicht entscheide, über den werde entschieden. 

Der Autor denkt auch über das Zögern nach und empfiehlt, seine Unsicherheit unter den Arm zu nehmen und sich auf den Weg zu machen. Weshalb Weggefährten wichtig sind und was sie für uns bedeuten, ist ein Thema, bevor man über den Aufbruch und das Innehalten Praktisches und Tiefsinniges erfährt und schließlich liest, dass das Gehen auch ein Sich –frei-Gehen vom eigenen Ego sei. 

Leben benötige eine Balance zwischen Rasten und Wandern, Ruhe und Arbeit. Wer sich keine Auszeit nehme, den zwinge mitunter der Körper dazu. Auftanken, sich erneut aufmachen, loslassen, um ganz präsent zu sein, darum geht es im Leben, lehrt das Wandern. 

Gipfelerfahrungen… Wie geht man mit Erfolg um? Auch darüber reflektiert Anselm Grün und rät Erfolge im Leben bewusst wahrzunehmen, um sich an trüben Tagen erinnern zu können. 

... und  über den Berg der Versuchung liest man. Es handelt sich hierbei um die Hochmut, die Folge von Gipfelerlebnissen sein kann und die uns letztlich in die Isolation führt. Es sind nicht wenige, so der Autor, die das Erstürmen der Gipfel dazu nutzen, um vor ihrem Alltag in die Grandiosität zu flüchten und immer einsamer werden. Dies muss man sich bewusst machen, um selbst nicht in die Falle zu tappen.

Auch über das Älterwerden schreibt der Autor und darüber, dass man sich damit aussöhnen muss, in fortgeschrittenen Jahren nicht mehr jeden Gipfel besteigen zu können. Er  nennt auch  das Phänomen der Umwege und hilft zu erkennen, dass Umkehren keine Niederlage ist, sondern eine Möglichkeit, einen neuen Weg zu finden. 

Neben diesen und vielen anderen Betrachtungen, wird man mit biblischen Bildern zum Thema Weg und Berg vertraut gemacht. Diese Gedanken runden persönlichen Erlebnisse des Autors ab, der, das darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, stets auf dem Weg zu Gott ist.

Das lehrreiche Buch endet mit sehr zuversichtlichen Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja: 

"Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen- meine Huld wird nie von dir weichen und der Bund meines Frieden nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.“ (Jes 54,10)

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im Buchhandel erhältlich

1 Kommentar:

  1. Das Wandern mit dem Leben zu vergleichen halte ich für eine recht passende Idee. Die Erkenntnis, eine einmal gefasste Entscheidung nicht mehr in Frage zu stellen, kam mir bereits in sehr jungen Jahren - das hilft im Alltag sehr. Das Leben ohne Zögern genießen, Wandern, Schauen. Einfach "nur" schön.

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