Der Fotograf Franz-Karl Freiherr von Linden ist der Autor dieses Prachtbandes. Von ihm stammen sowohl die beiden zentralen Textbeiträge als auch alle Fotos, die dem Leser Zisterzienser-Klöster in ganz Europa näher bringen.
Bevor ich mich mit den Fotos befasst habe, vertiefte ich mich zunächst in die Landkarte, die gleich zu Beginn des Buches die vorgestellten Klöster in die entsprechenden Regionen verortet und las im hinteren Teil des Werkes im Rahmen der beiden Zentralbeiträge Wissenswertes über den Zisterzienserorden und über Bernhard von Clairvaux.
Man erfährt Näheres zur Gründung und zur Ausbreitung, sowie zur Blütezeit des Zisterzienserordens im 11. und im 12. Jahrhundert, zur Rolle der Zisterzienser während der Kreuzzüge, zur Geschichte der Laienbrüder in Zisterzienserklöstern, zu Wirtschaftsgeschichte des Ordens, zum Bergbau und zur Lebensmittelindustrie in diesen Klöstern, zur wirtschaftlichen Entwicklung im 13. und 14. Jahrhundert, zur Krise des Ordens im Spätmittelalter, auch zum Orden im Zeitalter der Reformation und zur Auswirkung der katholischen Reform in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf die Ordensgeschicke. Zu guter Letzt wird man noch auf das Verhalten der Zisterzienser im Zeitalter der Aufklärung und Säkularisierung in Kenntnis gesetzt.
Über Bernhard von Clairvaux, der wohl stärksten kirchlichen Persönlichkeit zwischen 1120 und 1150, die aus der zisterziensischen Reformbewegung kam, hat man Gelegenheit sich einen biografischen Überblick zu verschaffen. Der Abt von Clairvaux gehörte 1119 zu den Unterzeichnern der ersten Verfassungsurkunde, der "Charta caritatis". Bernhard hatte an der Verfassung des Templer-Ritterordens mitgewirkt, der 1128 auf dem Konzil von Troyes bestätigt wurde. Des Weiteren setzte der Abt sich für die Umwandlung von Weltklerikerstifte in regulierte Chorherrenstifte ein.
Seine Autorität innerhalb der Kirchenhierarchie zeigte sich besonders auf der Synode von Etampes (1130). Hier ergriff der Abt Partei für den Franzosen Innozenz II. als Papst. Als die kirchenpolitischen Krisen immer heftiger wurden, entwickelte sich Bernhard zum "Mahner der Großen in Staat und Kirche".
Aufgrund seines Ansehens in Cluny, bei den Prämonstratensern, den Kartäusern, den Regularkanonikern und bei vielen Einsiedlern wurde er als Berater und Vermittler der Kurie in Rom unersetzlich. Zudem entwarf er für den Templer-Orden ein geistliches Programm und stand mit der Königin von Jerusalem, Melisande, im Briefwechsel.
Auf seinen Reisen, über die man Näheres erfährt, soll er Wunder bewirkt haben. Da man ihm teilweise den Fehlschlag des 2. Kreuzzuges anlastete, lehnte er die Leitung des daraufhin geplanten weiteren Kreuzzuges ab. Bernhard starb am 20.8.1153. Zu seinen Lebzeiten wurden allein 69 Tochterklöster zu Clairvaux gegründet, einige sollen bis zu 1600 km entfernt vom Mutterkloster liegen.
Lesenswert sind die Texte im Hinblick auf bedeutende Zisterzienserklöster in Europa. Hier auch liest man vom Stammkloster "Citeau" im Departement Cote d `Or, das 1098 von Abt Robert von Moslesme und 21 Gefährten gegründet wurde.
Clairvaux war das dritte Tochterkloster, gegründet 1115. Besiedelt wurde es vom heiligen Bernhard und dessen Verwandten und Freunden, die dem Kloster beigetreten waren.
Im Buch lernt man nachstehende Zisterzienserklöster auf Bildern kennen: Fontenay, Le Thoronet, Sènanque, Fontfroide, Pontigny, Longpont, Maulbronn, Bebenhausen, Salem, Bronnbach, Eberbach, Arnsburg, Haina, Altenberg, Marienstatt, Heilsbronn, Schulpforta, Chorin, Doberan, Heiligkreuztal, Zwettl, Staffarda, Fossanova, Poblet, Alcobaca, Fountains Abbey, Rievaulx Abbey, Byland Abbey, Roche Abbey, Melrose Abbey.
Zu jedem der bildlich vorgestellten Klöster erhält man eine kurze Beschreibung. Des Weiteren werden einzelnen Fotos zu den Klöstern textlich sehr gut erklärt.
Beeindruckend finde ich das gut erhaltene "Kloster Maulbronn", das 1536 säkularisiert wurde und seit 1993 zum Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes zählt, aber auch "Salem", das seit 1920 ein berühmtes Internat beherbergt. "Kloster Eberbach" im Rheingau habe ich schon vielfach besucht. Dessen romanische Pfeilerbasilika ist eines der wichtigsten Zeugnisse der frühen Zisterzienserbaukunst auf deutschem Boden. Die 1803 säkularisierte Abtei ist heute hessische Weindomäne und beherbergt das Abteimuseum.
Die gezeigten Zisterzienserklöster in England beeindrucken mich am meisten, vielleicht weil die Klosterruinen die Fantasie besonders anregen und man sich fragt, wie diese Klöster einst ausgesehen haben mögen als sie noch von Mönchen bewohnt waren.
Sehr schöne Fotos und hochinformative Texte machen das Buch empfehlenswert.
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