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Rezension: Bernhard von Clairvaux

"Niemals wird es Liebe ohne Furcht geben, aber es wird eine keusche Furcht sein; niemals ohne Verlangen, aber es wird ein geordnetes Verlangen sein." (Bernhard von Clairvaux)

In diesem Buch hat man Gelegenheit das Leben und Texte des Mystikers Bernhard von Clairvaux näher (1090-1153) kennen zu lernen, dessen Inspirationen primär von der Liebesdichtung des biblischen Hohenliedes beeinflusst wurde. 

Der Autor Gerhard Wehr  beschreibt die historische Situation zu   Lebzeiten des Zisterziensers, in der sich damals von der Rom gelenkten Kirche nach gewaltigen Umbrüchen eine Epoche der Reform bzw. Reformwillens ankündigte. Trotz dieser Tatsache allerdings kam es andererseits zur Bekämpfung einzelner, als Ketzer deklassierter theologischer Denker, die man zum Schweigen bringen wollte. Erwähnt wird hier der Theologe Petrus Abaelard (1079-1142), ein bedeutender, aber umstrittener Denker des Mittelalters. Der Franzose stellte die Dialektik in den Dienst der theologischen Wahrheitsfindung und führte sie auf diese Weise zum Höhepunkt philosophischen Erkennens, (vgl.: S.11).

Bernhard von Clairvaux hat in jener Zeit einen besonders hohen Rang. Seine Bedeutung und sein Rang werden nicht zuletzt dadurch noch heute hervorgehoben, indem man vom „bernhardinischen Jahrhundert“ spricht, wenn man das Jahrhundert seines Wirkens im Auge hat. Der Autor erläutert kurz Wissenswertes über die Zisterzienser, für die die klassischen Mönchstugenden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam galten ihre  asketische Grundhaltung bestimmte. 

Bernhard war der Sohn eines burgundischen adeligen Ritters. Geboren wurde er auf Schloss Fontaines bei Dijon. Er soll eine hohe Schulbildung besessen haben, bevor er ins Kloster der Benediktiner in Cluny eintrat. und wenig  später mit einer Gruppe von Mönchen Kloster Clairvaux gründete. Dort wird er Abt. Geschickt weiß er innerkirchliche Spannungen aufzulösen. Immer mehr Aufgaben werden ihm erteilt, sei es von dem schnell wachsenden Orden selbst oder aber von der Kirchenleitung in Rom, (vgl.: S.17). Er war es, der u.a. Anteil am Zustandekommen des Templerordens hatte und der Partei in Richtungskämpfen gegen den Scholastiker Peter Abaelard ergriff. Der Zisterzienser sah durch die Thesen des hochgebildeten Theologen Abaelard die Lehre der Kirche gefährdet. 

Nicht unerwähnt bleibt sein Briefwechsel mit Hildegard von Bingen und die Tatsache, dass in der Gesamtheit sein Lebenswerk vielfältig und geschichtsträchtig war. Als er starb, gab es bereits 300 Zisterzienserklöster, in denen sich in Erfüllung der ursprünglichen Benediktus-Regel Ungezählte zu hingebungsvoller missionarischer Arbeit zusammengefunden haben, (vgl.: S.21). 

Im vorliegenden Buch, hat man Gelegenheit 21 seiner Texte studieren zu können, über deren Nachwirkung man im Vorfeld kurz informiert wird. Besonders interessant finde ich seinen Gedanken der Vorrangstellung der göttlichen Liebe, die auf die zwischenmenschliche Liebesbeziehung, letztlich auf alles Sein, auf alle Geschöpfe ausstrahlt und die wiederum zu Gott zurückfließt, (vgl.: S.128). 

Empfehlenswert.

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