Dieses Buch des Prälaten Dr. Wilhelm Imkamp provoziert gewiss Andersgläubige und Atheisten allein schon durch seinen Titel: "Sei kein Spießer, sei katholisch!" zum erbitterten Widerspruch. Mich selbst hat der der Titel amüsiert, weil er in meinen Augen einen unserer Zeit angemessenen, sprachlich perfekt gelungenen Missionierungsversuch suggeriert. Wer kann da noch nein sagen? Aber stopp! So einfach funktioniert das nicht mit dem katholischen Glauben, denn er ist keine intellektuelle, sondern eine Herzensangelegenheit.
Der Autor wirbt in seinem Buch für eine sprachfähige Kirche, die sich den gesellschaftlichen Realitäten stellt. Dabei schreibt Dr. Imkamp sehr eloquent und witzig, wodurch das Buch zum wirklichen Lesevergnügen wird.
Kai Diekmann hat übrigens das Vorwort zum Buch geschrieben. Mit dem Inhalt von "Sei kein Spießer, sei katholisch" hatte ich keineswegs Berührungsprobleme, noch nicht einmal als es um das Dogma der Jungfrauengeburt ging. Wer an Gott glaubt, hat kein Problem damit zu akzeptieren, dass dessen Sohn gewissermaßen gedanklich in den Schoss Marias Eingang fand. Wo bitte ist das Problem, wenn man verstanden hat, dass es hier um Glauben geht?
Ich teile die Meinung Dr. Imkamps, dass dieses Dogma keine Einengung, sondern eine Befreiung zum Denken darstellt.
Gefallen haben mir die Überlegungen des Autors zur Volksfrömmigkeit, die einen gesunden Gegensatz zur "Elitefrömmigkeit" darstellt. Volksfrömmigkeit betone die sinnlich erfahrbare Seite des Glaubensvollzugs besonders stark und sei insofern kulturstiftend und auch kulturerhaltend. Volksfrömmigkeit sei ein Wesenszug des Katholizismus, (vgl.: S.27). Wer diese Art von Frömmigkeit besitzt, kann dabei durchaus von hoher Intellektualität sein (vgl.: S.28). Dem stimme ich zu.
Zur katholischen Kirche gehört die Marienverehrung und auch entsprechende Wallfahrten und diese waren immer auch ein Ausbrechen aus vorgegebenen, starren Strukturen, (vgl.: S.47). Wie Dr. Imkamp nicht unerwähnt lässt, haben überall dort, wo Volksfrömmigkeit nicht gepflegt oder gar zurückgedrängt wird, Aberglaube und esoterische Kulte Hochkonjunktur. Auch dieser Feststellung kann ich nichts entgegen setzen. Der Mensch sehnt sich auch nach Spiritualität. Sie ist eine Facette von uns allen. Wer sie unterdrückt wird zumeist sehr unglücklich..
Weshalb antikatholische Affekte sich gerade seit der Aufklärung als besonders spießig erwiesen, erklärt der Autor sehr überzeugend.
Wahrer Glauben entsteht durch Erweckungserlebnisse. Man findet diese vor allem beim Gebet, wenn man erspürt, dass Gott unter uns wohnt und uns immer nah ist, wenn wir uns zu ihm bekennen, (vgl. S.19)
Vertieft man sich in das vorliegende Buch, wird klar, dass der Autor eine sehr kritische Haltung gegenüber der Pastoralbürokratie einnimmt und wirkliche Frömmigkeit als den überzeugenden Ausdruck katholischen Glaubens sieht. Glaubenswissen allein genügt also nicht. Dieses Wissen muss stets im Gleichgewicht zur Glaubenserfahrung stehen.
Es führt zu weit, auf alle Facetten dieses Buches hier einzugehen. Ich stimme Dr. Imkamp zu, wenn er sagt, dass das katholische Lebensgefühl ein menschenfreundliches ist. Sicher mag es immer wieder schwarze Schafe geben und gegeben haben, doch es geht um die generelle Grundhaltung, fernab von der Pastoralbürokratie.
Der atheistische, intellektuelle Mainstream verbietet nicht nur Intellektuellen intoleranter Weise das Katholisch-Sein. Gerade aber dadurch weist er alle, die ihm folgen, als Spießer, sprich als Menschen mit ausgeprägter Konformität zu gesellschaftlichen Normen aus. Wer will Dr. Imkamp in dieser folgerichtigen Argumentation widersprechen? Ich nicht.
An die unbefleckte Empfängnis zu glauben, heißt sich von dem engen Korsett des Denkens frei zu machen und die Möglichkeiten zu begreifen, die Gottes Liebe für uns bereithält.
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