Man soll sich zur Gewohnheit machen, sich zu fragen: Was geht im Moment in mir vor? Tolle warnt davor sich mit seinem Verstand zu identifizieren, weil man durch ihn letztlich im Irrglauben der Zeit gefangen gehalten wird. Er empfiehlt die Illusion von Zeit zu beenden, weil diese in der Regel Ursache für mannigfaches Leid ist. Der Verstand zwingt dazu nahezu ausschließlich durch Erinnerung und in Erwartung zu leben. Genau dadurch resultiert die endlose Beschäftigung mit Vergangenheit und Zukunft und die Weigerung den gegenwärtigen Moment anzuerkennen, so der Autor, und diesem Augenblick zu erlauben zu sein. Man muss sich klar machen, dass es immer nur das Jetzt gibt. Nur das Jetzt ist kostbar, aber nicht die Zeit. Sie ist bloße Illusion.
Das menschliche Sein basiert nicht auf dem Verstand und den Emotionen, sondern es basiert auf dem jeweiligen inneren Energiefeld, welches zu kreativen Höchstleistungen verhelfen kann, wenn man sich bewusst im Jetzt aufhält und sich mit diesem ausschließlich beschäftigt. Die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft führt, so Tolle, in der Regel zu emotionalem Schmerz, der auch die Hauptursache für körperlichen Schmerz und körperlicher Krankheit ist. Groll, Hass, Selbstmitleid, Schuldbewusstsein, Wut, Depression, Eifersucht und anderes mehr, auch die geringste Verärgerung sind alles Ausdruck von Schmerz.
Tolle zeigt wie man das Erschaffen von Schmerz in der Gegenwart beenden und vergangenen Schmerz auflösen kann.
Schmerz, den man erschafft, entspringt aus der Ablehnung dessen, was ist, d.h. aus dem eigenen bewussten Widerstand. Auf Verstandesebene entspricht Widerstand einer Form von Beurteilung auf emotionaler Ebene einer Form von Negativität. Interessant ist, dass die Intensität des Schmerzes vom Grad des Widerstandes gegenüber dem gegenwärtigen Moment abhängt. Je mehr man fähig ist das Jetzt, so wie es sich darstellt, anzuerkennen, desto geringer sind der Schmerz und das Leiden. Tolle rät den Moment zum Freund und Verbündeten zu machen und nicht zum Feind. Er weiß, dass auf diese Weise sich das ganze Leben auf wundersame Weise verwandeln kann. Man möge sich dem hingeben, was ist und stets ja zum gegenwärtigen Moment sagen, dann beginnt das Leben für und nicht gegen einen zu arbeiten.
Tolle erklärt den Begriff Schmerzkörper und zeigt wie man diesen auflösen kann. Wenn der Schmerzkörper von einem Menschen Besitz ergriffen hat, will er immer mehr Schmerz. Ein solcher Mensch wird zum Opfer oder zum Täter. Er möchte Schmerz zufügen oder selbst erleiden oder beides. Natürlich sind sich Menschen, die so Handeln ihres Tuns nicht bewusst. Sobald Bewusstsein entsteht, entscheiden sich Menschen gegen diesen Wahnsinn. Wer gegenwärtig wird und bleibt, ist bewusst. Er hört auf zu leiden, den Leiden benötigt Zeit. Vergangenheit kann nur durch einen Mangel an Gegenwärtigkeit aufrechterhalten werden. Die Qualität des eigenen Bewusstseins in diesem Moment verleiht der Zukunft Gestalt. Aber diese kann nur als Jetzt erfahren werden.
Solange man unbewusst lebt, wird das kreative Potenzial des Jetzt von der psychologischen Zeit verdeckt. Dies ist die Ursache dafür, dass das Leben an Frische, Dynamik und Staunen verliert. Stattdessen werden alte Muster aus Gedanken, Emotionen, Verhalten, Reaktionen und Wünschen immer wieder neu aufgewärmt. Zudem erschafft der Verstand eine Besessenheit von der Zukunft als Flucht vor einer unbefriedigenden Gegenwart. Der Mensch existiert dann unglücklich in seiner Illusionswelt der Vergangenheit und Zukunft und hört auf zu leben. Leben ist nur im Hier und Heute möglich.
Tolle lehrt den Leser Zugang zum inneren Körper zu finden. Wer diesen Zugang gefunden hat, wird deutlich langsamer altern. Wer in seinem Körper präsent ist, verbessert sein Immunsystem und schützt sich vor negativ -emotionalen Kraftfeldern Dritter.Nur wer sein eigenes Sein fühlt und erkennt ist in der Lage das Sein seiner Nächsten zu erkennen. Auf der tiefsten Ebene des Seins ist man eins mit allem, was ist. Nur dort ist die Liebe zu finden.
Zwischenmenschlich Beziehungen beruhen leider zumeist ausschließlich auf gemeinsamen Verstandesaktivitäten. Deshalb auch gibt es so viele Konflikte. Tolle konstatiert, dass immer dann, wenn der Verstand das Leben bestimmt, Konflikte, Zwietracht und Probleme unvermeidbar sind. Nur der Kontakt mit dem inneren Körper schafft einen klaren Raum von No-Mind, in dem die Beziehungen blühen können.
Damit Liebe sich entfalten kann, muss das Licht der Gegenwärtigkeit stark genug sein. Man muss Dritte so wie sie sind annehmen, ohne das Bedürfnis zu haben sie verändern zu wollen oder zu verurteilen. So schafft man einen Raum jenseits vom Ego. So ist wahre Kommunikation und wahre Liebe möglich.
Die Energieform, aus welcher Feindseligkeit und Angriffe entstehen, verhält sich, so Tolle, absolut allergisch gegen die Gegenwart von Liebe.Die grundlegenden Muster des Egos sind darauf angelegt seine tiefe Angst und sein Gefühl von Mangel zu bekämpfen. Es handelt sich um Widerstand, Kontrolle, Macht, Gier, Abwehr und Angriff.Diese Negativität ist aber unnatürlich, denn sie schadet dem Menschen. Man entzieht sich ihr indem man sich absolut der Situation hingibt und keinen Widerstand leistet. Das bedeutet keineswegs sich aufzugeben und ist auch kein Zeichen von Schwäche. Das Gegenteil ist der Fall. In dem Augenblick, in dem man Unfrieden vollständig akzeptiert, wird er sich in Frieden verwandeln. Tolle schreibt vom Wunder der Hingabe. Wenn man aufhört Widerstand zu bieten, verliert jeder Aggressor die Macht das innere Befinden eines anderen zu kontrollieren.
Alles Unheil ist das Ergebnis von Unbewusstheit. Sich diesem zu entziehen ist nur möglich, wenn man bewusst im Hier und Heute lebt und sich aller Illusionen entledigt. Nehme man das Leben so wie es ist und mache jeden Minute das Beste daraus.
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